Bücher für die Leser von morgen
Kandidaten für den Jugendliteraturpreis
Die Geschichte Russlands als Wimmelbild, ein Plädoyer für Toleranz im Magazinstil, ein Science-Fiction-Roman als Kladde mit Dokumenten – Bücher für junge Leser werden immer aufwendiger. Und das müssen sie wohl auch sein: Der Anteil der Kinder- und Jugendbücher am Gesamtumsatz der Buchbranche ist im vergangenen Jahr um 2,3 Prozent geschrumpft, wie der Börsenverein des Deutschen Buchhandels berichtet. Insgesamt sanken die Umsätze um 1,6 Prozent – während E-Books um 4,6 Prozent zulegten.
Wie können Verlage abgewanderte Leser zurückgewinnen? Das ist eine der zentralen Fragen, auf die Verlage bei der Frankfurter Buchmesse Antworten suchen. Die Verlage, die sich an die Leser von morgen wenden, setzen auf Wertigkeit bei der Gestaltung und Tempo beim Erzählen. Das ist einerseits eine Gegenbewegung zum digitalen Lesen, andererseits aber hat das Buch auch vom E-Reader und iPad gelernt.
Ein Blick auf die Preisträger des Deutschen Jugendliteraturpreises macht das deutlich. Die mit insgesamt 72 000 Euro dotierte Auszeichnung wurde am Freitagabend in den Sparten Bilderbuch, Kinderbuch, Jugendbuch und Sachbuch vergeben. Zum besten Kinderbuch wurde das Erstlesebuch „Viele Grüße, Deine Giraffe“ (Moritz) der japanischen Autorin Megumi Iwasa gewählt. Die Jury, der unsere Kulturredakteurin Birgit Müller-Bardorff vorsaß, fand, dass der Text zwar sprachlich einfach, aber literarisch gestaltet sei.
Als bestes Jugendbuch wurde von Manja Präkels „Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß“ (Verbrecher Verlag) ausgezeichnet, ein laut Jury faszinierender, autobiografisch gefärbter Roman.
Als bestes Bilderbuch hat die Jury Øyvind Torseters „Der siebente Bruder“ (Gerstenberg Verlag) ausgewählt, eine opulente Graphic Novel. Die Jury lobte, dass die verschiedensten Illustrationsstile zu einem künstlerisch anspruchsvollen Ganzen verbunden sind.
Der italienische Schriftsteller Gianumberto Accinelli hat mit „Der Dominoeffekt“ das beste Sachbuch 2018 geschrieben, in dem komplexe ökologische Zusammenhänge in flüssigem Erzählton beschrieben werden.
Und die Jugendjury zeichnete den Roman „The Hate U Give“ der amerikanischen Schriftstellerin Angie Thomas aus, laut Jugendjury ein Buch über ein Schwarzengetto, das motiviert, das eigene Handeln zu hinterfragen. (rim, dpa)
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