Alle Kinderkunstwerke aufheben? Nein, nur das Beste bleibt!
Das Kind malt und malt und malt. Was aber macht man mit der ganzen Kunst? Alles aufheben? Nein, findet unsere Autorin.
Picasso hatte seine blaue und rosa Periode, Monet liebte seine Seerosen, Edvard Munch lieferte mehrere Varianten von "Der Schrei". Aber doch nur vier. So etwas schaffte meine Tochter an einem Tag, als sie sich als junge Künstlerin in der Höhlenphase befand, also Höhlen malte: Manchmal saß die ganze Familie in der Höhle, manchmal auch sie und ihre Freundinnen, meist schien auf den Bildern die Sonne. Es gibt grandiose Bilder aus der Höhlenphase, eines hängt an der Wand, etwa zehn andere sind gut verwahrt in einer Mappe, der Rest …vernichtet! Vielleicht gibt es noch das eine oder andere Exemplar bei Großeltern und Verwandten.
Wird sie die unzähligen Höhlenbilder je vermissen oder eines aus ihrer ungefähr einjährigen Werkphase, als sie mit dem Sujet tränendes Auge experimentierte? Oder ihr Bruder, weltgrößter Rittermaler des beginnenden 21. Jahrhunderts, eine der Variationen "Schwarzer Ritter kämpft"? Nein. Auch Gerhard Richter wirft Bilder in die Papiertonne! Nur das Beste soll bleiben, ein guter Grundsatz auch für Kinderkunst. Vielleicht blickt man als Erwachsener liebevoll auf ein eigenes Werk aus der Kopffüßlerphase (Mensch noch ohne Bauch und mit fühlerartigen Armen und Beinen), aber doch nicht auf zehn, zwanzig oder wer weiß wie viele. Was will man dann mit all dem Papier?
Die Pinakotheken anschreiben, ob sie noch Platz haben? Und was mit den unzähligen schiefen Tontöpfchen, produziert während der Kindergartenphase? Auch zu bedenken: Kinder sind oft sehr lässig, ein paar Striche, fertig! Die Eltern nehmen ja alles! Aber deswegen müssen sie doch nicht alles aufheben. Eines aber ist wichtig: Was liebevoll gemalt und verschenkt wurde, muss auch liebevoll entsorgt werden: Unbeobachtet also!
Lesen Sie dazu auch den Kontra-Kommentar von Lea Thies: Alle in die Mappe!
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