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Alfred Hennings: Zeitgeschichte trifft Religion in Kunst

Thannhausen

Wie Alfred Hennings Religion und Zeitgeschichte verband

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    Alfred Hennings in seinem Atelier in Krumbach.
    Alfred Hennings in seinem Atelier in Krumbach. Foto: Peter Bauer (Archivbild)

    In Thannhausen zeigt die „Kunstbrücke“ im Bruckschmiedhaus Arbeiten von Alfred Hennings. Der Künstler und Grafiker lebte knapp 50 Jahre, bis zu seinem Tod 2014, in Krumbach. Mit seinen Werken setzte er bleibende Akzente, die nun in der neuen Ausstellung gewürdigt werden sollen.

    Hennings Lebensweg führte von Magdeburg nach Krumbach

    Im Rahmen der Vernissage skizzierte Heinrich Lindenmayr den Lebensweg von Hennings, heißt es in einer Mitteilung. Lindenmayr, studierter Kunsthistoriker und langjähriger Dozent an der Universität der Künste in Berlin, leitete zuletzt die Fachakademie für Sozialpädagogik in Krumbach.

    Den Gästen gab er zunächst einen Einblick in die frühen Lebensjahre des 1919 in Magdeburg geborenen Hennings: Dieser habe in seiner Geburtsstadt die Fachschule für angewandte Kunst absolviert. Der Zweite Weltkrieg, gefolgt von vier Jahren in russischer Kriegsgefangenschaft, unterbrachen seinen künstlerischen Werdegang für insgesamt elf Jahre. Zurück in Magdeburg, ließ sich Hennings dreifach zum Künstler ausbilden, so Lindenmayr: zum Holzbildhauer, akademischen Maler und Grafiker und Designer.

    Bereits während des Studiums habe er zahlreiche Aufträge erhalten: Hennings sollte Wohnungen von Großindustriellen einrichten und Plakate oder Werbematerial für Unternehmen entwerfen. Er erlangte große Bekanntheit in Fachkreisen, als er das Design der Produkte der Firma Melitta, bekannt für ihr Kaffeezubehör, entwarf. Kurze Zeit nach dem Studium leitete er ein Designbüro mit rund 20 Mitarbeitenden.

    Der Künstler unterrichtete an Schulen und designte Plakate für Unternehmen

    Mitte der 1960er Jahre kam Hennings nach Krumbach. Hier habe er sich eine „Patchwork-Existenz“ aufgebaut, erklärte Lindenmayr: „Er arbeitete als selbständiger Designer für Unternehmen, unterrichtete an verschiedenen Schulen und schuf als freier Künstler ein umfangreiches Werk.“ Zudem beherrschte er verschiedene künstlerische Techniken und experimentierte mit Kunstströmungen des 20. Jahrhunderts. Lindenmayr zählt die großen Bewegungen auf: den Post-Impressionismus, Expressionismus, Neue Sachlichkeit, Kubismus, Surrealismus, abstrakter Expressionismus und Nachmalerische Abstraktion.

    Die Organisatoren der Ausstellung bei der Vernissage in der „Kunstbrücke“ (von links): Armin Wiesmüller, Heinrich Lindenmayr, Gabriela und Joris Hennings, Stefanie Steinhart und Monika Wiesmüller-Schwab.
    Die Organisatoren der Ausstellung bei der Vernissage in der „Kunstbrücke“ (von links): Armin Wiesmüller, Heinrich Lindenmayr, Gabriela und Joris Hennings, Stefanie Steinhart und Monika Wiesmüller-Schwab. Foto: Maria Lindenmayr

    Im Mittelpunkt der Werke standen häufig Themen und Motive, die eine Verbindung zu Hennings eigener Biografie waren: Darunter seien Brücken, Türen, viele Menschen auf engsten Raum, schmale Gassen, an deren Ende sich ein Licht zeigt, gewesen. „Besondere Akzente setzte Hennings mit seinen Seidenpapiercollagen und den reliefartigen Gemälden“, so Lindenmayr weiter. Für die habe der Künstler bis zu 15 Zentimeter dicke Industriepappe besorgt, die er plastisch modellierte und bemalte.

    Hennings setzte sich in seiner Kunst mit aktuellen Konflikten auseinander

    Lindenmayr widmete sich in seiner Rede zwei Werken von Hennings genauer: Einer Pieta und einer Kreuzigungsgruppe. „Letztere zeigt einen restlos erschöpften Christus am Kreuz, der seinen Vater bittet, seinen Feinden zu verzeihen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Dieser Holzschnitt würde sich von den üblichen Darstellungen dieses Themas unterscheiden. Christus trage eine Dornenkrone, die geflochten ist aus amerikanischen und russischen Raketen. Maria verharre unter dem Kreuz „in sprachlosen Entsetzen, Johannes trägt Stahlhelm und ABC-Maske“. Das Werk schuf Hennings 1986, „auf dem Höhepunkt der Ost-West-Konfrontation, als große Teile der Bevölkerung in Deutschland die Bedrohung durch die ungeheuren Waffenarsenale beidseits für unerträglich befanden“.

    Auch das zeichne Hennings Werk aus: „Sein großes Gespür für religiöse Themen, die er geschickt mit zentralen Themen der Zeit verknüpft“. Die zweite Ausstellung der „Kunstbrücke“ ist an den kommenden Sonntagen im Februar, am 9., 16. und 23. geöffnet, jeweils von 14 bis 17 Uhr. (AZ)

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