Integration durch Sprache: Texte einfach verstehen
Die sogenannte "Leichte Sprache" soll Menschen helfen, die Schwierigkeiten beim Lesen und Verstehen gedruckter Inhalte haben. Immer mehr Organisationen und Einrichtungen bieten bereits Versionen ihrer Texte in Leichter Sprache an.
Seit letztem Jahr läuft in Augsburg erfolgreich ein Pilotprojekt zur Entwicklung des Berufsbildes "Fachkraft für Leichte Sprache". Dies soll gewährleisten, dass durch den verstärkten Einsatz von vereinfachter Sprache in Zukunft mehr zur Integration von benachteiligten Menschen in Deutschland beigetragen wird.
Vereinfachte Schrift fördert die Integration
Man stelle sich einmal vor, dass einem der Inhalt sämtlicher gedruckter Texte verwehrt bleibt, weil man mit den Wörtern, der Sprache und den Satzstrukturen überfordert ist. Ganz gleich, ob es sich dabei um die Zeitung am Morgen, die Bedienungsanleitung des neuen Druckers oder die Infobroschüre beim Einwohnermeldeamt handelt - die darin enthaltenen Informationen sind einfach nicht zugänglich. So geht es vielen Menschen in unserer Gesellschaft, angefangen von Personen mit einer Lernschwäche bis hin zu Demenzkranken und Nicht-Muttersprachlern. Sie können häufig längere Wörter und komplexere Satzgefüge mit eingeschobenen Nebensätzen nicht verstehen. Im Alltag stolpern sie deshalb an allen Ecken über für sie unverständliche Texte und leiden darunter, dass sie viele Informationen nicht erreichen. Diese sind jedoch essenziell, um ausreichend informiert zu sein, ein normales Leben zu führen und sich an Diskursen beteiligen zu können. Die Leichte Sprache ist eine stark vereinfachte Variante der Schriftsprache und soll bei diesen Problemen Abhilfe schaffen. Erfunden in den Siebziger Jahren in den USA, wird sie hierzulande seit 2006 vom "Netzwerk Leichte Sprache" unterstützt und verbreitet. Die Leichte Sprache zeichnet sich durch einfache, kurze Hauptsätze, eine klare Gliederung sowie kurze Texte aus. Zusammengesetzte Hauptwörter werden mittels Bindestrich oder dem so genannten "Mediopunkt" getrennt, wie beispielsweise beim Wort "Kindes-Unterhalt" bzw. "Kindes·Unterhalt". Bei einem Text, der in die Leichte Sprache übersetzt wird, handelt es sich nicht um eine Wort-für-Wort-Übersetzung, sondern lediglich um eine sehr vereinfachte Widergabe des zentralen Kerninhalts.
Bislang nur wenige Einsatzgebiete
Im Fachzentrum für Leichte Sprache, der Caritas-Tochter CAB, werden derzeit 15 Menschen in Augsburg zur Fachkraft ausgebildet. Gemeinsam mit Betroffenen arbeiten sie an Übersetzungen und Neuschreibungen von Texten in Leichter Sprache. Ein kürzlich sehr erfolgreich abgeschlossenes Projekt war die Erstellung einer Infobroschüre über Flüchtlinge, die die Hintergründe der Flüchtlingskrise in einfachen Worten erklärt und versucht, mit Vorurteilen aufzuräumen. Die Broschüre stieß auf große Zustimmung, denn gerade bei aktuellen gesellschaftlichen und politischen Themen haben Menschen mit Behinderung mangels Informationen häufig nicht die Möglichkeit, sich eine fundierte Meinung zu bilden. Beim Druck von Flyern und Informationsbroschüren ist es daher im Allgemeinen hilfreich und sinnvoll, diese - je nach Einsatzzweck - nicht nur in verschiedenen Sprachen im Internet anzufordern, sondern auch in Leichter Sprache, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Einige wichtige Einrichtungen wie z. B. das Arbeitsamt bieten mittlerweile alle Informationsbroschüren oder Internetseiten auch in einer einfachen Sprachvariante an. Dieser Service ist für viele enorm wichtig, denn gerade im Hinblick auf Formulare und Anträge sind Menschen mit einer Lernschwäche stark benachteiligt. Obwohl ihre Verbreitung in Deutschland stetig zunimmt, gibt es insgesamt aber noch immer sehr wenige Texte in Leichter Sprache. Auch beschränkt sich das magere Angebot hauptsächlich auf Infobroschüren von Ämtern und auf wenige Online-Zeitungen. Hier ist beispielsweise auch die Augsburger Allgemeine zu erwähnen, die in Kooperation mit dem Fachzentrum für Leichte Sprache eine extra Rubrik mit Nachrichten in Leichter Sprache anbietet. In Zukunft soll es neben rein informativen Texten auch andere Arten von gedruckten Inhalten in Leichter Sprache geben, wie z.B. Unterhaltungsliteratur für Erwachsene.
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