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Sprache
03.09.2020

Ankerzentrum, Obergrenze & Co.: Ein Unwort kommt selten allein

Um die Deutungshoheit über die Flüchtlingskrise ist auch mit sprachlichen Feinheiten gerungen worden.
Foto: Yannis Kolesidis, ANA-MPA/dpa (Symbol)

Die politische Debatte um die Flüchtlingspolitik ist immer auch ein Kampf um die Deutungshoheit. Wie hat die Flüchtlingskrise unsere Sprache verändert?

Ein Wort, das Anstoß erregt, kommt selten allein. Asyl wird erst zur angeschärften rhetorischen Waffe, wenn es mit Tourismus zusammengespannt wird: Asyltourismus. Oder mit Betrüger: Asylbetrüger. Der Mensch? Neutral. Aber Gutmensch? Unwort des Jahres 2015 und ein weiteres Beispiel für die Schlagworte, die mit der „Flüchtlingskrise“ aufgekommen sind und die öffentliche Debatte bestimmt haben und weiter bestimmen. Es gibt stetig Nachschub in dieser Wortschlacht. Umvolkung ist so ein Koppelwortgespenst.

Bilder prägen unsere Anschauung – aber neben der ikonografischen Wirkmacht behauptet sich auch die Macht der Begriffe. Sprache bestimmt das Framing. Hier gibt es eine ganze Kolonne von Wortbildungen, mit denen Politik gemacht wird. Etwa die „Anti-Abschiebe-Industrie“, die CSU-Mann Alexander Dobrindt (der auch den „Abschiebesaboteur“ angeprangert hat) in die Welt gesetzt hat. Ebenfalls gewürdigt als Unwort des Jahres, das war 2018.

Für Sprachästheten ist die Wortschöpfungswelle seit 2015 eher ein Jammertal. Denn Begriffe wie „Ankerzentrum“, „Obergrenze“ oder „Zuwanderungskorridor“ sind bürokratische Floskeln, die nicht vermuten lassen, dass sie Verfahren meinen, die für das individuelle Schicksal von Menschen bedeutsam sind. „Wir als demokratische Zivilgesellschaft sollten uns immer wieder bewusst machen, wie wir über menschliche Schicksale sprechen, und uns fragen, was für uns ein anständiger Umgang mit Sprache ist“, sagte dazu der Sprachwissenschaftler Thomas Niehr 2018 in einem Interview mit der Deutschen Welle.

"Flüchtling" war das Wort des Jahres 2015

Um die Deutungshoheit wird gerungen – bis in sprachliche Feinheiten, die etwa die Unterschiede zwischen „Geflüchteten“ und „Flüchtlingen“ herausarbeiten. Kritiker bemängeln, es schwinge durch das Suffix „ling“ (wie bei „Eindringling“ oder „Schädling“) eine negative Haltung durch. Das Wort Flüchtling war übrigens im Jahr 2015 das „Wort des Jahres“. Die Gesellschaft für deutsche Sprache begründete die Entscheidung damals unter anderem so: „Das Schöne an diesem Wort ist, dass es wertfrei ist und als solches die gesamte Thematik zusammenfasst.“ Auch Linguist Thomas Niehr bezeichnet die feinstoffliche Diskussion, „ob es besser ist, „Geflüchteter“ anstatt „Flüchtling“ zu sagen, als übertrieben. „Die Begründung, die Endung „ling“ sei an sich schon abwertend, halte ich als Linguist für abstrus.“

Andere verweisen auf sympathische „Linge“ wie Liebling oder Schmetterling. Hingegen ist unstrittig, dass die Metaphern „Ansturm“, „Lawine“, „Welle“ oder „Flut“ in Bezug auf die Ankunft von Flüchtlingen negativ konnotiert sind und Individuen zu amorphen Gefahren und Katastrophen machen. Victor Klemperer, der die Sprache des Dritten Reiches in seinem Buch „Lingua Tertii Imperii“ analysiert und demaskiert hat, schrieb: „Sprache dichtet und denkt nicht nur für mich, sie lenkt auch mein Gefühl, sie steuert mein ganzes seelisches Wesen, je selbstverständlicher, je unbewusster ich mich ihr überlasse.“ Wem es gelingt, in die Alltagssprache einzudringen, der formt auch das Bewusstsein mit.

Als "Herrschaft des Unrechts" geißelte Horst Seehofer das Vorgehen der Kanzlerin

Tatsächlich gibt es erbitterte Auseinandersetzungen um einzelne Begriffe – etwa den der „Grenzöffnung“. War das 2015 eine Grenzöffnung? Wo es doch laut Schengen zwischen Österreich und Deutschland gar keine geschlossene Grenze gab. Oder die „Krise“. Angela Merkels Regierung wollte diesen Begriff unbedingt vermeiden und schrieb statt dessen lieber „Bewältigung der Flüchtlingslage“ oder „Koordinierungsstab Flüchtlingspolitik“ auf ihre Aktendeckel. Weniger feinsinnig attackierte der damalige CSU-Chef Horst Seehofer das Vorgehen der Kanzlerin, das er als „Herrschaft des Unrechts“ geißelte und das als „Kontrollverlust“ beklagt wurde. Auch darüber, wie die Vereinbarung der EU mit der Türkei, die Balkanroute dichtzumachen, zu bezeichnen ist, gab und gibt es semantische Rangeleien. Handelt es sich um ein Abkommen, eine Erklärung oder um einen „Deal“ – ein Wort, dem etwas Halbseidenes, Zwielichtiges anhängt?

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Dass bestimmte Schlagwörter einen Bedeutungswandel durchmachen, lässt sich am Beispiel der „Willkommenskultur“ zeigen. Ursprünglich als eine einladende Geste der Wirtschaft für ausländische Fachkräfte geprägt und dann für den freundlichen Empfang Geflüchteter – etwa 2015 durch ein Spalier applaudierender im Münchner Hauptbahnhof –, kippte der Begriff. Er wird nun meistens ironisch oder verächtlich gebraucht bzw. als Synonym für „Gutmenschentum“ und Naivität. Dass Parolen gekapert werden und sich Gruppen fremde Hüte von der Garderobe der Geschichte nehmen, zeigt exemplarisch die Phrase „Wir sind das Volk“. Gegner der Flüchtlingspolitik – Pegida – bemächtigten sich der Kernbotschaft der friedlichen Revolution in der DDR – ebenso wie der „Montagsdemonstration“. Wer ist die Mehrheit? Darum kreist die politische Auseinandersetzung. In der Corona-Krise lässt sich jetzt wieder beobachten, dass es entscheidend darum geht, Mehrheit per Proklamation zu definieren.

Während auf der jüngsten Corona-Protestdemonstration in Berlin auf Warnwesten vieler Teilnehmer zu lesen war „Wir sind die 99 Prozent“, betonte Regierungssprecher Seibert, „die übergroße Mehrheit der Menschen in Deutschland denkt anders.“ Die Parole „Wir sind die 99 Prozent“ wurde übrigens von der Occupy-Bewegung kreiert.

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