Flaschenmütter erzählen: „Ich hätte Hemmungen gehabt, unterwegs meine Brust auszupacken“

Als ich schwanger wurde, war von Anfang an klar, dass ich nicht stillen möchte, dabei habe ich von allen Seiten gehört, dass ich es doch versuchen sollte, weil das Kind dann weniger Allergien bekomme. Im Krankenhaus fragten mich die Schwestern und die Hebamme, ob ich die Abstilltablette wirklich nehmen möchte. Ich wollte. Nach der Geburt hatte ich mein Kind noch angesetzt, damit es das Kolostrum trinken kann. Das war so unbehaglich. Mir tat meine Kaiserschnittwunde weh und ich dachte, das Baby beißt mir die Brustwarzen ab.

Sie meinte, das Stillen sei schön. Ich sagte: "Mag sein, für mich aber nicht."

Mein Freund stand von Anfang an hinter meiner Entscheidung, meine Mutter und meine Großmutter mütterlicherseits ebenfalls. Sie sagten: "Es ist deine Sache und in Ordnung, wenn du nicht willst.“

Im Krankenhaus dann eine Mutter, die ihr Neugeborenes stillte. Sie meinte, das sei schön. Ich antwortete: „Mag sein, für mich aber nicht.“ Ich hätte Hemmungen gehabt, unterwegs meine Brust auszupacken. Außerdem wäre ich gebunden und weniger flexibel gewesen, wenn ich gestillt hätte. So kann auch mein Freund mal unserem Kind die Flasche geben. Im Krankenhaus habe ich auch gesehen, was passieren kann, wenn das Stillen nicht so klappt wie im Bilderbuch. Die andere Mutter auf meinem Zimmer wollte unbedingt stillen. Das Baby brüllte Tag und Nacht. Die Frau war fix und fertig, blieb aber dabei: Es muss gestillt werden. Sie lobte mein Kind, das so brav sei. Dabei war es einfach nur satt.

Reaktionen der Außenwelt auf das Nicht-Stillen sind an mir abgeprallt. Eine Freundin ohne Kind fragte mich dann, warum ich nicht gestillt habe. Ich sagte ihr, sie könne es ja tun, wenn sie Kinder hat. Inzwischen haben sich alle daran gewöhnt, dass ich meinem Kind die Flasche gebe. Es ist ein knappes halbes Jahr alt und auch mit Babymilch groß geworden. (lea)

Dieser Text ist ein Teil unseres Wochenend-Journal-Schwerpunktes "Kampfzone Mutterbrust" zum Thema Nicht-Stillen. Mehr als 50 Frauen aus der Region haben sich daran beteiligt und ihre Geschichten erzählt. Die weiteren Gesprächsprotokolle finden Sie unter

Kampfzone Mutterbrust: Harter Streit um die Milch fürs Baby