
Abstrakte Kunst Lateinamerikas in Bonn

Bonn (dpa) - Die Bonner Bundeskunsthalle zeigt in diesem Herbst erstmals einen Überblick über die abstrakte Kunst Lateinamerikas. Grundlage der Ausstellung "Vibración" vom 17. September bis zum 30. Januar 2011 sind die Bestände der Sammlung Cisneros Fontanals Art Foundation aus Miami.
"Die Sammlung wurde noch nie in Europa gezeigt", sagte der Intendant der Bundeskunsthalle, Robert Fleck, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. "Für die Fachwelt gilt sie als die beste Sammlung in dem Bereich."
Ein Drittel der Künstler ist deutscher Herkunft. Der Aspekt der Emigranten soll in Bonn durch drei um die Hauptschau gruppierte Satellitenausstellungen hervorgehoben werden. Da gibt es zum einen die Werke der aus Wuppertal stammenden Grete Stern (1904-1999), die am Bauhaus studierte und dann als Fotografin nach Argentinien ging. Vertreten sein werden auch Werke von der "Gego" genannten Gertrud Goldschmidt (1912-1994). Sie studierte in Stuttgart Architektur und floh dann 1939 vor den Nationalsozialisten über England nach Venezuela.
Der dritte Satellit ist der aus der Schweiz stammenden Mira Schendel (1919-1988) gewidmet, die nach Brasilien auswanderte.
"Es sind wirklich die besten Stücke aus der abstrakten Seite der klassischen Moderne Lateinamerikas", sagte Fleck über die Schau. "Die Lateinamerikanische Moderne wird jetzt in den großen Häusern neu entdeckt." Das "Moma" (Museum of Modern Art), Guggenheim und die Tate hätten jetzt Kustoden für Lateinamerika. "Das ist so ein bisschen ein unbekannter Kontinent."
Zwar habe es einen engen Dialog mit Europa und Nordamerika gegeben, es seien aber auch andere Einflüsse sichtbar. "Es gibt viel weniger schreiende Farben, dafür herrscht ein skeptisch reflektierter Blick, der uns doch heute vielleicht sehr nahe ist im Verhältnis zu unserer klassischen Moderne. Nach Flecks Beobachtung wird das Monopol der europäischen Moderne in der Kunstgeschichte derzeit ein wenig aufgebrochen.
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