Pogrome: Ein November, der alles verändert
Vor 80 Jahren zeichnet sich in einer Orgie der Gewalt das Ende der jüdischen Kultur ab.
Vielleicht ist es gerade der Blick in dieses junge Gesicht, der das Unfassbare des Wortes „Holocaust“ bis heute spürbar werden lässt. Johanna Oettinger aus Krumbach-Hürben ist 19 Jahre alt, als sie deportiert und ermordet wird. Am 1. April 1942 werden die letzten Krumbacher Juden aus ihren Häusern geholt und zum Bahnhof gebracht. Es folgt eine Fahrt in den Tod. Die jüdischen Gemeinden Krumbach-Hürben und Ichenhausen, die Mittelschwaben über Jahrhunderte geprägt haben – ausgelöscht. Es bleiben Gedenksteine und Gedenktafeln. Wie die Tafel, die sich seit 2014 an dem Platz befindet, an dem einst die Hürbener Synagoge stand. Auf der Tafel: Fünfmal der Name Oettinger, auch „Johanna Oettinger aus Krumbach-Hürben, 19 Jahre“. Die Nazis schicken Kinder in den Tod wie den vierjährigen Josua Goldberg. Er könnte heute 80 Jahre alt sein und vielleicht auf ein erfülltes Leben zurückblicken.
Doch vor exakt 80 Jahren beginnt sich das Ende der jüdischen Kultur, der grausame Tod vieler Menschen, deutlich abzuzeichnen. In den Novemberpogromen des Jahres 1938 wird auch Mittelschwaben Schauplatz einer Orgie der Gewalt, betroffen sind insbesondere die jüdischen Gemeinden in Ichenhausen und Krumbach-Hürben. „Nach kurzer Zeit kamen die Leute wieder, brachten mich unter tätlicher Misshandlung in einem Auto zur Synagoge, wobei sie mich mit den Worten ,Du Saujüdin, das ist Deine letzte Fahrt´ anschrien.“ Die Krumbacher Jüdin Bella Spanier, die 1939 nach England und später in die USA emigrieren konnte, schreibt diese Zeilen rückblickend am 29. Juli 1947. Es beginnt in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938. In dieser Nacht werden in ganz Deutschland Synagogen in Brand gesteckt, jüdische Geschäfte und Wohnungen werden zerstört, Friedhöfe geschändet.
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