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Memmingen
07.03.2019

Wie es sich anfühlt, vor Gericht zu stehen

Selbst einmal als Angeklagter vor Gericht zu stehen, ist eine Horrorvorstellung. Wer einen Prozess vor Ort begleitet, empfindet oft Abneigung – manchmal aber auch Mitleid oder sogar Sympathie.
Foto: Roland Weihrauch, dpa

Unsere Autorin war in Memmingen vor Gericht – zwar freiwillig und nur kurz, doch der Besuch hinterließ Spuren. Wer steht da vor den Richtern?

Herrschaftliches Gebäude, Glasfronten, Beton – das Amtsgericht in Memmingen sieht schon von außen beeindruckend aus, aber auch einschüchternd. Ich fühle mich in meinen vagen Vorstellungen von ,,Gericht“ einigermaßen bestätigt, wobei diese nicht wirklich fundiert sind. Natürlich weiß ich ungefähr, was für eine Aufgabe ein Richter hat, dass eine Demokratie Gerichte braucht, um die Rechtsprechung zu vollziehen – aber da hört es auch schon auf. Der Rest ist ein Klischee-Gedankenwirrwarr, eine Mischung aus Anwaltsserien wie Suits und der Anhörung in Harry Potters Teil fünf.

Meinen Mitschülern geht es ähnlich, stelle ich fest, als wir gemeinsam mit dem Rest der Schuklasse das Memminger Amtsgericht besuchten. Oft fällt der Satz: „Das ist bestimmt wie bei Richter Alexander Hold.“ Betritt man das Gebäude, muss man zunächst durch eine Sicherheitskontrolle und beginnt langsam, sich zu fragen, wie es wäre, wenn man nicht nur aus Interesse eine Gerichtsverhandlung besuchen würde, sondern selbst vor Gericht stünde. Wie fühlt sich das wohl an? Das nachzuempfinden, ist wahrscheinlich für Außenstehende alles anderen als einfach. Sind die Strafen tatsächlich immer gerecht? Gibt es überhaupt eine absolute Strafgerechtigkeit?

Plötzlich verwandelt sich die Theorie in die reale Welt

Durch den vorbereitenden Unterricht haben wir schon einige mögliche Antworten auf diese Frage betrachtet, Zweck und Sinn von Strafen hinterfragt. Sich dann selbst im Gericht in einer Strafverhandlung wiederzufinden, ist dennoch ganz anderes. Plötzlich verwandelt sich die Theorie in die reale Welt: Da wird über Betrug, Diebstahl, Dokumentenfälschung geurteilt, da sitzen echte Menschen vor dir, keine Fallbeispiele. Und das bedeutet eben auch, dass man Mitleid empfindet, genauso wie Sympathie oder Abneigung.

Als Richter oder Staatsanwalt immer neutral zu bleiben, stelle ich mir sehr schwer vor. Auch weil eine Strafe zu finden ist, die Lebensumstände der Angeklagten berücksichtigt, den Geschädigten hilft, ihnen zumindest ein Stück weit Gerechtigkeit verschafft … Sehr viel ist zu bedenken in recht kurzer Zeit. Es ist ein Spagat zwischen der absolut wichtigen Frage nach den Lebensumständen Angeklagter, deren persönlicher Geschichte und dem Grundsatz: „Vor Gericht sind alle gleich“.

Man begreift, worum es wirklich geht: Existenzen

Wie so eine Gerichtsverhandlung abläuft, entsprach dann doch meinen Vorstellungen: Zeugenbelehrung, Klärung der Lebensumstände („Name, Alter, Wohnort ledig, verheiratet?“), Zeugenbefragung, Plädoyer des Staatsanwalts, Urteilsverkündung … Nach und nach begreift man, worum es dabei wirklich geht: Existenzen.

Zwei der Fälle, die wir uns ansahen, waren ähnlich: In beiden ging es darum, dass Personen über einen beziehungsweise drei Monate lang weiterhin Arbeitslosengeld bezogen hatten, obwohl sie mittlerweile wieder einen Job gefunden hatten. Der eine hatte schon begonnen, das Geld zurück zu zahlen. Dass so etwas am Gericht ausgetragen wird, hat uns verwundert. Natürlich ist dieses Versäumnis ein Fehler, allerdings hatten beide auch eine plausible Begründung dafür: Sie gingen davon aus, ihr Arbeitgeber würde sie abmelden.

Natürlich werden die Menschen darüber aufgeklärt, dass dies in ihrer eigenen Verantwortung liegt. Dennoch: Manchmal verliert man den Überblick über Regelungen und Belehrungen. Letztendlich führte es in beiden Fällen zu Geldstrafen, eine davon eher symbolischer Art.

Bei einem Gerichts-Besuch lernt man fürs Leben

Der Besuch meiner Klasse im Amtsgerichts Memmingen, der im Rahmen eines für alle zehnten Klassen stattfindenden Projekts der Fächer Wirtschaft & Recht und Religion zum Thema Strafe erfolgte, hat uns alle der Thematik nähergebracht, als es ein Unterrichtsgespräch allein jemals könnte. Das sieht man nicht nur an den anschließenden freiwilligen Diskussionen darüber, man bemerkt es auch an den Bildern, die im eigenen Kopf hängen geblieben sind – vielleicht am eindringlichsten ist das Bild des Angeklagten, der freigesprochen wird und dessen schier unendliche Erleichterung.

Solche persönlichen Eindrücke lassen sich natürlich nicht auf die Allgemeinheit übertragen, trotzdem wirken sie für mich als Schülerin nachhaltiger als so manche theoretische Erklärung. Besucht man das Gericht, verlässt man den eigenen Mikrokosmos bestehend aus Schule, Freunde, Familie und lernt andere Realitäten kennen. Und das ist etwas, das man wohl Lernen fürs Leben nennen kann.

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