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Interview
31.03.2021

Der Arzt und Schriftsteller Lichtwarck-Aschoff: „Robert Koch hatte nichts Genialisches“

Der ehemalige Intensivmediziner und Schriftsteller Michael Lichtwarck-Aschoff hat eine Erzählung über Robert Koch geschrieben.
Foto: Bernhard Weizenegger

Exklusiv Michael Lichtwarck-Aschoffs „Robert Kochs Affe. Der grandiose Irrtum des berühmten Seuchenarztes“ widmet sich einem unrühmlichen Kapitel Medizingeschichte.

Herr Lichtwarck-Aschoff, Ihr neues Buch „Robert Kochs Affe“ hat einen Namen im Titel, der derzeit in aller Munde ist. Gibt es einen Zusammenhang mit den aktuellen Ereignissen?

Michael Lichtwarck-Aschoff: Nein, das ist ein Zufall, ich habe das Buch schon vor etwa vier Jahren begonnen, als die Corona-Pandemie noch nicht unseren Alltag beherrschte.

Fürchten Sie, dass man vor dem Hintergrund der Aktualität Ihr Buch anders lesen wird? Zumal sich darin einige markige Sätze Robert Kochs über die Eindämmung des Erregers durch Quarantäne und sonstige Zwangsmaßnahmen finden.

Lichtwarck-Aschoff: Das fürchte ich, ja. Man wird es, simpel gesagt, als Rechtfertigung sehen, sich gegen Lockdown-Maßnahmen zu wehren, obwohl ich weit davon entfernt bin, die politischen Maßnahmen zu kritisieren. Als Intensivmediziner weiß ich, wie das aussieht, wenn Menschen auf der Intensivstation um ihr Leben kämpfen.

Was hat Sie an diesem Forscher, der als Mitbegründer der Mikrobiologie gilt, interessiert?

Lichtwarck-Aschoff: Verschiedene Dinge. Zum einen die Thematik der bakteriologischen Entdeckungen Ende des 19. Jahrhunderts, Anfang des 20. Jahrhunderts, die Koch, aber auch Männer wie Pasteur und Pettenkofer gemacht haben. Mit diesem Thema habe ich mich schon in einer früheren Erzählung beschäftigt. Robert Koch hat mich aber auch als Figur interessiert: der Landarzt, der eine Praxis hatte, von dem ich aber den Eindruck hatte, dass der Umgang mit Patienten nicht seine Sache war. Er saß lieber in seinem Labor und schaute in sein Mikroskop. In welchem Umfeld die Erreger auftraten, hat ihn nicht interessiert. Plötzlich wurde er aufgrund seiner Forschung ein berühmter Mann, zu seiner Zeit einer der bekanntesten Wissenschaftler und Nobelpreisträger für Medizin. Im Gegensatz zu anderen, die etwas Genialisches hatten, hatte er das gar nicht. Für mich war er jemand, der stromlinienförmig mit seiner Zeit ging.

Nun steht Robert Koch ja auch für eine Wissenschaft, die der Politik, sprich dem Kolonialismus, zu Diensten stand, der aber auch die Bedingungen dieser Politik für sich zu nutzen wusste, etwa durch Versuche, die er an den Menschen in Afrika vornahm.

Lichtwarck-Aschoff: Ja, genau, das war ein zentrales Anliegen für mein Buch. Ich habe mich gefragt, ob es einen Zusammenhang zwischen diesem Sauberkeitswahn als Geisteshaltung und der Bakteriologie, die Koch mitentwickelt hat, gibt. Denn ich hatte den Eindruck, dass die Ideologie des Reinhaltens, des Weghaltens von Fremdem als dem Unsauberen eine große Rolle für Koch gespielt hat – und im Vokabular der Bakteriologie übrigens bis heute spielt. Interessanterweise reden wir immer noch von Bakterienkolonien und von Besiedelung. Das Vokabular stammt aus dem Wortschatz des Kolonialismus. Das war ein Punkt, der mich fasziniert hat: Welche Wechselwirkung gibt es zwischen dem Kolonialismus und der medizinischen Wissenschaft der Zeit. Offensichtlich wirkte sich der Zeitgeist – oder vielmehr Zeit-Ungeist – in der Medizin aus, und andererseits, das finde ich mindestens genauso schlimm, gab diese Medizin der Politik Stichpunkte, etwa die Rechtfertigung für den Kolonialismus.

Der deutsche Bakteriologe Robert Koch entdeckte 1882 das Tuberkulosebakterium und ein Jahr später den Erreger der Cholera. Als Begründer der modernen Bakteriologie wurde er 1905 mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet.
Foto: dpa

Glauben Sie, dass das im Fall Robert Kochs nur eine Frage der Zeit war oder auch der Persönlichkeit?

Lichtwarck-Aschoff: Beides. Er passte so gut in seine Zeit, weil er diese Persönlichkeit hatte. Er war bestimmt kein besonders heiterer und zugewandter Mensch. Das zeigen die Briefe, die im Robert-Koch-Institut verwahrt werden. Ich habe mich da durchgequält, schrecklich, kann ich nur sagen. Er fährt nach Afrika, mitten hinein in ein Kriegsgebiet und nimmt nicht zur Kenntnis, dass da ein Krieg wütet. Obwohl auch ihm klar sein musste, dass dieser Krieg dafür verantwortlich war, dass die Schlafkrankheit dort so verbreitet war. Er hielt Vorträge vor anthropologischen Gesellschaften – auch die kann man im Robert-Koch-Institut nachlesen –, und man fragt sich, welches Land beschreibt er da eigentlich. Da sind 200.000 Menschen gestorben. Aber davon schweigt er. Das ist für mich das Extrem, das durch Koch verkörpert wird: die Trennung zwischen dem, was ich unter meinem Mikroskop sehe, und dem Patienten, bzw. weiter gedacht, der Gesellschaft.

Wissenschaftsgeschichte ist ein roter Faden, der sich durch Ihr Schreiben zieht. Warum verfassen Sie darüber nicht Sachbücher, sondern Erzählungen?

Lichtwarck-Aschoff: Das ist dieser uralte Unterschied zwischen Geschichtsschreibung und Geschichten erzählen. Der eine sagt, wie es gewesen ist, der andere, wie es gewesen sein könnte. Der Antagonismus zwischen Wahrheit und Wahrhaftigkeit. Mir kommt es darauf an, dass ich mit dieser Art zu schreiben eine größere Freiheit habe, gewisse Dinge zu arrangieren, von denen ich glaube, dass sie etwas klarer machen. Im dritten Teil des Buches beschreibe ich eine fiktive Begegnung Robert Kochs mit Mary Mallon, einer irischen Einwanderin in Amerika, die jahrelang in Quarantäne verbringen musste, weil sie Trägerin des Typhuserregers war, obwohl sie nicht erkrankte. Dabei ging es mir darum, darzustellen, wie etwas, das rein rassistisch gedacht war, auch auf das Soziale angewandt wird.

Damit verbunden ist die Frage, welche gesellschaftliche Verantwortung der Wissenschaftler hat.

Lichtwarck-Aschoff: Die Verantwortung eines Wissenschaftlers liegt für mich in einer Haltung, nämlich der, dass er seinen Gegenstand untersucht und berücksichtigt, in welcher individuellen und gesellschaftlichen Umgebung er sich befindet. Er hat die Pflicht, drauf hinzuweisen, auch wenn die Dinge, die er herausgefunden hat, nicht gern gehört werden. Christian Drosten finde ich in dieser Hinsicht beispielhaft.

Wissenschaftlern wird heute aber gerne vorgeworfen, dass sie eine zu große Bedeutung für die politischen Entscheidungen haben.

Lichtwarck-Aschoff: Das sehe ich nicht so. Wissenschaft ist nicht Politik, das sind zwei Paar Stiefel. Als Wissenschaftler will ich über etwas sprechen, von dem ich etwas verstehe.

Darüber gibt es Kontroversen. Irrtümer werden als Fehler interpretiert und führen zu einem Vertrauensverlust. Wie kann man dem begegnen?

Lichtwarck-Aschoff: Das klingt vielleicht furchtbar altmodisch: mit Ehrlichkeit. Die fängt damit an, dass ich sage, wie Wissenschaft zustande kommt, wie ich zu Erkenntnissen komme, dass man die Menschen mitnimmt und Irrtümer eingesteht.

Ist das denn nicht auch ein spannendes Themenfeld für den Literaten? Fällt Ihnen eine Person ein, an der sich diese Konflikte deutlich machen lassen?

Lichtwarck-Aschoff: Daran sitze ich gegenwärtig. Ich überarbeite eine Erzählung über Kant, in der es um diese Fragen geht. Wie kommen wir zu Erkenntnissen? Wie kommen wir zur Wahrheit? Wie kann man den Gang wissenschaftlichen Denkens vermitteln? Außerdem beschäftige ich mich mit dem Chemiker Max von Pettenkofer, der die Verhältnisse berücksichtigte, in denen die Menschen lebten. Irgendwie habe ich den Eindruck, der Pettenkofer könnte eine gute Gestalt für eine Geschichte über die Verantwortung des Wissenschaftlers sein.

Zur Person:

Michael Lichtwarck-Aschoff, geb. 1946, lebt in Stadtbergen bei Augsburg und war Intensivmediziner am Klinikum Augsburg. Seit seinem Ruhestand 2011 veröffentlicht er Erzählungen. Er wurde unter anderem mit dem Schwäbischen Literaturpreis ausgezeichnet. Sein neues Buch „Robert Kochs Affe. Der grandiose Irrtum des berühmten Seuchenarztes“ (240 Seiten, 24 Euro) ist bei Hirzel erschienen.

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