Uhrenhändler-Prozess: Neue „Beweise“ in letzter Minute
Eigentlich sollte am Freitag das Urteil fallen. Doch die Verteidigerin präsentiert ein Dokument, das ihr anonym zugespielt wurde. Es soll den Angeklagten entlasten
Seit September zieht sich der Prozess um den Raubüberfall auf einen Vöhringer Uhrenhändler bereits in die Länge. Verhandelt wird er am Memminger Landgericht. Ein Urteil war immer wieder in Sicht. So sollte die Sitzung am Freitag die letzte sein. Doch die Verteidigerin legte zur Überraschung der Prozessbeobachter ein neues Beweisstück vor, das den einzig verbliebenen Angeklagten entlasten soll. Von wem sie dieses brisante Dokument erhalten hatte, weiß sie allerdings nicht. Wohl ein Bote hatte den USB-Stick bei ihrer Kanzlei eingeworfen.
Zur Vorgeschichte: Vor etwa sechs Jahren wurde ein Mann, der über das Internet teure Markenuhren verkauft, in seinem Haus in Illerberg überfallen. Die Täter sollen nachts in sein Haus eingedrungen sein, den Händler und dessen Frau mit einer Waffe bedroht, sie gefesselt und wertvolle Uhren, Mobiltelefone und Bargeld in Höhe von rund 700000 Euro erbeutet haben. Durch den Tipp eines angeblichen Mitwissers gerieten fünf Männer in Verdacht. Im September des vergangenen Jahres begann der Prozess gegen sie. Vier der Beschuldigten wurden Mitte Oktober freigesprochen, weil die Anklage ihnen keine Beteiligung an der Tat nachweisen konnte. Der Hauptzeuge hatte vor Gericht die Aussage verweigert – aus Angst, sich damit selbst zu belasten. Nun legte die Anwältin des letzten Angeklagten einen neunseitigen Brief vor, der ihrer Ansicht nach beweist, dass auch ihr Mandant unschuldig sei. In ihren Erläuterungen hörten Staatsanwalt und Richter eine neue Version der Ereignisse. Das von einem Notar in der Türkei verfasste und von dem Angeklagten unterschriebene Geständnis sei frei erfunden, so die Anwältin.
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