
Die Mewo-Kunsthalle in Memmingen fragt: Was ist schön?

Plus Mit „imPERFEKT“ präsentiert die Mewo-Kunsthalle in Memmingen erstmals eine konsequent barrierefreie Schau. Wie Kunst und Inklusion dabei ineinandergreifen.
Nur ungefähr zehn Prozent der Bevölkerung besuchen regelmäßig Ausstellungen und Museen. Was hält die anderen davon ab? „Wir sind zu elitär“, bringt Axel Lapp, Leiter der Mewo-Kunsthalle in Memmingen, die mangelnde Besucherbreite auf den Punkt. Immerhin ziehen inzwischen – wie bei ihm auch – regelmäßig Kinder mit Stiften und Blöcken bewaffnet durch die Häuser, in denen sonst akademische Ruhe herrscht. Aber das reicht Lapp nicht. Unter dem Leitbild „Kultur für alle!“ hat er beispielsweise vor zwei Jahren das Eintrittsgeld abgeschafft und baut das Vermittlungsangebot für alle Altersschichten vom Kleinkind bis zu den Senioren konsequent aus. Jetzt geht er noch einen Schritt weiter und präsentiert mit der Ausstellung „imPERFEKT“ eine inklusive Kunstausstellung zur Barrierefreiheit.
Spannend ist, dass Lapp das Thema Schönheitsideal für eine Schau gewählt hat, die gezielt auch Menschen mit Behinderung ansprechen will. Gleich im ersten Raum lässt der Kurator einen Abguss des berühmten Torso von Belvedere – schon für Michelangelo der Inbegriff von Schönheit – auf die zeitgenössische Skulptur „Alison Lapper (8. Monat)“ von Marc Quinn treffen, die eine Schwangere ohne Arme und mit verkürzten Beinen zeigt. Was finden wir nun schöner? Den von Gebrauchsspuren übersäten Rumpf, der seit dem 19. Jahrhundert Kunststudenten als Studienobjekt diente? Oder die makellose Marmorarbeit des Briten, für die eine behinderte Künstlerin posiert hat? Eine meterhohe, 13 Tonnen schwere Version davon stand übrigens zwei Jahre lang auf dem vierten Pfeiler des Trafalgar Squares in London, der über 150 Jahre lang leer war. Und was ist schön an dem alten, kunstvoll gemalten Männerkörper gegenüber, den Nicola Irmer, angelehnt an den Torso von Belvedere, eigens für die Ausstellung geschaffen hat?
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