
Wie der Vöhringer Bürgermeister die ersten 100 Tage im Amt erlebt hat

Plus Seit rund 100 Tagen sitzt Michael Neher im Chefsessel des Vöhringer Rathauses. Er erzählt, wie die erste Zeit im Amt des Bürgermeisters verlaufen ist.

Mit der Kommunalwahl sind außergewöhnliche Zeiten angebrochen. Am 16. März, der Montag nach der Wahl, wurde in Bayern der Katastrophenfall ausgerufen. Die Pandemie bestimmte über Wochen den Alltag der Bürger. In einigen Rathäusern sind ungeachtet dessen neue Zeiten angebrochen. Auch in Vöhringen gab es einen Wechsel auf dem Chefsessel. Michael Neher (CSU) folgte auf Karl Janson, der sich 24 Jahre lang um die Geschicke der Stadt kümmerte. Für Neher steht, wie für seine anderen neu gewählten Amtskollegen, ein erstes kleines Jubiläum an: Am 8. August ist er nun 100 Tage im Amt. Zeit, eine erste kleine Bilanz zu ziehen.
Der neue Bürgermeister scheint sich gut eingelebt zu haben im Amtszimmer des Rathauses. Wer genau hinschaut, entdeckt Fotos seiner Familie, die er aufgehängt hat. Bei Arbeitstagen, die auch mal zwischen zwölf und vierzehn Stunden dauern, braucht es ein Büro, in dem man sich wohlfühlt. So lange Tage kenne er zwar aus seinem früheren Job als Anwalt, sagt Neher. Doch bei all dem Neuen was, trotz jahrelangem Engagement im Stadtrat, auf den jungen Bürgermeister einprasselt, schwirre ihm zum Feierabend doch öfter der Kopf.
Große Umwälzungen hat Neher im Rathaus nicht angestoßen: Manches in der Verwaltung wird neu geordnet, Aufgaben anders verteilt. „Wir kehren aber nicht alles von oben nach unten um“, sagt Neher. Eingeführt hat er aber eine gewisse Politik der offenen Tür: Seine Bürotür steht den Mitarbeitern fast immer offen. Jeder könne mit seinen Sorgen, Problemen, Arbeit oder sonstigem einfach herein.
Ein Vöhringer Großprojekt hat Neher schon weiter vorangetrieben
Dabei ist Neher nicht der einzige neue Kopf im Rathaus. Fast zeitgleich übernahm Dominik Mennel die Leitung des Hauptamts. Für ihn, dessen erfahrenen und vor wenigen Wochen in Pension gegangenen Vorgänger Jürgen Herzog und alle anderen städtischen Mitarbeiter hat Neher nur Lob übrig. Und der Neubürgermeister hat gelernt, dass Vorurteile häufig nicht stimmen, wie er erzählt: „Von einer Behörde wie einem Rathaus könnte man denken, dass da alles ein bisschen gemütlicher läuft.“ Dass dem nicht so ist, haben ihm die hoch motivierten Mitarbeiter schnell bewiesen.
Ein Vöhringer Großprojekt hat Neher schon weiter vorangetrieben: die Neue Rathaus-Mitte. „Ich freue mich unbändig, das jetzt wieder anzustoßen“, sagt Neher. Der Stadtrat macht sich nun an einen entsprechenden Aufstellungsbeschluss. Der Bau wird, wenn er denn einmal fertig ist, das Gesicht der Stadt verändern. Es wird neuer Wohnraum mitten in Vöhringen geschaffen, es bieten sich viele neue Möglichkeiten. Es gibt auch Kritiker, die unter anderem finden, die Pläne hätten sich inzwischen überholt und das Projekt sei, ausgerechnet jetzt, eine Geldverschwendung. Neher sieht das anders. Ja, es gab Pläne, die inzwischen überholt sind. Doch im Stadtrat wurden mit einem Planungsbüro neue Ideen ausgearbeitet. Und den größten Teil der Kosten trägt ohnehin ein Investor. Und über den Bebauungsplan könne der Stadtrat sogar maßgeblich mitentscheiden, wie die Neue Rathaus-Mitte am Ende aussehen wird, erklärt Neher.
Auch beim Stadtradeln des Landkreises Neu-Ulm war Neher dabei
Noch ein Thema, das die Stadt in der Vergangenheit spaltete, ist in der Amtszeit des neuen Bürgermeisters wieder aufgetaucht: der Bau einer neuen Moschee im Vöhringer Norden. Auch dazu vertritt Neher einen festen Standpunkt. Die Religionsfreiheit steht für den Politiker an vorderster Stelle. Eine Moschee darf unbedingt gebaut werden. In der Größe soll sie sich allerdings an die Bedürfnisse der örtlichen Gemeinde richten. Das hat Neher schon in der Bauausschusssitzung deutlich gemacht, in der das Thema auf der Tagesordnung stand. Lesen Sie dazu auch: Neue Moschee in Vöhringen: Das plant die muslimische Gemeinde
Mit Begeisterung hat sich Neher am Stadtradeln des Landkreises Neu-Ulm beteiligt. Da wird nicht nur von Zuhause zum Rathaus geradelt. Auf externe Termine geht es – gelegentlich auch zusammen mit den Mitarbeitern – ebenfalls mit dem Rad. Und wenn man schon mit dem Experten aus dem Bauamt unterwegs ist, wird auch gleich geguckt, wo man Vöhringen fahrradfreundlicher machen kann. Da ist der studierte Jurist Neher ganz pragmatisch veranlagt.
Kurzum: Bürgermeister zu sein macht Neher viel Spaß. Das sei auch seiner Frau aufgefallen. Weil er häufig mit einem Lächeln von der Arbeit heimkommt.
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