Es war nicht nur ein besonderer Tag für den kleinen Leon, seine Eltern Anna und Julian Wimmer sowie seine Taufpaten Stefanie und Johannes Semler, sondern auch für die katholische Seelsorgeeinheit Dietenheim-Illerrieden und hier vor allem auch für Gemeindereferentin Michaela Heger: Erstmals durfte hier eine Frau das Sakrament der Taufe spenden.
Der Bischof ließ auch Frauen zur Taufe zu
Im November 2023 hatte der inzwischen in den Ruhestand verabschiedete Bischof Gebhard Fürst für seine Diözese Rottenburg-Stuttgart verfügt, dass auch Frauen zugelassen werden dürften, nachdem im Kirchenrecht („Codex Iuris Canonici“) gestattet ist, dass dies geschehen könne, sofern „ordentliche“ Taufspender, also geweihte Priester oder Diakone, nicht zur Verfügung stünden. Angesichts der Personalsituation in den oft mehrere Gemeinden umfassenden Seelsorgeeinheiten – in Bayern „Pfarreiengemeinschaften“ genannt – sah Bischof Fürst diese Lage als gegeben an und ließ Laientheologinnen eine Fortbildung absolvieren. Danach erhielten sie die kirchenamtliche Beauftragung. Er hatte dazu erklärt, dass die Neuerung dem Wunsch vieler Familien entspreche, dass Taufen „individuell, persönlich und familiär“ sein sollten. Solche Änderungen, hatte Weihbischof Matthäus Karrer bei der Beauftragung der Theologinnen erklärt, folgten „wie häufig in der katholischen Kirche den Anstößen von der Basis“.
Der kleine Leon wurde als Erster getauft
Die Taufe ist in der katholischen Kirche das grundlegende Sakrament, durch das ein Mensch in die Glaubensgemeinschaft aufgenommen wird. Sie ist ein „Zeichen für die besondere, unauflösbare Gemeinschaft mit Jesus“. Gemeindereferentin Michaela Heger hatte sich für die Ausbildung zur Taufspendung beworben und den entsprechenden Lehrgang absolviert. Am vergangenen Sonntag, also direkt nach dem Weltfrauentag, war nun das Ehepaar Anna und Julian Wimmer mit dem kleinen Leon gekommen, um in der Stadtpfarrkirche St. Martinus die Taufe des kleinen Leon zu feiern. Papa Julian stammt aus Aalen-Westhausen im Ostalbkreis und die Familie wohnt auch dort, aber Mama Anna ist eine Dietenheimerin. Und weil ihre Eltern hier durch ihre Landwirtschaft gebunden sind, hatte sich das junge Ehepaar entschlossen, das Kind in Dietenheim taufen zu lassen.

Rund 25 Verwandte hatten sich eingefunden, und sie wurden von Gemeindereferentin Michaela Heger am Kirchenportal begrüßt und in den Chorraum der Kirche geleitet. Nach Lesung, gemeinsamem Gesang, dem Taufversprechen von Eltern und Paten sowie dem Glaubensbekenntnis kam der große Moment: Gemeindereferentin Heger goss dem Täufling das angewärmte Taufwasser über den Kopf und sprach dazu die Taufformel. Der kleine Leon war offensichtlich überrascht, beruhigte sich aber schnell wieder und nahm auch die Salbung mit dem geweihten Chrisam-Öl mit offensichtlichem Interesse entgegen. Die Übergabe des weißen Taufkleides, weitere Lieder und der abschließende Segen beschlossen die denkwürdige Feier.
Frauen taufen – das gehört in der Diözese bald zur Normalität
In Zukunft wird es wohl zur Normalität in der Diözese Rottenburg-Stuttgart gehören, dass die Taufe auch von Frauen gespendet wird, so wie es bereits in den Bistümern Essen und Osnabrück geschieht. Man darf mit Spannung erwarten, ob und wann weitere Bischöfe dem Beispiel ihrer drei Amtsbrüder folgen werden, womit der Stellenwert der Frau in der katholischen Kirche eine deutliche Aufwertung erfahren hat.
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