Beethoven, Petrenko und das Brandenburger Tor
Die erste Aufnahme mit dem künftigen Chefdirigenten liegt auf dem Tisch. Was alles wird folgen?
So lange ist es ja noch nicht her, dass geunkt wurde, Kirill Petrenko könne nicht Chefdirigent der medienverliebten Berliner Philharmoniker werden, weil er – beschönigend formuliert – nicht groß an CD-Aufnahmen interessiert sei.
Aber er wurde dennoch mit Kusshand genommen; alle Welt freut sich über die annoncierte Ehe ab August dieses Jahres; und schon liegt die Dokumentation der Verlobung als CD beziehungsweise SACD vor, nämlich das mitgeschnittene und mitgefilmte erste Konzert nach ausgehängtem Aufgebot: Im März 2017 musizierten die Verliebten Tschaikowskys sechste Sinfonie in der Berliner Philharmonie, die „Pathétique“.
Das Ergebnis erinnert an das fulminante Münchner Konzert vom Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks, als es bekannt gab, Lorin Maazel werde sein Chefdirigent ab 1993: Neue Besen kehren gut.
Liest man dann das Begleitheft zu dieser genial bohrenden, erschütternd intensiven, glühenden bis brennenden Wiedergabe der „Pathétique“, dann stößt man schon auf deutliche Hinweise, wie das demnächst laufen dürfte mit den Berlinern, Petrenko und CD-Veröffentlichungen. Petrenko gibt zu Protokoll: „Bei besonders gelungenen Abenden, bei denen man das Gefühl hat, dass etwas Außergewöhnliches zustande gekommen ist, und bei denen die künstlerische Qualität dem auch noch entspricht, bin ich überhaupt nicht dagegen, das zu veröffentlichen.“
Es läuft also wohl auf Livemitschnitte von Sternstunden hinaus – hoffen wir, dass es sie hagelt, wenn Petrenko in seiner ersten Berliner Saison ab Herbst unter anderem Folgendes in der Philharmonie dirigieren wird: Beethovens Neunte zum Auftakt (am 24. August auch als kostenloses Sonderkonzert vor dem Brandenburger Tor), Kompositionen von Gershwin und Bernstein (mit Diana Damrau, 29./30./31. Dezember), Mahlers sechste Sinfonie (23./24./25. Januar 2020), Beethovens Oper „Fidelio“ (17./19. April).
Noch hat Petrenko in dieser kommenden Saison Verpflichtungen auch an der Staatsoper München: Unter anderem wird er dort die Neuinszenierungen von Korngolds „Die tote Stadt“ und Verdis „Falstaff“ dirigieren – bevor Vladimir Jurowski dann 2021 sein Nachfolger wird. Rüdiger Heinze
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