Petrenko dirigiert Mahler – große Aufnahme mit dem Bayerischen Staatsorchester
Die Bayerische Staatsoper startet mit der Veröffentlichung ihrer Produktionen der neuen Reihe " Bayerische Staatsoper Recordings". Den Anfang macht Mahlers siebte Sinfonie.
Dafür, dass das Bayerische Staatsorchester, also das Opernorchester des Nationaltheaters in München, seit 2013 sieben Mal in Folge als das „Orchester des Jahres“ ausgezeichnet wurde (Magazin Opernwelt), dafür, dass sogar soundsoviel kleinere Mitbewerber seit Jahren ihre Aufführungen als Mitschnitte auf CD feilbieten, und dafür, dass ein Kirill Petrenko das Ensemble jahrelang zu Höhenflügen führte, dafür kommt jetzt das brandneue CD-Label „Bayerische Staatsoper Recordings“ keinen Tag zu früh.
Man könnte auch sagen: in letzter Sekunde. Denn im Herbst übernimmt Vladimir Jurowski das Amt des Generalmusikdirektors, nachdem Petrenko schon 2019 die letzte, entscheidende Erfolgsstufe zu den Berliner Philharmonikern leichtfüßig emporgesprungen war. Immerhin wird er zum Start der Münchner Opernfestspiele Ende Juni noch eine „Tristan“-Premiere mit Folge-Aufführungen dirigieren, die möglicherweise auch wegen Jonas Kaufmann als Tristan und Anja Harteros als Isolde in Erinnerung bleiben könnte. Es gilt, die Ohren zu spitzen.
Kirill Petrenko sind Perfektion und der unmittelbare Hörmoment wichtiger als Aufnahmen
Dass Petrenko in Sachen CD-Publikationen nicht gerade ein Treiber ist, bleibt fairerweise aber auch anzumerken. Seine gepressten Aufnahmen lassen sich – vor allem in Relation zu seinen Dienstjahren gesetzt – leicht abzählen. Perfektion und – mehr noch – der unmittelbare Hörmoment sind ihm wesentlicher als die Bedienung des allemal vorhandenen Marktes.
Jetzt aber doch: Gustav Mahlers siebte Sinfonie zum Auftakt von „Bayerische Staatsoper Recordings“. Aufgenommen wurde sie Ende Mai 2018 in München bei einem Akademiekonzert. Wer Petrenko ein paar Jahre verfolgt hat, in München und in Bayreuth, den dürfte kaum verwundern, dass für diese Wiedergabe eine rückhaltlose Empfehlung ausgesprochen wird.
Die plastische Profilierung des Bayerischen Staatsorchesters ist rundherum gelungen
Rundherum gelungen ist die plastische Profilierung des Orchesters bei bester Präsenz der vielen singenden und signalisierenden Solo-Instrumente wie Tenorhorn, Harfe, Gitarre und Mandoline; einfühlsam disponiert sind Binnenspannungen und musikantisch vorbereitete Tempo-Wechsel; durchweg herrschen Nuancierung und Ziselierung, selbst im fünffachen Tutti-Forte waltet Transparenz. Und großartig das nächtlich Spukhafte in den Sätzen zwei, drei und vier, auf dieser Inselgruppe zwischen den beiden Brückenköpfen der Ecksätze: Mahlers Ästhetik in ihrer physiognomischen Vielfalt vorbildlich erfasst. Große Aufnahme. Gottlob trifft nicht zu, was das Begleitheft werbend im Text verspricht: „Wenn Petrenko diese Musik dirigiert, lösen sich alle Fragen dieser Symphonie von selbst.“
Wie es weitergeht? Mit einem Mitschnitt von Korngolds Oper „Die tote Stadt“, wieder mit Petrenko. Und mit Jonas Kaufmann.
Siebte Sinfonie, Bayerisches Staatsorchester unter Kirill Petrenko, 14,99 Euro. Erhältlich über den Shop der Staatsoper oder online oder im Fachgeschäft.
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