
Allein auf weiter Flur


„Um’s Eck“ seit einem Jahr der einzige Lebensmittelladen in Tiefenbach, einem Ort mit 2000 Einwohnern
Tiefenbach Wenn Luitgard Bielesch einkaufen geht, dann nur in den Dorfladen „Um’s Eck“. „Man muss solche kleinen Läden unterstützen. Außerdem ist es nicht weit weg von daheim. In meinem Alter ist man ja nicht mehr so mobil“, sagt die Seniorin. „Außerdem sind hier alle Angestellten sehr hilfsbereit“, erzählt sie weiter und deutet durch das Schaufenster, in dem Osterhasen mit gelben Pullis und blauen Mützen sitzen, in den kleinen Laden, in den sie so gerne kommt.
Ein einziger Laden für 2000 Einwohner
So wie Luitgard Bielesch denken anscheinend viele Bürger aus Tiefenbach. Denn der Laden in der Graf-Kirchberg-Straße, der am Freitag sein einjähriges Bestehen feierte, läuft nach Aussagen der Inhaberin Dana Neuhäusler gut. Nachdem die Bäckerei Erhard Ende 2009 geschlossen hatte, fehlte Tiefenbach eine Einkaufsmöglichkeit. Denn der Illertisser Stadtteil mit rund 2000 Einwohnern hatte keinen Lebensmittelladen mehr.
Und das ist im ländlichen Raum nicht selten. Laut einer Umfrage des Bundesverbands der Verbraucherzentralen hat sich die Anzahl kleiner Lebensmittel-Einzelhändler zwischen den Jahren 2000 und 2007 um 37 Prozent verringert. 17000 Geschäfte wurden deutschlandweit dichtgemacht. Im Schnitt kommt ein Laden auf 1495 Bürger. Tiefenbach schafft diesen Schnitt bislang nicht. „Um’s Eck“ ist das einzige Geschäft.
Dana Neuhäusler, selbst gelernte Einzelhandelskauffrau, hatte sich damals entschlossen, den kleinen Lebensmittelladen aufzumachen. „Es war eine Herausforderung, die Kunden von unserem Angebot zu überzeugen. Ich bin zufrieden, unser Geschäft wird gut angenommen, auch von jüngeren Leuten, die ja sonst eher in große Supermärkte gehen“, sagt die Inhaberin. „Was wir nicht haben, wie zum Beispiel bestimmte Gewürze oder ein spezielles Waschmittel, das bestellen wir extra.“
Auch Petra Schwandt, Wirtschaftsbeauftragte der Stadt Illertissen, ist anlässlich des einjährigen Bestehens in den Laden gekommen. „Solche Geschäfte wie dieses sind wichtig. Ich denke, dass gerade die kleinen Läden oft zum Treff- und Lebensmittelpunkt für viele Bürger aus den Gemeinden werden. So ist es zum Beispiel in Jedesheim.“
Auch für die Kinder im Ort sei der Laden eine tolle Sache. „Ich finde es super, dass hier Kinder aus dem Dorf alleine herkommen und einkaufen können. Ich denke, dass das die Selbstständigkeit fördert“, sagt Petra Schwandt.
Das Konzept des Ladens, familiäres Einkaufen ohne Hektik, scheint aufzugehen. Einen der wenigen Parkplätze vor der Tür zu bekommen, ist schwierig. Günter Endler hat einen ergattert und räumt seine Einkäufe in den Kofferraum. „Ich finde hier wirklich alles, was ich brauche und bin sehr froh, dass es das Geschäft gibt. Ich komme lieber hierher als zu den großen Lebensmittelketten“, sagt er und packt seine orange Stofftasche ins Auto. Die bekommt zur Feier des Tages jeder Einkäufer, samt Überraschungsgeschenk. Auch die Illertisser Bürgermeisterin Marita Kaiser ist gekommen. „Es war mir ein Anliegen, dass hier der Dorfladen herkommt. Ich denke, die Ortsteile bereichern durch ihre Eigenständigkeit das Gesamtgefüge“, sagt sie. „Es muss nicht immer eine Soße sein“, so die Bürgermeisterin weiter. Dass Dana Neuhäusler den Schritt gewagt hat, einen eigenen Laden zu eröffnen, sei bewundernswert. „Dass die Inhaberin den Mut hatte, finde ich einfach geil.“
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