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Foto: Andrea Warnecke, dpa
Foto: Andrea Warnecke, dpa

Sprachassistenten wie Siri und Alexa geben vor, weiblich zu sein, und sprechen auch so. Beim Kunden soll das Vertrauen wecken.

Technik
07.05.2018

Warum Alexa nicht Alex heißt

Von Alexander Rupflin

Sprachassistenten wie Siri, Alexa oder Cortana antworten fast immer mit weiblicher Stimme. Warum den Kunden das gefällt.

Der Mensch spricht mit seinem Handy. Nicht mehr, um zu telefonieren, sondern um von Siri, Alexa oder Cortana zu erfahren, wie das Wetter heute wird, wo es Stau gibt und um sie zu bitten, die persönliche Lieblingsmusik abzuspielen. Manchmal erzählt sie dir auch einen Witz, verrät ihre Lieblingsfarbe und ist selbst bei einem Heiratsantrag nicht sprachlos (Siri: „Lass uns Freunde bleiben“).

Schon die ersten Navis sprachen mit Frauenstimme

Dabei antworten alle drei Sprachassistenten ihrem Besitzer mit weiblicher Stimme – was kein Zufall ist. Zahlreiche Studien, wie die der Indiana University in den USA, legen nahe, dass sowohl Männer als auch Frauen feminine Stimmen als angenehmer empfinden als männliche, denn sie klingen wärmer und freundlicher und darum schenkt man ihnen schneller Vertrauen. Ganz neu ist diese Erkenntnis nicht. Die Stanford University in den USA hatte schon 1997 gefragt, ob Maschinen geschlechtsneutral sind – und musste das verneinen. Bereits die ersten Navigationssysteme im Auto lotsten die Fahrer in der Regel mit einer weiblichen Stimme durch den Verkehr und darum hört heute so ziemlich jeder den Satz „Wenn möglich, bitte wenden“ in seinem Kopf als den Singsang einer synthetischen Frauenstimme.

Dass der Benutzer sich angewöhnt, der künstlichen Intelligenz in seinem Smartphone, dem Smart-TV und den smarten Lautsprechern zu vertrauen, ist für Google und Co. essenziell. Noch denken viele bei Begriffen wie künstliche Intelligenz an apokalyptische Endzeit-Horror-Storys wie dem Film „Metropolis“.

Big Brother is not watching you: Siri soll wie die harmlose kleine Schwester wirken

Durch die netten Frauenstimmen von Siri und ihren „Freundinnen“ sollen beim Kunden die Hemmungen vor der allwissenden Maschine allmählich nachlassen, die, so die Sorge der Skeptiker, nur dazu da sei, ihre Besitzer auszuspionieren und Daten an die Konzerne weiterzuleiten. Die Hersteller hingegen versprechen: Siri will nicht der große Bruder sein, der einen beobachtet, sondern die kleine, harmlose Schwester.

Aber es gibt da noch einen anderen Grund, warum sich Entwickler von Sprachassistenten immer wieder für die Stimme einer Frau entscheiden – und der ist weniger innovativ, als es die Technik-Unternehmen gerne vermarkten: Wenn der Kunde an Assistenten denkt, sieht er vor seinem geistigen Auge gemeinhin das Bild der typischen Sekretärin in Bluse und Stiftrock. Sie ist es, die nicht nur im Büro, sondern nach der Vorstellung der Konzerne auch sonst überall unsere Termine organisieren soll, uns vor schlechtem Wetter warnt und uns die wichtigsten Nachrichten meldet. Dadurch erfüllt die weibliche Stimme die Erwartungen der Verbraucher, die mit dem immer freundlichen, hilfsbereiten Klang einer Vorzimmerdame rechnen – was sowohl Männer als auch Frauen tun. Den Stereotypen folgend, bevorzugen beide Geschlechter hingegen eine männliche Stimme, wenn ihnen ein Sprachassistent etwas beibringen oder erklären soll – also eine autoritäre Rolle einnimmt. Das kann man durchaus skeptisch sehen, denn die Gefahr besteht, dass sich auf diese Weise altmodische Rollenbilder in uns unterbewusst manifestieren.

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Wer im vergangenen Jahr allerdings den Kinoerfolg „Ex Machina“ angesehen hat, in dem ein äußerst feminin wirkender Roboter Männer abschlachtet, weiß es inzwischen besser: Auch in weiblicher Form ist künstliche Intelligenz durchaus mit Vorsicht zu genießen.

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