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Porträt
17.05.2018

Der sanfte Diktator vom Neuburger Birdland Jazzclub

Manfred Rehm im Birdland Jazzclub Neuburg.
Foto: Reinhard Köchl

Manfred Rehm was als 16-Jähriger Mitbegründer des Clubs. In den 60 Jahren seither hat er ihn zum international gerühmten Treffpunkt der Szene gemacht.

Und Diktaturen funktionieren doch! Behaupten mit einem Augenzwinkern zumindest einige, die sich um den Birdland Jazzclub Neuburg herum auskennen. Dabei kommt ihnen weniger der Name Kim Jong Un in den Sinn als vielmehr der von Manfred Rehm. „Sein“ Birdland gibt es allen zeitweiligen pessimistischen Prognosen zum Trotz nach wie vor. Dass der gemeinnützige Verein hinter dem Club in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag feiern kann, liegt in erster Linie an ihm. Dem Diktatoren-Vergleich widerspricht Rehm nicht einmal. Er steht nur schweigend da und lächelt.

Die Frage sei erlaubt: Wo wäre das Birdland mit seinen rund 250 zahlenden Mitgliedern, wenn der Club in der Vergangenheit wie ein normaler Verein geführt worden wäre? Keinesfalls da, wo er heute steht. Natürlich braucht es wie überall im deutschen Vereinswesen eine Vorstandschaft, um die Gemeinnützigkeit nicht in Frage zu stellen. Aber die gewählten Birdland-Funktionsträger wissen alle um ihre Rolle, halten sich diskret im Hintergrund und agieren nur, wenn der große Vorsitzende es verlangt. Denn nur Manfred Rehm hält die Fäden in einem der ältesten Jazzclubs Deutschlands in der Hand. Es ist sein Lebenswerk, das er durch viele Tiefen begleitet hat und dessen Höhen er seit einigen jahren mit Genugtuung zur Kenntnis nimmt. „Ich wusste immer, dass unserer zeit irgendwann kommen würde.“

Er sagt „unsere“ und „wir“ und meint damit tatsächlich den Club, die durchaus beachtliche Familie der Enthusiasten, die ihm zuarbeitet und es geschafft hat, den Jazz in einer bayerischen Kleinstadt zu etablieren, sie sogar zu einer der ersten Adressen Europas aufsteigen zu lassen. Allerdings kann man es ruhig auch als Pluralis Majestatis verstehen. Denn Rehm hatte schon immer eigene Vorstellungen, wie die Sache in Neuburg ablaufen sollte.

Der Jazz war gerade richtig gegen das Spießbürgertum

In den Anfangsjahren war er als staunender Teenager mit am Start. Eine Handvoll vom US-Radiosender AFN infizierter junger Menschen aus Neuburg hatte da beschlossen, „sich vom Rock’n’Roll sowie anderen Radaufabrikaten zu distanzieren“ (wie die lokale Zeitung damals schrieb), aber auch dem eigenen Protest gegen das Spießbürgertum der Nachkriegsära Ausdruck zu verleihen. Jazz hieß die Losung – damals hochaktuell, „dufte“ und renitent genug, um Widerhaken ins gesellschaftliche Fleisch zu schlagen. Als der legendäre Posaunist Albert Mangelsdorff 1962 zum ersten Konzert nach Neuburg kam, entbrannte ein regelrechter Glaubenskrieg zwischen Klassik-Liebhabern und Bebop-Fans. Rehm hat die Leserbriefe alle aufgehoben.

Selbst als die erste Euphorie um 1965 herum verflog und der Gründungsvorsitzende Helmut Viertel nach Burghausen versetzt wurde (wo er die „Burghausener Jazzwoche“ ins Leben rief), hielt der Vermessungsbeamte Rehm das Fähnlein aufrecht. Das Birdland hatte jedoch längst keine Heimat mehr, weil die Kleinstadt-Gastronomen den ungeliebten Verein von Lokal zu Lokal schubsten. Ein Zustand, den Rehm erst 1985 beenden, ein paar Jahre später sogar in ein Traum-Happyend überführen konnte. Seit 1991 residiert der Jazzclub in einem freigelegten Kellergewölbe der ehemaligen pfalzgräflichen Hofapotheke in der Altstadt, einem Ambiente, über das Musiker aus aller Welt sowie Besucher ins Schwärmen geraten. Ein Erfolg, den er wie immer im Alleingang erzielte. „Damit konnte ich mir einen Jugendtraum erfüllen: eine Veranstaltungsstätte, die es mit den großen Jazzclubs in New York aufnehmen kann.“

Konzerte zu veranstalten, mag die eine Sache sein. Ein Stammpublikum zu generieren und den Namen Birdland fest im Bewusstsein der Jazzfans zu verankern, eine andere. Rehm suchte und fand Alleinstellungsmerkmale, die Neuburg von anderen Einrichtungen dieser Art unterscheidet. Der Flügel beispielsweise, ein Bösendorfer Grand Piano 200, den Oscar Peterson höchstpersönlich aussuchte. Dazu die Veranstaltungsreihe „Art Of Piano“, die vor wenigen Tagen ihre 200. Auflage erlebte. Außerdem gilt der Club als Vorreiter bei der Bekämpfung eines überaus gesundheitsschädlichen Jazzklischees: Einige Jahre, bevor Bayern 2010 ein entsprechendes Gesetz erließ, gab es im Birdland bereits rauchfreie Konzerte. Seit 2011 kooperiert Rehm mit dem Bayerischen Rundfunk, der jährlich aus Neuburg das „Birdland Radio Festival“ überträgt. Und anlässlich des jetzigen runden Geburtstages gibt es ab 27. Mai im Neuburger Schloss eine große Fotoausstellung mit den eindrucksvollsten Motiven aus sechs Jahrzehnten.

Das Birdland gilt als einer „der besten Clubs weltweit“

Bei all dem geht es dem Mann, den sie in Neuburg längst respektvoll „Impresario“ nennen, ausschließlich darum, in anderen Menschen dasselbe Feuer zu entfachen, das ihn selbst vor 60 Jahren entflammen ließ und noch immer lichterloh brennt. Sein Ruf als seriöser, großzügiger Veranstalter mit Herzblut eilt ihm bis in die USA voraus, wo Weltstars nicht müde werden, das Birdland als „einen der besten Clubs weltweit“ zu preisen.

Das „System Rehm“ mag unorthodox und anachronistisch wirken. Doch jeder ertrug es bislang geduldig, keiner murrte. Das Modern Jazz Quartet ebenso wenig wie Stars wie Stéphane Grappelli, Michel Petrucciani, Charlie Haden, Esbjörn Svensson, Cecil Taylor, Diana Krall, Lee Konitz, Dave Brubeck, Michael Wollny, Till Brönner und viele andere – nicht zu vergessen Musiker aus der einheimische Szene, die ebenso ihre Auftrittsmöglichkeiten bekommen. Das eigentliche Verdienst Rehms besteht darin, das Schreckgespenst des chronischen Draufzahlgeschäftes außen vor zu halten. Schlau nutzt er ortsspezifische Besonderheiten wie zum Beispiel die Jazzleidenschaft des Geschäftsmannes Fritz von Philipp, der Kulturmäzenatentum alter Schule betreibt. Auch die jahrzehntelange Unterstützung der Stadt Neuburg hält den Jazz-Dampfer weiter auf Kurs, selbst wenn der Anteil der einheimischen Besucher allenfalls bei zehn Prozent liegt. „Der große Rest kommt von auswärts, aus Augsburg, München und Ingolstadt, bei besonderen Konzerten sogar aus anderen Bundesländern“, bilanziert der Club-Chef.

Bliebe nur noch die Frage, wie es mit dem Jazz in der Donaustadt weitergehen soll. Rehm ist inzwischen 76, aber noch immer topfit und voller Pläne und Ideen, die er in gewohnter Manier entweder allein in die Tat umsetzt oder an seine willfährigen Helferlein weitergibt. Widerspruch zwecklos. „Meine Nachfolge wird auf keinen Fall mehr ehrenamtlich funktionieren können. Dazu ist der Zeitaufwand einfach viel zu groß“, hat der Birdland-Tribun erkannt. Schon allein deswegen gibt es eigentlich nur eine Lösung: Lang lebe die Diktatur des Swing!

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