Zum vierten Mal hat die Soloklarinettistin Sabine Meyer mit ihrem Auftritt im Rahmen von „Kultur im Schloss“ in Illertissen für ausverkaufte Ränge gesorgt. Es sollte das letzte Mal sein. Ganz in dem Sinne, dann aufzuhören, wenn es am schönsten ist, hat sie zusammen mit dem quirligen Armida Streichquartett ihrem Publikum in der Festhalle des Kollegs einen unvergesslichen Abend beschert.
Auf dem Programm standen Wolfgang Amadeus Mozart (1756 bis 1791) und Ludwig van Beethoven (1770 bis 1827). Doch es war das virtuose Spiel der fast 50 Jahre – davon über 30 als Soloklarinettistin – musizierenden Sabine Meyer aus Crailsheim in der perfekten Harmonie mit dem Ensemble: sei es mit Ehemann Reiner Wehle am Bassethorn und Streichern oder dem aus Berlin stammenden Quartett als Ganzes. Ihm gehören an Martin Funda (Violine), Johanna Staemmler (Violine), Teresa Schwamm-Biskamp (Viola), Peter-Philipp Staemmler. Gabriele Rüger, Zweite Vorsitzende des Freundeskreises, machte schon bei ihrer Begrüßung auf den „Weltstar mit Herz“ sowie eine „besondere Ensemble-Chemie“ neugierig.
Soloklarinettistin Sabine Meyer begeistert in Illertissen mit Mozart und Beethoven.
Den Konzertauftakt bildete ein Allegro von Mozart, der Quintettsatz in F-Dur mit der warm klingenden C-Klarinette, Bassetthorn und Streichtrio. Schon die optische Aufteilung im Halbkreis mit Violine und Viola auf der einen Seite, Klarinette und Bassetthorn auf der anderen und dem vermittelnden Cello dazwischen drückten musikalische Spannung aus. Zu hören gab es ein fröhliches Duellieren der Klänge von Streichern und Klarinetten. Als Nächstes stellten sich die Streicher bei Mozarts Divertimento in D-Dur im gefälligen Quartettspiel vor. Ihre Musik begeisterte durch die mit scheinbarer Leichtigkeit vorgetragene technische Perfektion. Dass bei ihrem Harmonieverständnis auch das der Musik entsprechende Erscheinungsbild zählt, stellten sie bei Beethovens Streichquartett in G-Dur unter Beweis. Die wegen ihres galanten Stils auch als Komplimentier-Quartett bezeichnete Komposition trugen die Musizierenden mit Blickkontakten und Zuspielen der Einsätze vor. Die Beethovens Werk innewohnende romantische Leidenschaft fand beim Armida Quartett im kunstvollen Anspielen der Effekte statt, ohne sie zu überladen. Kurze, druckvolle Bogenstriche, feines, schwelgerisches Vibrato und rasantes Fingerspiel kamen zum Einsatz, um etwa das melodiöse Adagio oder das spritzige Scherzo mit großer Brillanz vorzutragen.
Sabine Meyer und das Armida Quartett verzaubern Illertissen mit meisterhaften Klängen.
Auf diesen kammermusikalischen Höhepunkt des Streichquartetts folgte ein weiterer mit Sabine Meyer und dem Klarinettenquintett von Mozart in A-Dur. Die Solistin wechselte zur größeren, den Bassbereich einschließenden A-Klarinette, um mit dem Quartett eines der schönsten Werke dieser Konstellation vorzutragen. Interpretatorisch wird besonders die Klarinette herausgefordert, indem sie mit vollem Tonumfang zum Einsatz kommt. Durch bewundernswerte Atemtechnik beeindruckte die Solistin in allen Lagen mit kraftvollem Spiel, entlockte ihrem Instrument aber auch flüchtig dahin perlende Klänge. Das Werk kennzeichnen unvermittelte Übergänge von heiter zu melancholisch sowie Harmonien und Dissonanzen. Innerhalb des Menuetto nützten die zumeist einfühlsam begleitenden Streicher den Part von Trio I für eigenes kantables Zwischenspiel, worauf die Klarinette bei Trio II in Ländler-Art mit wunderschönen Klangtiraden antwortete. Letztlich kam jedes Instrument zu seinem Solopart, wobei auch die Bratsche mit samtig klingenden Läufen auf den tiefen Saiten wunderbar herauszuhören war. Der Ausklang mit einem fast theatralischen Innehalten und den anschließend rasant auf den Schluss zueilenden Akkorde war
überaus gelungen. Chapeau!
Für den stehenden Schlussapplaus gab es zum Dank das Abendlied von Robert Schumann in der Bearbeitung für Klarinette und Streichquartett. Im Anschluss kamen noch Fans hinter die Bühne für persönliche Worte oder um ein Autogramm zu erhaschen.
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