
Schon die Kleinen beim MSC Wiesenbach haben Benzin im Blut

Plus Vor 35 Jahren wurde der MSC Wiesenbach als Motorradklub gegründet. Bereits Kinder können mit ihren Bikes über die Rennstrecke nahe Oberegg heizen.

Wer den Wiesenbacher Ortsteil Oberegg Richtung Südwesten verlässt und über die Felder fährt, der kann es an Sommerwochenenden schon von Weitem hören: das Knattern und Röhren der Maschinen. Rund einen Kilometer vom Ortsrand entfernt haben die Enduro-Fahrer des MSC Wiesenbach ihre eigene Rennstrecke in die Wiesen gebaggert. Schon in den 90er Jahren war das. Heute hat die Abteilung 65 aktive Mitglieder, darunter viele Kinder. Denn nirgendwo sonst dürfen sie schon mit sechs Jahren auf ein Motorrad steigen.
Karsten Schulz organisiert das Jugendlager
Dass sie das gut können, zeigen sie im Jugendlager des MSC. Jedes Jahr in den Sommerferien findet es auf der Strecke statt, heuer durch Corona in einer abgespeckten Form, ohne Übernachtung im Zelt und ohne Bewirtung. Das tut dem Spaß aber keinen Abbruch. Unter Anleitung der Trainer aus dem Verein düsen die Kinder und Jugendlichen über die Strecke. Für die Kleinen gibt es eine separate, rund 200 Meter lange Kinderpiste. Die Hauptstrecke ist rund 1250 Meter lang und bietet auch den ein oder anderen spektakulären Sprung. „Zu spektakulär wollen wir es aber auch nicht. Wir haben die Strecke bewusst entschärft, damit jeder darauf fahren kann“, erzählt Karsten Schulz. Der Neuburger organisiert das Jugendlager und ist als Beisitzer im MSC-Vorstand aktiv. Seit drei Jahren ist er im Verein, ebenso wie seine gesamte Familie.
Eine familiäre Angelegenheit
Überhaupt ist die Enduro-Abteilung in Wiesenbach eine sehr familiäre Angelegenheit. Die Geselligkeit steht im Vordergrund, der Spaß am Sport kommt vor der Leistung. Wer aktives Mitglied ist, muss jedes Jahr Arbeitsstunden ableisten, als Streckenposten, beim Rasenmähen, als Trainer im Jugendlager. Man hilft eben zusammen.
Kinder kommen zu dem Sport meist über ihre Eltern. Die sind in der Regel selbst Motorrad-Fans. Denn das Enduro-Fahren ist ein teures Hobby. Zwischen 2000 und 4000 Euro kostet ein gebrauchtes Kinderbike, für die nötige Schutzausrüstung – vom Helm über Anzug und diverse Protektoren bis zu den Stiefeln – sind noch einmal 1000 Euro fällig. Sie soll vor schweren Verletzungen schützen. Denn Stürze gehören zu dem Sport dazu. „Meistens sind es Fahrfehler, ab und zu auch mal ein technischer Defekt. Ein richtig schlimmer Unfall ist aber bisher noch nicht passiert“, erklärt Horst Thoma. Der Weißenhorner ist ebenfalls im Vorstand, auch seine drei Söhne fahren Enduro. Probleme damit, Kinder auf ein Motorrad zu setzen, sieht er nicht. „Wenn sie Fahrrad fahren können, können sie auch Motorrad fahren. Sie fangen mit kleinen Maschinen an, die haben nur 1,5 PS.“ Zudem ist das Fahren nur auf der Strecke erlaubt. Auch bei den Erwachsenen haben viele Bikes gar keine Straßenzulassung.
Einmal über die Hauptstrecke sausen
Im Jugendlager dürfen derweil auch die Kleinen auf die Hauptstrecke – für sie ein Highlight. „Das ist eine Ausnahme“, betont Karsten Schulz. „Wenn normaler Betrieb ist, dürfen sie das nicht.“ Auf der Strecke können fünf bzw. 15 Euro pro Tag (je nach Hubraum) auch Fremdfahrer ihre Runden drehen, jeden Freitag und Samstag, von April bis Oktober. Rund 40 Prozent aller Fahrer sind keine Vereinsmitglieder, für den MSC sind das wichtige Einnahmen. Denn sie müssen nicht nur die Strecke instand halten, sondern auch dafür sorgen, dass Lärmobergrenzen eingehalten werden. Dafür gibt es einen eigenen Mess-Stand.
Vom Verein gepflanzte Bäume am Ostrand des Geländes sollen zudem verhindern, dass Staub und Lärmemissionen vom Wind in Richtung Dorf getragen werden. Mit Obereggern gebe es aber keine Probleme, sagt Karsten Schulz. „Wir haben mal eine Umfrage unter den Anwohnern gemacht. Da hat sich gezeigt, dass sich eigentlich niemand wirklich gestört fühlt.“
Gründungstag ist der 25. August 1985
Gegründet wurde der MSC Wiesenbach vor 35 Jahren. Am 25. August 1985 trafen sich die 13 Gründungsmitglieder im Gasthaus „Hirsch“ in Unterbleichen. Einen Motorradklub wollte man damals gründen, schon damals mit dem Ziel eines eigenen Vereinsgeländes. Auch Straßenfahrer und Oldtimer-Liebhaber sind Teil des Vereins. Die erfolgreichste Abteilung, die Mountainbiker, kamen 2007 dazu. Sie richtet in diesem Jahr erstmals ein Bundesliga-Rennen aus.
Bei den Enduro-Fahrern geht es da gemütlicher zu. Außer einer Vereinsmeisterschaft veranstalten sie keine Rennen. Und auch die muss in diesem Jahr wegen Corona ausfallen. Die Kids im Jugendlager dürfen trotzdem zum Abschluss noch ein kleines Rennen fahren. Der Spaß steht schließlich im Vordergrund.
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