Glos soll ins Wirtschaftsministerium
Berlin/München (dpa/lby) - CSU-Landesgruppenchef Michael Glos soll der starke Mann der Christsozialen im Kabinett einer Kanzlerin Angela Merkel (CDU) werden. "Endstation Sehnsucht" oder pure Pflichterfüllung als Parteisoldat für den bald 61-jährigen Franken? CSU-Chef Edmund Stoiber hat am Dienstag Abstand von seiner Berufung zum Wirtschafts- und Technologieminister genommen und will nun doch lieber Regent in Bayern bleiben. Stoiber habe - so hieß es - Glos in die Pflicht genommen.
Der gelernte Müllermeister aus dem fränkischen Prichsenstadt galt schon unmittelbar nach der Gesprächsaufnahme für eine große Koalition als "ministrabel". Viele in der Union wollten Glos auf dem Posten des Verteidigungsministers sehen. Er selbst wäre wohl am liebsten Verkehrsminister geworden. Doch als Stoiber seinen Kabinetts-Anspruch anmeldete war Glos abgemeldet, zumal mit CSU-Vize Horst Seehofer ein weiteres bayerisches Schwergewicht in die Regierungsmannschaft rücken soll.
Auf seinem Lieblingsposten war Glos erst im September wieder bestätigt worden: Vorsitzender der auf 46 Abgeordnete geschrumpften CSU-Landesgruppe. Von diesem Posten aus wollte Glos den Sozialismus "zu Lande, zu Wasser und in der Luft" bekämpfen. Damit meinte der als begnadeter "Strippenzieher" gerühmte Unterfranke nicht nur die Linkspartei, sondern auch die Sozialdemokraten. Diese Töne sind nach dem Wahlergebnis vom 18. September diplomatischeren Formulierungen gewichen.
Glos zählt nicht unbedingt zum engsten Freundeskreis von Stoiber und dessen Umgebung. Er ist ein loyaler erster stellvertretender Vorsitzender der Unionsfraktion im Bundestag und damit enger Vertrauter von Merkel.
Im Parlament und nach außen spielt Glos oft und gerne das politische Raubein. Nach innen ist er harmoniebedürftig. Er hat auch viele Freunde in den Reihen des potenziellen Koalitionspartners, mit denen er schon die eine oder andere Flasche Frankenwein geleert hat. Merkel schätzt an Glos vor allem seine Verlässlichkeit - obwohl er die Teamfähigkeit der möglichen Kanzlerin Anfang des Jahres schon mal öffentlich in Zweifel zog. Längst vergessen!
Glos, seit zwölf Jahren an der Spitze der Landesgruppe, hat mit Andeutungen und scheinbar belanglosen Nebensätzen gehörigen Einfluss auf die Unionspolitik. Im Plenum gilt er als scharfzüngiger Redner, der dabei lieber den schweren Säbel als das elegante Florett benutzt. Bei Außenminister Joschka Fischer (Grüne) musste sich Glos entschuldigen, weil er ihn im Zusammenhang mit der Visa-Affäre in die Nähe des Rotlicht-Milieus rückte. Jetzt soll der "Michel" Minister werden.
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