Im Vöhringer Stadtrat ist es erneut zu einer hitzigen Debatte über das Großprojekt gekommen, das einmal ein zentrales Quartier zwischen Rathaus, Kulturzentrum und Kirche bilden soll. Anlass diesmal bot die Beratung zum Vergabeverfahren. Wie mehrfach berichtet, ist die Stadt derzeit auf Investorensuche, nachdem ein lange Zeit als sicher geglaubter Aspirant Anfang Oktober unvermittelt abgesprungen war.
Die Stadt hat sich dafür Unterstützung geholt und die Kommunalentwicklungs-Gesellschaft der in Stuttgart ansässigen Immobiliensparte der LBBW mit der Suche beauftragt. Im Idealfall sollen fünf Interessenten in die Endauswahl kommen, deshalb auch das Verfahren, das ursprünglich nicht vorgesehen war. Es sei ohnehin nötig geworden, nachdem zwischenzeitlich zwei weitere Interessenten auf den Plan getreten waren, führt Bürgermeister Michael Neher zur Begründung an. Wie er in der Donnerstag-Sitzung des Stadtrats sagte, seien diese „zwei noch dabei“.
Die SPD will bei der Neuen Rathausmitte nachjustieren
Doch die vorliegende, bereits in einen Bebauungsplan gegossene Planung war noch ganz auf den ursprünglichen Aspiranten zugeschnitten. „Jetzt hat uns der Investor verlassen“, und so sehe er auch keinen Grund, daran festzuhalten, fachte SPD-Fraktionschef Volker Barth die Debatte an: „Wir wollen keine 14 Meter hohen Wohnblocks, wir haben jetzt die Gelegenheit, nachzujustieren.“ Die SPD will eine geringere Verdichtung und eine weniger massive Bebauung, stattdessen „den Platzcharakter“ vor dem Kulturzentrum mehr herausheben, wie SPD-Rat Roland Bader betonte. Die derzeit angepeilte Kubatur würde für 60 Wohnungen reichen. Für Christian Lepple (Grüne) ist eine geringere Dichte das Gebot der Stunde, um mit mehr Grün der weiteren Aufheizung der Innenstadt an sommerlichen Tagen entgegenzuwirken. Auch die Überarbeitung des umstrittenen Kreisels, der von der Rathausrichtung kein Linksbiegen erlaubt, wurde von der SPD erneut ins Spiel gebracht.
„Vielleicht haben die Investoren ja bessere Ideen“, wandte SPD-Rat Werner Zanker ein. „Es ist Sturheit“, urteilte sein SPD-Kollege Wilfried Maier über Nehers Linie. „Machen wir doch selber was“, forderte sein Mitfraktionär Ludwig Daikeler mit Blick auf die – allerdings noch zu gründende – kommunale Wohnungsgesellschaft.
Sollte die Stadt die Neue Rathausmitte bauen? Eher nicht.
„Das ist utopisch, daran glauben Sie doch selbst nicht“, erwiderte Neher darauf, ein Investitionsvolumen zwischen 40 und 50 Millionen Euro in den Raum stellend. Die neue Gesellschaft könne dieses niemals stemmen. Emotional angefasst reagierte CSU-Fraktionschef Markus Prestele, welcher der SPD vorhielt, unpräzise Forderungen zu stellen. „Was wollt ihr denn wirklich konkret?“, fragte er die Gegenseite. Die Vorstellung, dass an dieser markanten Stelle „im Schwerpunkt bezahlbarer Wohnraum“ entstehen könne, räumte er ab. Barth hingegen mutmaßt, dass „er viel zu teuer kommt“. Die Tiefgarage und der notwendige Schallschutz trügen mit dazu bei.
Schlussendlich folgte auch die FWG-Riege, die sich aus der Debatte komplett herausgehalten hatte, der Linie von Neher und der CSU. Mit 13 gegen zehn Stimmen wurde das vorgeschlagene Vergabeverfahren beschlossen, fußend auf den bisherigen Planungen. Es betrifft die drei Baukomplexe im nördlichen Anschluss an das Kulturzentrum.
Die Neue Rathausmitte soll ein Café bekommen
Die 3700 Quadratmeter große Fläche ist nach Darstellung der Stadt bereits komplett in ihrem Besitz. Das Gebot dafür wird laut dem Beschluss mit maximal 30 Prozent bei der Entscheidungsfindung gewichtet, die Projektidee hingegen mit 70 Prozent. Darin einbezogen werden die Bauweise ebenso wie die Vorschläge für die Nutzung insbesondere der Erdgeschosszonen, die sich eher nicht für Wohnraum eignen. Die Stadt wünscht ein Café, zeigt sich ansonsten offen für weitere Ideen.
Wie LBBW-Projektleiterin Ulrike Mannsdörfer ausführte, sollen schon im Januar Projektunterlagen an mögliche Investoren ausgesandt werden. Was anschließend an Bewerbungen eingehe, werde dann geprüft. Maximal fünf Kandidaten, so die Wunschvorstellung, erhielten danach die Gelegenheit, ihre nun bereits vertieften Ideen vor einem Bewertungsgremium mit Vertretern aus Verwaltung, Kommunalpolitik und Fachwelt zu präsentieren. Die von diesem erstellte „Empfehlungsliste“ werde dann den politischen Gremien vorgelegt. Spätestens dann dürfte sich der Konflikt am Ratstisch von Neuem entfachen.
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