„Anschließend wurden die Projektideen durch die Bieter vorgestellt.“ So steht es im Ergebnisprotokoll, angefertigt anlässlich des Investorenauswahlverfahrens für die Neue Rathausmitte in Vöhringen. Mehrere Ideen, mehrere Bieter – doppelter Plural. Immer wieder war sogar konkret von vier Teilnehmern die Rede, die an der fraglichen Sitzung am 30. April ihre Konzepte vorgestellt hätten, bei der Illersenio schließlich die Nase vorne hatte. Die drei anderen Konzepte waren allerdings nie präsentiert worden, wie das bei Wettbewerben üblich ist. SPD-Fraktionschef Volker Barth forderte in der jüngsten Stadtratssitzung nun dazu auf, auch diese zu veröffentlichen. Wohl wissend, dass es dazu nicht kommen wird. Denn diese Konzepte gibt es gar nicht.
Drei Interessenten sagten kurz vor dem Termin ab
Hier werde ein „Schauspiel“ aufgeführt, kritisierte SPD-Stadtrat Roland Bader und forderte den Bürgermeister auf, dieses „endlich zu beenden“. Es habe zwar tatsächlich zuletzt vier Interessenten gegeben, doch drei davon hätten kurz vor dem entscheidenden Termin abgesagt. Bader, der dem Bewertungsgremium angehört hatte, erklärt ferner, mehr als eine vage Interessenbekundung hätte er bei diesem Trio nicht wahrgenommen. Wie aus sicherer Quelle in Erfahrung zu bringen war, handelt es sich dabei um einen Projektentwickler aus Dillingen, einen bekannten Ulmer Bauträger sowie einen Firmenverbund mit Sitz in Oberstdorf. Insgesamt seien bei der Suche 53 mögliche Investoren angeschrieben worden, 21 davon hätten geantwortet und die Unterlagen angefordert, vier eine positive Rückmeldung gegeben, aber nur einer tatsächlich ein Konzept eingereicht: der örtliche Matador Illersenio.
Bürgermeister Neher führte den späten Rückzug auf die politischen Querelen zurück, in welches das Projekt geraten sei, und bezog sich dabei direkt auf die Absagen. Er warf der SPD vor, „mit ihrer Blockadehaltung politischen Flurschaden“ angerichtet zu haben. Bader wiederum nannte noch weitere Gründe, warum das Teilnehmerfeld auf eine sehr überschaubare Größe dahinschmolz: Eine „mangelnde Wirtschaftlichkeit“, die „hohen Baukosten“, der „zu enge Bebauungsplan“ sowie ein als ungünstig erachtetes Verhältnis zwischen Gewerbe- und Wohnflächen hätten diese als weitere Gründe für ihre Absagen angeführt.
Das Grundstück wird an Illersenio verkauft
So kam es zu der ungewöhnlichen Situation einer Jurytagung, bei der nicht der Beste zu krönen war, sondern der Einzige. Der Stadtrat hat nun den nächsten Schritt vollzogen und den Beschluss gefasst, das betreffende Grundstück an den Investor und Seniorendienstleister Illersenio zu verkaufen. Genau dieses hatte die SPD mit dem von ihr angestoßenen und als rechtlich unzulässig erklärten Bürgerbegehren verhindern wollen. Neher verknüpfte seine Kritik an der SPD mit dem Angebot, nun gemeinsam an den Feinheiten zu arbeiten. Weder die Lage der Bäume noch die Gestaltung der Freiflächen oder die Größe der einzelnen Gebäude sei bislang festgelegt. Den Kritikern hielt er eine widersprüchliche Argumentation vor. Gleichzeitig mehr Grün und mehr Parkplätze zu schaffen gehe ja wohl nicht.
Die Vergabe des 3700 Quadratmeter großen Baugrunds wird verknüpft mit den vom Bewertungsgremium erarbeiteten Auflagen sowie einem städtebaulichen Vertrag.
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