
Anmeldung zur Corona-Impfung nur online - wie sollen Senioren das schaffen?

Plus Alois Heinrich aus Vöhringen bietet Senioren Hilfe beim Registrieren für ihren Corona-Impftermin an. Das ist mehr Aufwand als gedacht. Es gibt einige Hürden.
Alois Heinrich raucht der Kopf. Seine gut gemeinte Initiative, älteren Menschen zu helfen, sich für einen Termin für die Corona-Impfung zu registrieren, ist auf ein großes Echo gestoßen. Das freut den Vöhringer. Aber weniger erfreulich gestaltet sich für ihn die Umsetzung des Vorhabens. Für Anmeldung zur Impfung gibt es einige Hürden.
Denn ohne eigene Mailadresse geht nichts. Das aber setzt zwei Dinge voraus: Erstens müssen diese Menschen über einen Computer verfügen und zweitens digital fit genug sein, eine eigene E-Mail-Adresse einzurichten. „Wer hat die in dem Alter schon, damit sind Senioren doch oft überfordert“, sagt Heinrich, und eine geballte Portion Ärger schwingt in seiner Stimme mit. Zur Erinnerung: Geimpft wird bislang die Zielgruppe 80+.
Viele Senioren brauchen Hilfe bei der Anmeldung
Erst am Montag hat die Illertisser Zeitung in einem Artikel auf das Hilfsangebot aufmerksam gemacht. Bereits um 9 Uhr am selben Tag hatte Heinrich eine 92-jährige Frau am Telefon. Sie wollte sich registrieren lassen. Er nahm alle wichtigen persönlichen Daten auf. Aber als er diese an das Impfzentrum (www.impfzentren.bayern) weiterleiten wollte, erfuhr er, dass sich die Impfwilligen persönlich über eine E-Mail-Adresse registrieren lassen müssen.

Ohne diese Online-Verbindung könne das Impfzentrum keine Registrierungen vornehmen und deshalb auch keine Impftermine vergeben. Also machte sich Alois Heinrich daran, eine E-Mail-Adresse anzulegen. Für geübte Onliner eine Sache von fünf Minuten, weniger Versierte brauchen gut zehn Minuten. Wenn man alles richtig machen will, vielleicht auch länger. Man kann sich also vorstellen, wie viel Mehrarbeit auf Alois Heinrich zukam.
E-Mails müssen zertifiziert werden
Mittlerweile haben sich 18 Personen gemeldet, die sich Hilfe erhoffen. Als Heinrich die notwendigen Daten dann an die zentrale Stelle – das Bayerische Impfzentrum – weiterleiten wollte, stieß er auf ein weiteres Hindernis: Als Rückmeldung erhielt er die Nachricht, er müsse diese neue Mail vom Anbieter zertifizieren lassen. Nur so kann die Richtigkeit der Mail-Adresse bestätigt werden, berichtet Heinrich.
Aber damit nicht genug. Es folgte eine Mitteilung des Impfzentrums, dass man auf einer Liste Auskunft über die Medikamente angeben müsse, die der Impfbewerber einnehme, und mögliche Vorerkrankungen. Möglicherweise könnten da die Hausärzte helfen. Heinrich: „Ob das ein Senior fehlerfrei kann, wage ich zu bezweifeln. Meistens gehen die Leute doch zum Arzt, der schaut in seinen Computer und weiß Bescheid. Ich erhoffe mir im Interesse der älteren Menschen von den Ärzten Hilfe auf Unterstützung.“
Gesundheitsministerium will bestmöglichen Datenschutz
Auf Anfrage unserer Redaktion erklärte ein Sprecher des Bayerischen Gesundheitsministeriums, „dass gerade bei einer Anmeldung im Internet größtmögliche Sicherheit für Gesundheitsdaten den Bürgerinnen und Bürgern garantiert werden könne. Deshalb ist bei der Online-Registrierung eine Zwei-Faktor-Authentifizierung erforderlich. Als Komponenten wurden eine E-Mail-Adresse und eine Mobilfunknummer festgelegt. „Diese Kontaktdaten“, so der Sprecher, „werden dann auch zur Benachrichtigung der Bürger für die Terminauswahl und für die Terminbestätigung genutzt.“
Das Ministerium geht auch auf die Frage ein, was passiert, wenn der Vater die Telefonnummer seines Sohnes angibt? Das sei möglich. Mobilfunk-Nummern können mehrfach verwendet werden. Doch jeder Nutzer benötigt eine eindeutige E-Mail-Adresse, das heißt – jede E-Mail-Adresse kann nur einmal verwendet werden. Wichtig sei, dass die betreffende Person tatsächlich auch über die angegebene Nummer erreichbar ist.
Im Notfall vergibt das Landratsamt Neu-Ulm Termine telefonisch
Was macht aber ein Impfwilliger, der keinen Helfer wie Alois Heinrich an seiner Seite hat? Aus dem Landratsamt Neu-Ulm kommt dazu eine trostreiche Nachricht. Wer gar nicht mit dem bayernweiten zentralen Impfzentrum zurechtkommt, kann über die Hotline im Landratsamt – Telefonnummer: 0731/ 7040-5060 – von montags bis sonntags in der Zeit von 6 bis 18 Uhr Hilfe erhalten. Pressesprecherin Kerstin Weidner weist aber auch darauf hin, dass die Nachfrage nach Impfterminen die Verfügbarkeit des Impfstoffes übersteigt und dass es einige Zeit dauern wird, bis man einen Termin genannt bekommt. „Wir möchten alle nur um Geduld bitten. Jeder der einen Impftermin möchte, wird auch einen erhalten“ versichert Weidner.
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