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Foto: Foto: Christian Hedel/Magneticmeat/dpa
Foto: Foto: Christian Hedel/Magneticmeat/dpa

Marteria (l) und Casper, deutsche Rapper.

Musik
29.08.2018

Casper und Marteria: Die Anti-Rüpelrapper

Von Jenny Tobien, dpa

Neben ihrem Geburtsjahr verbindet die beiden deutschen Rap-Helden jetzt ein gemeinsames Album, das genau danach benannt ist: „1982“ 

Die Idee stand lange im Raum. Immer wieder war irgendetwas dazwischengekommen. Soloalben, Tourneen, andere Projekte. Und dann ging es doch ganz schnell: Casper und Marteria, zwei der erfolgreichsten Rapper des Landes, veröffentlichen ihr gemeinsames Album „1982“. „Jetzt war für uns genau der richtige Zeitpunkt, die Platte zu machen, die wir schon lange von uns erwarten“, erklären die beiden im gemeinsamen Interview.

Die insgesamt zehn Songs sind das Ergebnis einer Begegnung zweier Männer, die viel mehr gemeinsam haben als das Geburtsjahr. „Wir fanden uns schon lange sympathisch, waren Fans von der Musik des jeweils anderen. Aber die Arbeit an dem Album war wie ein ganz neues Kennenlernen“, sagt Casper. „Es war klar: Wenn wir das wirklich hinkriegen wollen, dürfen wir da nicht verkopft rangehen, sondern müssen Spaß haben, quatschen, gucken was sind unsere Gemeinsamkeiten, was ist unsere Geschichte“ ergänzt Marteria.

Die Geschichte beginnt 1982: Benjamin Griffey alias Casper wird in Ostwestfalen als Sohn einer Deutschen und eines US-Soldaten geboren. Die Kindheit verbringt er größtenteils im US-Bundesstaat Georgia. Später geht es mit der Mutter und der Schwester zurück nach Deutschland. Prägende Teenager-Jahre in Ostwestfalen, abgebrochenes Studium in Bielefeld. Es folgt der Weg nach Berlin mit dem großen Traum von der Rapper-Karriere. Und dann, nach längerem Anlauf, drei Nummer-1-Alben in Folge - vom Meilenstein „xoxo“ über „Hinterland“ bis „Lang Lebe der Tod“.

Auf der anderen Seite der Mauer, in Rostock, kommt Ende 1982 Marten Laciny auf die Welt. Aufgewachsen in einer „roten Familie“ wird er auch durch den Anschlag auf die Asylbewerber-Unterkünfte im Stadtteil Lichtenhagen sozialisiert. Der Junge kickt in der Jugend von Hansa Rostock, Horst Hrubesch beruft ihn in die U-17-Nationalmannschaft. Später arbeitet er als Model in New York, von dort geht's zur Schauspielschule nach Berlin. Zwischenzeitlich muss Laciny Hartz IV beziehen, und auch er hat den großen Rapper-Traum, und später dann den langersehnten Durchbruch mit den „Zum Glück in die Zukunft“-Alben.

„Wir haben einfach gemacht, worauf wir Bock hatten“

„Uns verbindet der unbedingte Wille, Musiker zu werden, aber auch, dass der Weg dahin ein ganz krasser Kampf war“, sagt Casper. Und es gibt noch mehr Gemeinsamkeiten, die die beiden getrennt voneinander erleben: Eine starke Verbindung zu ihren kleinen Städten, zu den Fußballclubs in Rostock und Bielefeld. Der große Durchbruch mit dem jeweils zweiten Album. Außerdem heiraten beide in etwa zeitgleich in Las Vegas.

Ihren Ehefrauen ist auf „1982“ der Song „Denk an Dich“ gewidmet. „Das ist schon ein wahnsinniger Lifestyle, den die beiden mitmachen. Das erfordert viel Stärke und Selbstbewusstsein“, erklärt Marteria. Begleitet werden die Musiker bei dem Song von der wunderbaren australischen Sängerin und Wahl-Berlinerin Kat Frankie. Der zweite Gast-Auftritt geht an Monchi - für die beiden „eine der spannendsten Figuren der Popkultur“. Der Feine-Sahne-Fischfilet-Sänger ist bei dem melancholischen Song „Absturz“ zu hören.

Das Album entsteht bei gegenseitigen Heimatbesuchen in Ostwestfalen und an der Ostsee, sowie bei Sessions im Berliner Umland. Sie schätzen und ergänzen einander - Casper, der absolute Musiknerd, und Marteria, dem das Texten leichter von der Hand geht. „Wir haben einfach gemacht, worauf wir Bock hatten“, so Marteria. Diese Lockerheit ist den Songs anzuhören. Immer wieder geht es um Jugend, Heimat, Freundschaften und die Karriere mit ihren Höhen und Tiefen.

Die erste Single „Champion Sound“ ist eine verspielte Angeber-Hymne über den Erfolg der beiden. „Supernova“ erzählt von einer magischen Nacht mit alten Freunden. Politische und gesellschaftskritische Töne gibt es - auch im Vergleich zu den Soloalben der beiden - eher vereinzelt zu hören, etwa bei „Willkommen in der Vorstadt“. Auch wenn „1982“ mit Nostalgie und Melancholie gespickt ist, kommt das Album insgesamt leicht und unbeschwert daher. Und das ist in Zeiten wie diesen auch mal nicht verkehrt.

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