Am Donnerstag fand in Thannhausen an der Mittelschule die siebte Lehrstellen- und Berufsinfomesse statt. Schon der Gang über den Parkplatz ergab interessante Hinweise, denn an einem Fahrzeug der Industrie- und Handelskammer stand folgender Spruch: „Jetzt könnenlernen – Ausbildung macht mehr aus uns.“ Ein paar Besucher diskutierten die Bedeutung dieser Aussage: Die Wortschöpfung „könnenlernen“, so meinte jemand, bringe eine Zielsetzung der Messe auf den Punkt: Wer eine Ausbildung durchlaufe, lerne Dinge, die im Beruf gekonnt werden müssen. Dass Ausbildung mehr aus dem Menschen mache, deutete ein anderer als Entfaltung der Persönlichkeit. Damit waren die Themen des Nachmittags gut umrissen.
70 Aussteller informieren in Thannhausen Jugendliche über berufliche Zukunft
In der Dreifachturnhalle, die zusammen mit Mensa und Aula Platz für rund 70 Aussteller bot, begrüßten um 13 Uhr die Direktoren der beteiligten Schulen, Matthias Unger für die Mittelschule, Frank Decke für die Christoph-von-Schmid-Realschule und Andreas Merz für das Ringeisen-Gymnasium Ursberg, sowie Alois Held, Erster Bürgermeister der Stadt Thannhausen, die Schülerinnen und Schüler der achten bis zwölfte Jahrgangsstufe.

Verantwortliche Organisatorin dieser Messe ist seit der ersten Ausgabe im Jahr 2015 Brigitte Wiedemann, Lehrerin an der Mittelschule Thannhausen. Im Gespräch mit unserer Redaktion berichtete sie von der Geschichte dieser Veranstaltung, die von Anfang an mit der Thannhauser Realschule durchgeführt wurde. Damals sei ein Leitgedanke gewesen, für die Jugendlichen im südlichen Landkreis ein Angebot zur Berufsberatung zu schaffen und damit die Schwierigkeit, nach Günzburg zu gelangen, zu umgehen. Man sehe sich daher nicht in Konkurrenz zur dortigen „Infomesse Beruf und Studium“. Im Jahr 2015 habe man mit rund 30 Ausstellern angefangen, von denen viele zur „Stammkundschaft“ gehörten und immer gern wiederkämen. In den Jahren 2018 und 2019 musste die Messe ausgelagert werden, da die Sporthalle der Mittelschule saniert wurde. Freundlicherweise stellte die Firma „Holzbau Aumann“ in Ziemetshausen, eine der Partnerfirmen der Mittelschule, eine große Halle zur Verfügung. In den Jahren 2020 und 2021 verhinderte die Corona-Pandemie die inzwischen etablierte Veranstaltung. Heuer war die Messe größer denn je. Brigitte Wiedemann schrieb bereits im Frühjahr die entsprechenden Firmen, Schulen und Behörden an. Doch manche meldeten sich erst nach Anmeldeschluss und wurden dennoch in den Raumplan integriert. Da hilft die langjährige Routine der Organisatorin.
Parallel zur Ausstellung wurden in Klassenzimmern circa 25 Vorträge angeboten. Alle Schülerinnen und Schüler mussten sich vorher verbindlich dazu anmelden. Wer sein Thema oder die Raumnummer vergessen hatte, konnte sich anhand von Listen an einer großen Pinnwand schnell noch informieren. Besonders begehrt waren die Vorträge der Grob-Werke Mindelheim, der bayerischen Polizei und des Dominikus-Ringeisen-Werks Ursberg.
Alois Held: Vom Mittelschüler zum Bürgermeister in Thannhausen
Bürgermeister Alois Held, selbst Absolvent der Mittelschule (damals noch Hauptschule) Thannhausen, berichtete, dass er nach seiner Ausbildung zum Schreiner eine Weiterbildung zum Verwaltungsfachwirt und ein Akademiestudium absolviert habe. Er könne die Situation der Jugendlichen auf der Suche nach dem richtigen Bildungsweg gut nachvollziehen. Für den Schulverband, dem die Gemeinden Aichen, Balzhausen und Ursberg, die Märkte Münsterhausen und Ziemetshausen sowie die Stadt Thannhausen angehören, sei die Messe eine äußerst wertvolle Veranstaltung.
Differenziert und doch wieder einheitlich äußerten sich Aussteller zu den Erwartungen, die sie an künftige Mitarbeitende haben: Das Team von LEW betonte die technische Seite und die Bereitschaft, sich ständig fortzubilden. Auch Flexibilität im Umgang mit Kunden sei wichtig. Bei der Firma Ludofact sprachen sich die Verantwortlichen für eine ausgewogene Mischung von Ausbildung und dualem Studium aus. Der Vertreter der Bundespolizei hob hervor, dass die Beherrschung unterschiedlicher Situationen mit Blick auf die darin agierenden Menschen wichtig sei. Alle betonten, dass bei der Bewerbung Schulnoten nicht an erster Stelle stünden. Unverzichtbar sei freundlicher Umgang sowie offenes und wertschätzendes Verhalten gegenüber anderen Menschen, seien es nun Mitarbeiter, Lehrkräfte, Vorgesetzte oder Kunden.

Im Gespräch mit Christian Groß und Heiko Michel, Lehrer an der Christoph-von-Schmid-Schule, wurde deutlich, dass die Kooperation mit der Mittelschule sehr geschätzt wird. Auch Carina Rau, Koordinatorin für berufliche Orientierung am Ringeisen-Gymnasium, äußerte sich begeistert über die Angebote für die Jugendlichen. Schulleiter Matthias Unger schließlich war als Gastgeber überall gleichzeitig vor Ort. Im Gespräch lobte er sein Organisationsteam, allen voran Brigitte Wiedemann, die ohne zusätzliche Vergütung selbstständig, souverän und mit allergrößtem Engagement jährlich diese Messe auf die Beine stelle. Deren Gelingen hänge aber davon ab, dass Jugendliche und Anbieter zueinander kämen. Die zahlreichen positiven Kommentare von beiden Seiten zeigten, dass dies an diesem Nachmittag der Fall war.