Verfemt, verfolgt - und oft vergessen
Neu-Ulm Eine Ausstellung steht bis heute für den Wahn der Nationalsozialisten, der auch vor der Kunst nicht haltmachte: "Entartete Kunst" zeigte 1937 in München und zwölf weiteren Städten das, was das Regime für unwürdig hielt - vor allem die Werke der Moderne. Es war der Höhepunkt der "Säuberung" der deutschen Kunst. Bereits mehrere Ausstellungen beschäftigten sich mit dem Thema, unter dem Titel "Entartet?" zeigt nun das Neu-Ulmer Edwin-Scharff-Museum Werke diffamierter Maler, Grafiker und Bildhauer.
Für das Museum am Petrusplatz liegt das Thema auf der Hand: Namensgeber Edwin Scharff (1887-1955) war selbst einer der Künstler, die der Bann der NS-Kulturdoktrin traf. 1933 verlor der Bildhauer und Grafiker zunächst seine Professur an der Berliner Akademie und wurde nach Düsseldorf zwangsversetzt, 1940 auch noch mit einem absoluten Arbeitsverbot belegt - und das, obwohl er zum Schutz seiner jüdischen Frau sogar der NSDAP beigetreten war. 48 seiner Werke wurden konfisziert, mehrere waren Teil der Schandausstellung.
Scharff kann beispielhaft für die Künstlerschicksale dieser Zeit stehen. Denn der NS-Bann traf noch rund 1400 andere, heute gefeierte wie Max Beckmann, Max Ernst oder Lyonel Feininger, die der Verfolgung durch Flucht ins Ausland entgingen, aber auch inzwischen nahezu unbekannte wie den Bauhaus-Schüler Albert Hennig, der die Kunst aufgab und auf dem Bau arbeitete, oder auch den Maler und aktiven Kommunisten Fritz Schulze, der wegen Hochverrats hingerichtet wurde. Ebenso vielseitig wie die Kunst sind auch die Gründe, warum Künstler ins Visier der Nazis gerieten: zu große Abstraktion, unerwünschte politische Ansichten, sogar die Zusammenarbeit mit jüdischen Kunsthändlern genügte. Für Viele bedeutete die Diffamierung ihrer Kunst einen Einschnitt in der Biografie, von dem sie sich nie wieder erholen sollten. Es ist eine Qualität der Neu-Ulmer Ausstellung, dass sie nicht nur nach den großen Namen schielt, sondern sich für die Lebensläufe hinter den Bildern interessiert. Das Beispiel Schulze zeigt auch, dass einige zu Unrecht vergessen sind. Seine "Schlafenden Fischer" überzeugen durch starke Farbigkeit.
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