Der Wissenschaftler Wolfgang Frühwald ist tot
Walter Frühwald zählte zu den Großen der deutschen Forschungslandschaft. Im Alter von 83 Jahren ist der Augsburger jetzt gestorben.
„Lebe wohl, lebe ewig wohl!“ Dem Abschied hat Wolfgang Frühwald ein kleines Buch gewidmet, vor zehn Jahren, da war er schon emeritiert und somit der Mühe des Wissenschaftsbetriebs ledig, da konnte er sich den schönen Seiten seines Metiers, der Literaturwissenschaft, widmen. Von der Allgegenwart des Abschieds als Teil des Lebens ist in dem Büchlein die Rede, vom Scheiden der Menschen und dem Wechsel der Lebensstufen, gar vom Glück des Abschieds.
Am Freitag galt es Abschied zu nehmen von Wolfgang Frühwald, der vor wenigen Tagen ganz plötzlich gestorben ist. 83 Jahre alt ist Frühwald geworden, und man kann wohl sagen: Er hatte ein erfülltes Leben. Die Geborgenheit des gebürtigen Augsburgers in seiner schwäbischen Heimat, im katholischen Glauben und vor allem in der Ehe mit seiner Frau Viktoria, in der Familie mit fünf Kindern und elf Enkelkindern ist da gewiss an erster Stelle zu nennen.
Dann aber folgt die außergewöhnliche Karriere in der deutschen Forschungslandschaft: Fünf Jahre lang, von 1992 bis 1997, steuerte Frühwald als Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft die Wissenschaftspolitik der Republik. Anschließend wurde er Präsident der Alexander-von-Humboldt-Stiftung, Mitbegründer der International University Bremen, Mitglied der Naturforschungsakademie Leopoldina, des Stiftungsrats für den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und der Jury für den Gerda-Henkel-Preis.
Für sein Wirken wurde Frühwald vielfach ausgezeichnet
Basis seiner Arbeit und zugleich Herzensangelegenheit war und blieb ihm die Literaturwissenschaft. Nach dem Abitur am Augsburger Gymnasium bei St. Anna studierte Wolfgang Frühwald an der Universität München, wo er, nach einem Intermezzo an der Trierer Universität, fast 30 Jahre lang als Professor lehrte und forschte. Publikationen über Johann Wolfgang von Goethe, Joseph von Eichendorff, Clemens Brentano und Adalbert Stifter entsprangen seiner Forschungstätigkeit. Frühwald mischte sich aber auch immer wieder mit Denkschriften wie „Die Autorität des Zweifels“ in die Rezeption von Natur- und Technikwissenschaften ein. Für sein Wirken wurde er vielfach ausgezeichnet – von diversen Bundesländern und viermal von der Bundesrepublik Deutschland.
Auch an den Diskursen in seiner Heimatstadt Augsburg beteiligte er sich im Ruhestand engagiert, etwa mit Vorträgen zur Erinnerungskultur und auch als Jury-Vorsitzender des Augsburger Wissenschaftspreises für interkulturelle Studien. Wer ihm bei solchen Gelegenheiten in den vergangenen Jahren begegnete, erlebte einen immer heiteren, zugewandten und interessierten Menschen.
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