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Für Anton Spicka ist Arbeit ein Lebenselixir

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Für Anton Spicka ist Arbeit ein Lebenselixir

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    Sie waren einst Kollegen, Anton Spicka (links) und der Illertisser Bürgermeister Jürgen Eisen. Jetzt kam er zum Gratulieren.
    Sie waren einst Kollegen, Anton Spicka (links) und der Illertisser Bürgermeister Jürgen Eisen. Jetzt kam er zum Gratulieren. Foto: Regina Langhans

    Zur Feier seines 90. Geburtstags hatte Anton Spicka einen besonderen Wunsch: Sein früherer Arbeitskollege Jürgen Eisen möge ihn besuchen. Und so kam Eisen nicht nur als Illertisser Bürgermeister zum Gratulieren, sondern auch als ehemaliger Kollege. Da durfte der Rückblick in alte Zeiten nicht fehlen. Und schnell wurde klar, dass den rüstigen Senior seine Freude an der Arbeit, Humor und Fleiß bis ins hohe Alter jung gehalten haben.

    „Putzen kann ich selbst“, betont er. Kochen und backen ebenso, weswegen er sich mit der über ihm wohnenden Frau, die wie er inzwischen verwitwet ist, bei der Zubereitung des Mittagessens abwechselt. Auch die Mahlzeit wird gemeinsam eingenommen. Weiteren Zeitvertreib hat der gelernte Elektrotechniker immer noch durch seinen Beruf, obwohl er es inzwischen bei kleineren Reparaturen oder Ratschlägen belässt. Die „Expertise des Anton“ war zu allen Zeiten gefragt, und nach dem Eintritt ins Rentenalter flog er nach Portugal, Griechenland und als 80-Jähriger noch in den Ural, um die Maschinen seines früheren Arbeitgebers, der Illertisser Firma Dimter, zu optimieren und den jeweiligen Standorten anzupassen.  

    Anton Julius Spicka kam am 13. August 1934 in Wilmersdorf in Berlin zur Welt. Im März 1945 wurde sein Zuhause ausgebombt. So wurde die Familie noch vor Ende des Zweiten Weltkrieges ins böhmische Erzgebirge im heutigen Tschechien umquartiert. Anton Spicka erlebte dort die kommunistische Machtübernahme mit, sah sich mit der tschechischen Sprache konfrontiert und wurde zum dortigen Militär eingezogen. 1951 lernte er seine Frau im Kirchenchor kennen, 1954 wurde geheiratet. Nur über Umwege schaffte er es, den Traumberuf des Elektrotechnikers zu erlernen und war 1957 am Ziel. 1964 stellte er mit seiner jungen Familie den Antrag, nach Illertissen ausreisen zu dürfen, wo bereits der Schwiegervater wohnte. Spicka musste sich mit 1600 Kronen „herauskaufen“, obwohl er nur 1.200 im Monat verdiente. Am 15. Dezember 1966 kam er mit drei Kisten Gepäck in Illertissen an.

    23 Jahre lang fand Spicka Arbeit bei der Firma Dimter, wo er bald zur unentbehrlichen Kraft wurde. Hauptsächlich war er auf Montage unterwegs, in der Sowjetzone oder auch in Südafrika. „Bei der Arbeit habe ich die halbe Welt kennengelernt“, kann er schwärmen. Dadurch habe er aber auch die Flexibilität erworben, sich immer wieder auf neue Situationen einstellen zu können. In der DDR war er, die Heimataufenthalte eingerechnet, ein Jahr lang beschäftigt. Spicka verdiente 35 Ostmark täglich, die es innerhalb des Landes auszugeben galt: „Das gestaltete sich gar nicht so einfach, weil das Warenangebot nicht so groß war.“ Spicka lebte für seinen Beruf, ging nochmals eine neue Herausforderung ein und arbeitete bis zum Rentenantritt beim Sondermaschinenbau SMB in Vöhringen.

    Acht Jahre hat er seine Frau gepflegt. Als Seniorenbeschäftigung entdeckte Spicka die Kunst des Filmens für sich. Er begann mit Super-8-Filmen und nützt inzwischen Digitalkamera und Software am PC. Zwei Ratschläge will der ewige Handwerker jungen Leuten mitgeben: Manchmal ist das Wegwerfen besser und der Neukauf zu akzeptieren.

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