
Wenn das Leben Groschenromane schreibt

Mit leiser Ironie begeistern Lukas Meisters Lieder in Wiedemanns Keller in Krumbach
Gestern in Weiden, morgen in München. Heute in Krumbach. „Heute hier, morgen dort“, postulierte der Liedermacher Hannes Wader. Lukas Meister mag die Berufsbezeichnung „Liedermacher“ nicht besonders: Das klinge immer, als würde man automatisch politische Texte machen.
Der gebürtige Freiburger braucht ebenso wie die großen Liedermacher nicht viel mehr als eine Gitarre, seine Stimme und gelegentlich eine Mundharmonika. Auch er schafft es, sein Publikum zum andächtigen Zuhören zu animieren. Seine Texte wirken jedoch – zumindest vordergründig – weniger politisch. Die Gesellschaftskritik kommt bei ihm subtiler daher, gekleidet in ein Gewand aus dezenter Selbstironie, mit mitunter äußerst amüsantem Wortwitz. „Sind Fußballspieler jünger als Du, hast Du dann verloren?“, will er in einem seiner Lieder auch von den Gästen in Wiedemanns Keller in Krumbach wissen. Hier spielte Lukas das erste Konzert der Stubenmusik-Reihe im neuen Jahr. Seine Stimme ist an diesem Abend ziemlich belegt – ebenso wie die Plätze im bestuhlten Lokal.
Das Thema Fußball greift der Wahlberliner auch in seinem Song „Mannschaftsbus des FC Bayern“ auf. Darin zeigt er sich enttäuscht, dass die von ihm spontan entdeckte Menschenmenge nicht etwa zum Zweck einer Demonstration zusammengekommen ist, sondern um dem eintreffenden Mannschaftsbus des Erfolgsvereins zu huldigen. Alltagsszenen herausgreifen und die leise Ironie darin offenlegen – das ist seine große Stärke, die er während des gesamten Abends immer wieder gekonnt beweist.
Dass Lukas Meister ein talentierter Songschreiber ist, haben nicht nur die Krumbacher erkannt. Mittels Crowdfunding hat er sein erstes Album finanziert. Für ein Crowdfunding-Projekt sammelt man von gewillten Unterstützern Geld über eine entsprechende Internetplattform (zum Beispiel startnext.de). Wenn der benötigte Betrag zusammenkommt, wird er zweckgebunden für das Projekt eingesetzt. Die Unterstützer bekommen dann ihre vorab gebuchten Gaben – beispielsweise eine CD. Dieses Konzept wird immer häufiger von Kreativen genutzt. Der Stromberg-Kinofilm wurde beispielsweise auf diesem Weg finanziert oder auch das letzte Album von Amanda Palmer.
Das zweite Meister-Album ist in Arbeit – einige Songs stellte Lukas in Krumbach bereits vor. Wenn er nicht gerade tourt, lebt Lukas in Berlin. Dort tüftelt er an neuen Liedern und kümmert sich selbst um das Booking – sprich: Er stellt sich seine eigenen Konzerttermine zusammen.
Aus Krumbach verabschiedete sich Lukas mit seiner Interpretation des Farin Urlaub-Songs „1000 Jahre schlechten Sex“, nachdem er – wie es die Tradition verlangt – bereitwillig die Stubenmusik-Ukulele signiert hatte. „Was wenn dem Leben die guten Geschichten ausgehen/ schreibt es dann Groschenromane?“, fragt Lukas Meister in seinem Song „Nur Du“. Der Zuhörer denkt gerne über mögliche Antworten nach.
Eine eindeutige Antwort auf die Zeile „Weißt du schon, was du noch erleben willst?“ (aus „Das Leben, das“) lautet in Krumbach wohl: ein Konzert mit Lukas Meister.
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