Klangmalerei auf hohem Niveau
Wie rund 80 heimische Musiker ihrer Liebe zur Musik Ausdruck verliehen
Erst als souveräne Dirigentin aktiv auf der Bühne, dann als brillante Solistin in einer anderen Blasmusikformation: Marina Beer demonstrierte beim Frühjahrskonzert der Musikvereinigung seit 1749 Thannhausen im Ringeisensaal in Ursberg, wozu sie aufgrund ihres musikalischen Doppelstudiums in der Lage ist. Ihr Dirigentenkollege Michael Fischer von der „Blechbrasserie“ und die rund 80 überwiegend jungen Musiker vervollständigten das Bild, dass Schwaben, nicht zuletzt als Frucht der Arbeit des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes (ASM), über außerordentlich viele gut ausgebildete und hoch motivierte Musiker verfügt. Zwangsläufig gibt man sich auch nicht mehr damit zufrieden, nur Stimmungs- und Unterhaltungsmusik zu pflegen. Das Klang- und Ausdrucksspektrum der rund 45 Musiker der Musikvereinigung Thannhausen scheint schier unerschöpflich, jedenfalls stellt es ein Potenzial dar, dem Großes zu Gebote steht: breit angelegte Tongemälde, Darstellung von Landschaften und Witterungen, Abenteuern und menschlichen Tragödien in allen Schattierungen. Obendrein kann das Dargestellte bewertet werden, kommentiert und karikiert. Allein der Programmzettel des Frühjahrskonzertes sprach Bände: Sonnenaufgang, Seefahrt, Fluss, womit vielerlei gemeint sein kann, das Durchwandern eines Zauberlandes und das Wirken von „Reineke Fuchs“, des Machtpolitikers, der kein Verbrechen und keine Schandtat scheut. Besonders witzig machte sich in Haydn Woods Komposition „The Seafarer“ die Anleihe beim Volkslied von „Drunken Sailor“. Die bekannte Melodie kam teils stark verfremdet daher oder wurde von den Holzbläsern gleich einem Schwall höhnischen Gelächters umspült.
Am breitesten wurde das Ausdrucksspektrum wohl bei „Reineke Fuchs“ ausgereizt: Hohes Tempo, schrille Klänge, schräge Melodien, eigenwillige Rhythmen und der Einsatz von ungewöhnlichen Geräuscherzeugern, beispielsweise von Rasseln, vergegenwärtigten die Dramatik hautnah. Man vermeinte zeitweise, Ohrenzeuge einer Nacht-und-Nebel-Gewalttour des Missetäters zu sein und all seine Drohungen und Bosheiten, seine Verschlagenheit und Häme am eigenen Leibe zu verspüren. Derlei Wirkungen sind nur zu erzielen, wenn die Klangkultur stimmt und das hochkomplexe Ineinandergreifen der einzelnen Instrumentalgruppen perfekt abläuft. Die Musikvereinigung Thannhausen spielt zurzeit auf einem bemerkenswerten Niveau, was sich nicht nur an der Publikumsresonanz, sondern auch am grandiosen Abschneiden bei diversen Wertungsspielen ablesen lässt.
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