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Interview
15.03.2021

Barbara Becker: "Ich warte nicht mehr neben dem Telefon"

Mama von zwei Söhnen, plötzlich allein zu Haus: Barbara Becker.
Foto: Patrick Seeger, dpa (Archivfoto)

Im Interview Barbara Becker spricht über ihr neues Buch, den Auszug ihrer Kinder, wie wichtig Freundinnen sind und wie sie mit der Leere im Haus, aber auch mit der neu gewonnenen Freiheit umgeht.

Frau Becker, Sie haben zusammen mit Ihrer Münchner Freundin Christiane Soyke ein Buch geschrieben: Mama allein zu Haus. Sie selbst beschreiben darin, wie Sie in der ersten Zeit nach dem Auszug Ihres jüngeren Sohnes zu viel Smoothie morgens machten, die Einsamkeit im Haus spürten, Ihren Trennungsschmerz in ein Gedicht fassten. Wie geht es Ihnen heute?
Barbara Becker: Während des Lockdowns habe ich ja noch einmal das volle Nest und diese große Illusion des Zusammenlebens gehabt. Meine Mutter und mein jüngerer Sohn waren bei mir. Aber ich will natürlich, dass das Leben für alle weitergeht. Wenn du wie Elias in New York studierst und in Miami vor dem Computer hockst, ist das tatsächlich freudlos. Aber wir hatten noch einmal diesen Alltag, in dem ich auch gesehen habe, wie er sich entwickelt hat. Ich weiß, er trifft Entscheidungen, die Sinn machen. Das kann ich jetzt natürlich auch wieder in meinen Alltag nehmen. Dann schläft es sich auch besser. Aber der Abschied nach dieser Zeit war fast wie eine zweite Abnabelung, da dachte ich: Oooh.

Der Abschied fällt also immer noch schwer?
Becker: Meine Kinder kommen mich ja oft besuchen, auch weil ich in der Sonne lebe (lacht). Und es schon immer noch so, dass ich die Tage vor ihrer Abreise schlechte Laune bekomme, weil ich weiß, jetzt sind sie gleich wieder weg. Aber die Zeit, in der sie eben nicht da sind, die verbringe ich inzwischen nicht mehr mit Warten neben dem Telefon, sondern mit echten Plänen beziehungsweise mit der Aufgabenstellung, herauszufinden, was ich meinem Leben noch abverlangen darf und wie ich diese Zeit auch genießen kann.

"Wir wollen Müttern Mut zusprechen"

Fühlen sich Mütter in dieser Phase, in der sie ja mit dem Auszug der Kinder auch einen Teil ihrer Identität verlieren, denn tatsächlich alleingelassen?
Becker: Die Aufgabe, die du hattest, fällt weg. Ich denke, dass die meisten Frauen wie über jedes andere Problem auch über dieses mit engen Freundinnen sprechen. Aber gesellschaftlich wird von Frauen in dieser Phase Stärke erwartet und nicht irgendwelche Hormonschübe. Was die Botschaft unseres Buches ist: Dass Offenheit auch eine Stärke ist. Wir wollen Müttern Mut zusprechen: Ihr seid nicht alleine, es geht weiter, ihr habt euch gekümmert, behütet, beschützt, jetzt kommt die nächste Lebensphase, der nächste Schritt.

In zehn Jahren, wenn Sie zurückblicken – was möchten Sie denn alles in der nächsten Phase erlebt haben?
Becker: Ich glaube dieses große Erleben kann wirklich innerlich stattfinden. Ich würde gerne noch viel weiter in mich reingehen, und viele der großen Ängste, die wir alle haben, bearbeiten oder einfach zurücklassen. Nach diesen vielen Jahren, die ich einfach durchgerannt bin, um Sachen abzuhaken, wünsche ich mir jetzt keine stille Zeit, keine ruhige, aber eine sehr intensive Zeit mit mir und den Leuten, die ich liebe.

Nicht irgendetwas Verrücktes machen, was man lange nicht gemacht hat?
Becker: Ich springe tatsächlich mehr oder minder bekleidet durch meine Wohnung, das kann ich jetzt, weil mir keiner zuguckt. Man erobert sein eigenes Reich wieder.

"Das Loslassen kann man nicht wirklich proben"

Eigentlich weiß man ja so in etwa, wann der Auszug ansteht. Trifft er einen dennoch unvorbereitet?
Becker: Ich glaube, das Loslassen kann man nicht wirklich proben, so wie man sich zwar auch auf eine Geburt vorbereiten kann, aber wenn es dann passiert, ist es dennoch etwas ganz anderes. Man kann es dann nur akzeptieren und annehmen. Die Aufgabe der letzten Jahre ist ausgezogen, diese Zeit ist vorbei und eine neue beginnt. Mit der sollte man sich anfreunden und es sich auch gar nicht anders wünschen.

Erinnern Sie sich an Ihren Auszug von zu Hause?
Becker: Ja, ich erinnere mich schon, und das hilft auch, um zu verstehen, wohin es die eigenen Kinder zieht. Für mich war das einfach wie für alle anderen: Die große weite Welt hat gerufen.

"Von meiner Mutter kann ich mir eine Scheibe abschneiden"

Wie hat Ihre Mutter diese Zeit erlebt?
Becker: Von meiner Mutter kann ich mir da wirklich eine Scheibe abschneiden. Als wir aus dem Haus waren, ich bin ja das mittlere Kind, ist meine Mutter direkt nach Ägypten, das wollte sie immer, und hat zehn Jahre dort Entwicklungsarbeit gemacht. Sie hat auch noch einmal angefangen zu studieren und hat ihr Leben geführt.

Die Kinder vermissen, klar, aber was vermissen Sie denn nicht?
Becker: Diese stundenlangen Weckzeremonien, aber auch solche Sachen wie Hausaufgaben oder Anrufe von der Schule. Du bist ja immer auf Habachtstellung mit dem Telefon in der Hand. Dieses halb erwachsene Kind auf der amerikanischen Autobahn ist auch nichts, was ich vermisse. Wie auch die unerlaubten Partys: In Amerika darfst du ja erst mit 21 Bier trinken, woran sich keiner hält. Auf Bierpong- oder Poolpartys bei uns habe ich aber gar keine Lust gehabt. Noch nicht mal wegen der Schlagzeilen, die das geben könnte, sondern weil ich einfach nichts mache, was verboten ist. Das bin einfach ich. Da habe ich natürlich viel Rüge von meinen Söhnen eingeheimst, weil alle anderen das gemacht haben. Inzwischen sind aber alle über 21 und alle dürfen ein Bier trinken, es wird immer lockerer zu Hause.

"Ich hatte einen Riesendruck von außen"

Ihnen hat die deutsche Öffentlichkeit ja quasi zugesehen beim Erziehen. Wie sehr hat das den Druck erhöht?
Becker: Das macht tatsächlich den Druck nicht weniger. Neben dem massiven Druck von außen hatte ich auch einen Riesendruck von innen als alleinerziehende Mutter in der Gewissheit, dass du natürlich nicht für alles Ersatz sein kannst. Und andererseits: Wie alle anderen Mütter habe ich halt versucht, mein Bestes zu geben.

Barbara Becker und Christiane Soyke beschreiben in ihrem Buch «Mama allein zu Haus», wie es ist, wenn die Kinder ausziehen.
Foto: -/Gräfe und Unzer Verlag/dpa

Laut Studien verstehen sich Eltern und Kinder besser denn je. Leiden Eltern heute deswegen mehr unter dem Auszug ihrer Kinder?
Becker: Ich glaube schon. Meine Mutter hat mit ihren Eltern sicher ganz anders gesprochen als ich jetzt mit meinen Kindern. Wir reden doch heute über viel mehr und ganz anders, sind Vertrauenspersonen, mit denen man alles besprechen kann. Das schafft natürlich auch noch mal eine andere Nähe. Was wir aber heute haben: diese schöne Technologie, sodass wir uns ständig anrufen können!

Wie oft telefonieren Sie mit Ihren Kindern oder schreiben?
Becker: Mehrmals täglich, aber das mache ich auch mit meiner Mutter und meinen engen Freunden eigentlich auch. Ein, zwei Tage können mal verstreichen, aber das ist ganz ganz selten. Von Elias werde ich gerade eigentlich jeden Tag angerufen oder angetextet auf jeden Fall. Und von Noah auch …

"Glucke bin ich auf jeden Fall"

Es gibt unschöne Bezeichnungen für die heutigen Eltern: Helikoptereltern, die ständig über ihren Kindern kreisen, oder Schneepflugeltern, die Kindern alles aus dem Weg schieben. Fühlen Sie sich da in irgendeiner Weise erkannt?
Becker: Ach, Schneepflug würde ich schon sagen und Helikopter vielleicht auch zum Teil, Glucke auf jeden Fall. Ich lasse mich alles schimpfen. Erziehen ist schon ein absoluter Balanceakt, zum einen weißt du, dass du nicht allmächtig bist, auf der anderen Seite wird schon viel gefordert. Täglich muss man sich fragen, muss ich mich raushalten oder darf ich mich einmischen? Und dann zu verstehen, wann ist denn der Moment, in dem du sie freilassen musst.

Sie werben in Ihrem Buch für Sisterhood. Der Untertitel: Wie geballte Freundinnen-Power uns vor dem Empty-Nest-Syndrom bewahrte ...
Becker: ... ja – und ich habe das Glück, dass ich viele Freundinnen aus der Jugendzeit habe, viele aus Amerika, eine meiner Freundinnen ist also immer wach und ich kann ihr das Ohr abkauen ...

... andererseits missionieren und kritisieren sich Frauen auch gegenseitig. Stichwort: Momshaming. Hatten Sie je das Gefühl, Ihr Lebensmodell verteidigen zu müssen?
Becker: Ich habe Freundinnen, die keine Kinder haben und berufstätig sind, andere haben viele Kinder und arbeiten nicht, und dann gibt es die wie mich, die beides immer gemacht haben. Um einander zu verstehen, muss man doch nicht dasselbe Modell leben. Aber wir sollten als Frauen wirklich zusammenstehen, denn nur dann werden wir irgendwann als gleichberechtigte Wesen wahrgenommen. Das geht jedenfalls nicht, wenn wir uns als Frauen entzweien.

Bezeichnen Sie sich als Feministin?
Becker: Ja, unbedingt. Feministin ist keine Kampfansage, wir wollen ja auch nicht die Männer bestimmen, sondern wir wollen über unser Leben bestimmen. Wenn man sich vorstellt, 1997 wurde das erste Mal Vergewaltigung in einer Ehe strafrechtlich verfolgt, 1962 durften Frauen in der Bundesrepublik zum ersten Mal ein Konto haben ... ich meine, ich bin 1966 geboren, es ist der totale Wahnsinn, wenn wir uns das heute vorstellen. Aber dann wissen wir auch, warum wir noch nicht da sind, wo wir hinwollen, was Lohngleichstellung oder Führungspositionen betrifft: Weil es eben noch nicht so lange her ist. Aber wenn wir uns nicht aufregen, dann wird uns kein Platz gemacht. Das ist mit allen Sachen so. Deswegen sollten wir uns unterstützen als Frauen.

"Ich habe Boris mehr zu verdanken als jedem anderen auf der Welt"

War es schwer für Sie, sich aus dem Schatten von Boris Becker zu kämpfen, also nicht mehr nur als Ex-Frau gesehen zu werden?
Becker: Ach, das würde ich gar nicht so sagen. Im Englischen gibt es das Sprichwort: You can’t have your cake and eat it. Ich habe mir diese Familie ausgesucht, das ist Teil meines Lebens und gehört dazu. Meine Kinder will ich ja auch nicht zurückgeben. Wissen Sie, ich habe Boris mehr zu verdanken als jedem anderen Menschen auf der Welt, außer natürlich meinen Eltern, die mir das Leben geschenkt haben, weil er mir diese Kinder geschenkt hat. Insofern ist das auch eine Zeit, auf die ich mit großer Dankbarkeit zurückschaue. Ich habe immer nur Stärke aus meiner Familie gezogen. Ich will mich wirklich nicht beschweren, das ist nicht Teil meiner Agenda, sondern Lebenslust und Leidenschaft. Davon abgesehen: In meiner Wahrnehmung, übrigens auch in der Realität, bin ich tatsächlich seit 20 Jahren geschieden.

Wenn Sie jetzt mit der Erziehung noch einmal von vorne anfangen würden, würden Sie etwas anders machen?
Becker: Vielleicht weniger Angst haben, dass Sachen schiefgehen können. Aber ich weiß, ich war in dem Moment die, die ich war, und es ging halt nicht mehr. Das habe ich inzwischen schon kapiert, dass man, wenn man alles gibt, auch nicht groß bereuen muss. Das Schöne ist ja: Die erwachsenen Kinder sehen ja auch und verstehen, dass man sein Bestes versucht hat, auch wenn es vielleicht nicht immer das Beste war.

Im Nachhinein gesehen also: Alles richtig gemacht?
Becker: Ich würde sagen: Alles versucht!

Letzte Frage: Nach dem Auszug die Kinderzimmer umgestalten oder konservieren? Wie halten Sie es damit?
Becker: Eines ist schon Gästezimmer, eines ist noch Kinderzimmer. Fürs Zuhauseankommen sind, glaube ich, die Menschen, die Gespräche oder das Lieblingsessen ja doch viel wichtiger, als ob da noch der Steiff-Hase liegt oder die X-Box angeschlossen ist. Das Lego ist jedenfalls schon lange weg.

Barbara Becker, Christiane Soyke: Mama allein zu Haus, Gräfe und Unzer, 208 Seiten, 17,99 Euro

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