Jiddische Experimente

VonMartin Gah

Ichenhausen Madrid, Wien, Bratislava, Fürth - in der Reihe dieser Städte steht jetzt auch Ichenhausen. Dort konzertierte in der voll besetzten ehemaligen Synagoge das Duo Lerner/Moguilevsky im Rahmen seiner Europa-Tournee. Fast vom anderen Ende der Welt waren sie nach Schwaben gereist, nämlich aus Argentinien.

Und obwohl man dieses Land eher mit Tango in Verbindung bringt, pflegen sie eine Musik, die sich seit dem 15. Jahrhundert im osteuropäischen Judentum entwickelt hat: Klezmer. Mit dieser Musik kamen sie über ihre Vorfahren aus Polen und Russland in Berührung. Heute benützen sie diese Musik als Basis für furiose Improvisationen. Obwohl zur Umrahmung weltlicher Feiern entwickelt, orientiert sich Klezmer am liturgischen Gesang. Mit ihrem Schluchzen ahmt diese Musik die menschliche Stimme nach. Und diese "krekhts" beherrscht Marcelo Moguilevsky perfekt. Er spielt abwechselnd dreierlei verschieden große Flöten und eine Klarinette. Durch diese Instrumente jagt er solche Schluchzer, dass sein Atem in den Tönen zu hören ist. Außerdem beherrscht das musikalische Multitalent noch Mundharmonika und Maultrommel.

Am Piano gibt César Lerner eine facettenreiche Begleitung dazu: Mal reduziert mit wenigen stark akzentuierten Bassschlägen, dann wieder sanft wie eine Harfe, dann majestätisch trillernd wie eine Balalaika. Lerner ist ebenfalls ein musikalisches Multitalent: Am Akkordeon gibt es von ihm doch noch einen Tango, wunderbar leichtfüßig. Auch aus der Djembe, einer afrikanischen Trommel, holt er alles heraus: Mal bearbeitet er sie nur mit den Daumen, dann mit allen Fingern, dann mit den Handballen.

Krumbach Ichenhausen