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Virtuose Tango-Performance im Illertisser Barocksaal begeistert Publikum neu

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Kultur im Schloss: Treffen sich zwei Virtuosen auf einen Tango

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    Friedemann Wuttke und Lysandre Donoso verstehen es, das Publikum in ihren Bann zu ziehen.
    Friedemann Wuttke und Lysandre Donoso verstehen es, das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Foto: Regina Langhans

    Wenn sich zwei Meister ihres Fachs, der Bandoneonist Lysandre Donoso und der Gitarrist Friedemann Wuttke, auf einen Tango treffen, sind Melancholie und Leidenschaft programmiert. Passend zum Titel „Tango-Sensations“ spielten sich die beiden durch die Skala menschlicher Empfindungen. Der kraftvollen Ausstrahlung ihrer Musikalität war kaum zu widerstehen. Das Publikum ließ sich von Anfang an mitreißen und erklatschte sich zwei Zugaben. Das Konzert im Rahmen von Kultur im Schloss wird Donnerstag, 29. Mai, um 19 Uhr im Barocksaal wiederholt.  

    Ein Freund, ein guter Freund

    Den Abend eröffnete Lysandre Donoso melodiös mit dem Tango „Buen Amigo“ des argentinischen Komponisten Leopoldo Federico (1927 bis 2014). Der „Gute Freund“, so die Übersetzung, schien den zierlichen Bandoneonisten zu beschäftigen, mal zeigte sich schmerzhaft seine Stirnfalte, dann wieder nicht. Temperamentvoll steigerte er sein Spiel bei der rhythmisch akzentuierten „Zamba di Lozano“ des Argentiners Dino Saluzzi (geboren 1935), um mit „Mi Refugio“, also „Meine Zuflucht“, bei dessen Landsmann und Altmeister Astor Piazzolla (1921 bis 1992) anzukommen. Der gilt als „Vater des Tango Nuevo“, indem er den Tango mit klassischer Musik, Jazz und anderen Einflüssen kombinierte. Dem entsprach Donoso mit viel Ausdruck und klangvollen Raffinessen.

    Wunderschöne Melodieparts in zarten Tönen

    Der französische Bandoneonist mit chilenischen Wurzeln war in seiner Welt angekommen und stellte nun das Instrument in seiner ganzen klanglichen und – auf eineinhalb Meter ausgezogen – auch optischen Bandbreite vor. Sein Bandoneon umfasst fünf Oktaven. Umso verblüffender daher der gelungene Szenenwechsel in die Barockzeit von Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750) und dessen „Air“ aus der dritten Orchestersuite in D-Dur. Begleitet von Friedemann Wuttke – schon mehrfach in Illertissen – an der klassischen Gitarre, gelang Donoso ein wunderschöner Melodiepart mit klaren, fast durchsichtigen Tönen. Diesen entsprach Wuttke im ausgewogenen Auf und Ab der gezupften Akkorde. Ein köstlicher Hörgenuss. In klangzeitlich versetzter Seelenverwandtschaft folgte darauf von Bach-Fan Piazolla der Tango „Adios Nonino“. „Adieu Väterchen“ lautet die Übersetzung des Stücks, das Piazzolla nach dem Tod seines Vaters schrieb. Für viele Argentinier ist es eine Art Hymne, und die beiden Musiker legten große Empathie in ihr Spiel, nickten sich zu und meisterten die Tempowechsel im besten Zusammenspiel. Eine weitere klanglich aparte Gegenüberstellung bot das Duo mit einem Adagio von Bach sowie dem Tango „Primavera Portena“ von Piazzolla

    Für Friedemann Wuttke gab es Gelegenheit, bei den „Cinq préludes pour guitare“ von Heitor Villa-Lobos (1887 bis 1959) mit klassischer Gitarre zu brillieren. Es ist das letzte, von dem brasilianischen Komponisten für Solo-Gitarre geschriebene Werk und eine Art Album, indem jedes der Préludes eine andere Stilrichtung und Technik verkörpert: Thematisch gewidmet sind sie den Landarbeitern Brasiliens, dem Taugenichts, Johann Sebastian Bach, den Ureinwohnern Brasiliens sowie der Jugend von Rio de Janeiro. Entsprechend hatte Wuttke Gelegenheit, alle Facetten des Gitarrenspiels virtuos unter Beweis zu stellen: Komplexe Doppelgriffe, Akkordsprünge, rasante Fingerläufe über mehrere Saiten. Oder dann eben in Reminiszenz an Bach spielerisch vorgetragene Sequenzen, welche durch Tempo und Perfektion in ihren verschiedenen Tonstufen beeindruckten.

    Für den gelungenen Konzertausklang gab es das titelgebende Stück zu hören: „Five Tango Sensations“, eine Suite für Bandoneon und Streichquartett von Piazzolla. Während Donoso am Bandoneon zunächst solistisch brillierte, ersetzte Wuttke facettenreich die Klänge der hohen und tiefen Streicher. Akustische Elemente wie Klopfen auf Instrumente unterstützten die dargestellten Stimmungslagen, welche ins Publikum übersprangen.

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