„Es gab keinen Krieg im Dorf“
Die Schönebacher haben sich im Zuge der Reform gut verkauft.
Als Anton Birle im Jahr 2002 zum Bürgermeister der Marktgemeinde Ziemetshausen gewählt wurde, schloss sich ein Kreis. Ein knappes Vierteljahrhundert vorher musste sein Vater, Anton Birle sen., sein Bürgermeisteramt im Zuge der Gebietsreform zurückgeben. Als die bis dato noch eigenständige Gemeinde Schönebach im Zuge der Reform 1972 aus dem Landkreis Augsburg herausgelöst und in den Landkreis Günzburg integriert worden war, habe sich bereits abgezeichnet, wohin der Weg gehen werde, erinnert sich Sohn Anton Birle. 1978 verloren Schönebach, Uttenhofen und Schellenbach ihre Selbstständigkeit und gehörten fortan zu Ziemetshausen. Birle, damals 22 Jahre alt, hatte keine Vorbehalte gegen die Vereinigung. „Ich war ein bisschen befangen“, räumt er ein. Er hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits als Verwaltungsangestellter im Ziemetshauser Rathaus beworben. Ein bisschen gefremdelt habe er mit dem neuen Landkreis aber doch. „Ich musste erst einmal auf die Landkarte schauen, als ich das erste Mal in Günzburg etwas zu tun hatte“, sagt Birle und lacht.
Nachdem ihn der Vater, der im Hauptberuf eine Landwirtschaft in Schönebach betrieb, immer wieder als Schreibkraft für den amtlichen Schriftverkehr eingespannt hatte, war Birle fast ein wenig froh, dass er mit dem Verlust des Bürgermeisteramts nun weniger derlei Aufgaben delegieren könnte. Arbeit gab es auf dem elterlichen Hof ja noch genug. Ganz unpolitisch blieb der Senior, der fortan als Mitglied des Gemeinderats in Ziemetshausen fungierte, aber nicht. Über die Ortslisten fast jeden Ortsteil mit mindestens einem Mitglied im Marktgemeinderat zu repräsentieren, ist auch heute noch gute Gepflogenheit in Ziemetshausen. „Das hat sicherlich dazu beigetragen, dass das Zusammenwachsen so gut funktioniert hat“, analysiert Birle. Ohnehin hatte sich der Furor in Schönebach, Uttenhofen und Schellenbach in Grenzen gehalten. „Dass die Gebietsreform notwendig war, war vielen Menschen klar“, sagt Birle. Natürlich war mit dem Verlust der Eigenständigkeit auch ein bisschen Wehmut verbunden. „Es gab aber keinen Krieg im Dorf.“ Abgesehen davon, dass die Eingemeindung nicht Knall auf Fall von einem Tag zum nächsten, sondern über mehrere Jahre hinweg „dosiert“ erfolgte, hatten sich die Schönebacher durchaus gut verkauft. Das Dorf erhielt eine Umgehungsstraße und wurde an die Kanalisation angeschlossen. Außerdem wurde garantiert, dass der Sportplatz und das Schulgebäude und die Jagdrechte erhalten bleiben. Dass Birle einmal selbst Bürgermeister werden würde, hätte er damals nicht gedacht: „Ich wusste ja, was das für eine Arbeit ist.“
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