Dieser Satz macht nachdenklich. „Im Prinzip war ich ein Produkt“, sagt Janine Berger. Die ehemalige deutsche Spitzenturnerin aus Bubesheim, die in ihrer aktiven Karriere auch für den SSV Ulm 1846 in der Bundesliga gestartet ist, äußerte sich Ende Dezember 2024 erstmals zu den Missbrauchsvorwürfen im deutschen Turnen. Seitdem ist die Olympia-Vierte von 2012 gefragte Gesprächspartnerin – weil sie schonungslos aufdeckt und ihre eigenen Ängste und Sorgen dabei nicht verheimlicht. In der neuesten Folge unseres Podcasts „Studio West“ spricht sie mit Nadine Ballweg und Stephan Schöttl über Missstände, Machtspiele, aber auch über die schönen Seiten des Sports.
„Lob gibt es in diesem System fast gar nicht.“ Noch so eine Satz, der aufrüttelt. Berger zieht im fast 45-minütigen Podcastgespräch in diesem Zusammenhang einen interessanten Vergleich zum Fußball. Bei Misserfolg werde dort schließlich sofort die Arbeit des Trainers infrage gestellt. Und beim Turnen? Undenkbar! Die 28-Jährige erzählt von ihren eigenen Erfahrungen. Sie redet offen über Essstörungen und Depressionen, über Selbstmordgedanken und den Weg zurück ins Leben. Ein schönes Leben.

Trotz allem blickt sie mit Stolz auf alles, was sie erreicht hat. Zum Beispiel die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2012 in London. Diesen Traum hatte sie schon als Siebenjährige, mit 16 wurde er wahr. Berger schwärmt am Mikrofon von der großartigen Atmosphäre und den Momenten, als ihr im Olympischen Dorf die großen Idole Michael Phelps und Usain Bolt über den Weg liefen. Letztlich haben aber auch die Spiele in London einen tiefen Riss hinterlassen: Die Bubesheimerin war damals Vierte geworden, fühlte sich von den Kampfrichtern um eine Medaille betrogen – und wieder gab es böse Worte von der Trainerin.

Viel dreht sich in dieser Folge von „Studio West“ um die Aufarbeitung des Skandals rund um den Deutschen Turnerbund. Beim DTB, sagt Berger, seien Erniedrigung und Manipulation an der Tagesordnung gewesen. Die Leistungssportlerin hat inzwischen ihre Freude am Sport zurückgewonnen. Sie unterhält sich mit den beiden Redakteuren daher auch über ihre Anfänge als kleines Mädchen beim Turnverein Günzburg, Liebe auf den ersten Blick und ihre Tätigkeit als Übungsleiterin. Ein Ehrenamt, in dem sie – angetrieben von der eigenen Geschichte – vieles besser machen will.
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