Wie findet man den richtigen Nachfolger
Unternehmer im Dialog: Rund 220 Wirtschaftsvertreter informieren sich über das Thema Unternehmensnachfolge
In den Jahren 2014 bis 2018 standen, beziehungsweise stehen in Bayern rund 24 000 Betriebe mit über 350 000 Arbeitsplätzen vor einem Generationswechsel. Mehr als die Hälfte (54 Prozent) aller Betriebsübergaben erfolgen familienintern. In 17 Prozent kommt der neue Besitzer aus dem Unternehmen; 29 Prozent kommen von außen in den Betrieb. Ein Generationswechsel ist für alle Beteiligten ein bedeutender Schritt. Der Übergeber gibt sein Unternehmen aus der Hand; der Übernehmer tritt mit der Existenzgründung in einen neuen Lebensabschnitt ein.
Wie findet man den richtigen Nachfolger? Welche Vorgehensweisen bieten sich für klein- und mittelständische Unternehmen an? Was können andere Firmen lernen, die ihre Übergabe bereits erfolgreich abgewickelt haben? Diese und viele weitere Fragen diskutierten am Donnerstagabend rund 220 schwäbische Wirt- schaftsvertreter auf Einladung der HypoVereinsbank bei der Industrie- und Handelskammer Schwaben.
In seinem Grußwort ging IHK-Präsident Dr. Andreas Kopton darauf ein, dass die sich verändernde Demografie auch die Unternehmer treffe. Die Unternehmens- nachfolge innerhalb der Familie sei Chance und Risiko zugleich. Umso wichtiger sei es, sich frühzeitig darüber Gedanken zu machen, „denn Sie brauchen Zeit“. „Nur zu Lebzeiten und bei Gesundheit steht den Unternehmern das Maximum an Optionen für die Nachfolge zur Verfügung“, sagte Peter Hoffmann in seiner Begrüßung.
Die Augsburger Familien- und Wirtschaftsmediatorin Brigitte Hörster erlebe oftmals, dass die Generationen nicht oder zu wenig miteinander über ihre unterschiedlichen Ideen und Visionen sprechen. „Wenn Emotionen unter dem Teppich bleiben, wird es schwierig“, so Hörster. Um das wechselseitige Ver- ständnis und die unterschiedlichen Standpunkte zu akzeptieren, empfiehlt die Fachanwältin für Erbrecht „so frühzeitig wie möglich die Unternehmensnachfolge zu regeln, idealerweise mit 55 Jahren, wenn Sie mit 65 Jahren in Rente gehen wollen.“
Wer seine Gesellschaftsanteile bekommt, das entscheidet Pius Geiger, geschäftsführender Gesellschafter der Firma Wilhelm Geiger in den nächsten zwei bis drei Jahren. „Wir haben in unserem Gesellschaftervertrag festge- schrieben, dass mit 65 Jahren Schluss ist“, erklärt der Oberstdorfer Unter- nehmer. Wenn man sich für eine Nachfolge entschieden hat, müsse man das kraftvoll umsetzen. „Man muss aber auch tolerieren, dass die Kinder andere Wege gehen“, so Geiger. Einen geordneten Generationswechsel erfolgreich absolviert haben die Brüder Roman Still und Albert Christian Still, Vorstands- sprecher der Augsburger AVAG Holding SE. Dafür seien gute Berater notwendig, die die Betriebsübergabe professionell und gut vorbereiten. Ihr Vater habe sie machen lassen, schließlich werde man nicht als Nachfolger geboren. Man müsse sich beweisen. „Man ist für sein eigenes Leben verantwortlich. Erbe ist kein Recht, sondern Glück“, sagte Roman Still. Andreas Schober, Leiter der Unternehmer Bank im Bereich Bayern Süd bei der HypoVereinsbank, wies auf die volkswirtschaftliche Dimension hin. Unternehmer hätten eine gewisse gesellschaftliche Verantwortung, auch für die Mitarbeiter. Das Bewusstsein, sich frühzeitig mit dem Thema Generationenwechsel zu beschäftigen, sei seiner Beobachtung nach gestiegen.
Die Mitarbeiter am Unternehmen zu beteiligen, ist eine andere Möglichkeit der Nachfolge. Peter Lachenmeir, Geschäftsführer der Grünbeck Wasserauf- bereitung GmbH in Höchstädt/Donau, stellte den Zuhörern sein Mitarbeiter-Beteiligungsmodell vor. Neben einer gemeinnützigen Stiftung, die etwas mehr als die Hälfte der Geschäftsanteile hält, gebe es 114 Mitarbeitergesellschafter sowie 400 stille Gesellschafter. „Wir leben Unternehmenskultur der Gestaltung und der Verantwortung“, so Lachenmeir.
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