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Buchhandel
05.10.2010

Die Bücherwelt ändert sich

Buchbinderei: Ist ein altes Handwerk vom Untegang bedroht?
Foto: dpa

Die Frankfurter Buchmesse ist ein Event. Sie startet jetzt und wird Tausende Besucher anziehen. Grund genug, um zu prüfen, wie es um eine traditionelle Branche bestellt ist.

Herr Idrizovic bringt ein Buch mit. "Da steht alles drin", sagt er. Also alles, was zu diesem Thema gesagt werden muss. Auf dem Buchdeckel sieht man eine sehr große, gut gefüllte Bücherwand und davor zwei schöne Ledersessel mit gerader Lehne. Was Herrn Idrizovic aber vermutlich am besten gefällt, ist die Zeile über diesem Bild: "Die große Zukunft des Buches" steht da und Herr Idrizovic ist keiner, der bei einem solchen Titel etwa müde lächelt oder gar den Kopf schüttelt.

Nein, er ist einer, der den Finger auf den Einband legt und sagt: "Es ist so, wie es Umberto Eco hier schreibt. Das Buch ist perfekt wie ein Rad." Warum also sollte dem bang sein, der ein perfektes Produkt verkauft? Idrizovic, Vorname Kurt, seine Buchhandlung in Augsburg hat er kurzerhand nach deren Adresse benannt, "Buchhandlung am Obstmarkt". Nur ein Raum, aber ein schöner. Die Wände cremeweiß, die Möbel im Bauhausstil. Die Regale hat er vor acht Jahren hinausgeworfen. Lieber legt er die Bücher so hin, dass man den Titel sehen, sie einfach in die Hand nehmen, ein wenig blättern und dann ... Ja dann am besten natürlich kaufen kann.

Worum es in dieser Geschichte ja auch geht: ums Bücherkaufen und -verkaufen. Und davon, wie es sich verändert hat. Kurt Idrizovic hat für das Gespräch aber nicht seinen Laden, sondern ein Café nebenan namens Thalia vorgeschlagen und sagt mit einem Grinsen: "Das passt doch." Denn wenn übers Bücherverkaufen gesprochen wird, muss man auch über Thalia sprechen.

Jedenfalls über Buchhandelsketten, über Nonbooks, über Kaminecken und Rolltreppen. Und natürlich übers Internet, über elektronische Lesegeräte, eben über all das, was dazu geführt hat, dass es deutschlandweit nicht mehr 5000 Buchhandlungen wie vor zehn Jahren, sondern nur mehr etwa 4000 gibt, Tendenz stark sinkend. Und dass die drei Großen - Weltbild mit Hugendubel, Thalia, Amazon - mittlerweile mehr als 40 Prozent des Umsatzes für sich verbuchen. Soweit zu den Zahlen.

Nun wieder zu den Menschen und zu Kurt Idrizovic, der sich in seinem Stuhl zurücklehnt und erst einmal von alten Zeiten erzählt: zum Beispiel von einem seiner ersten Besuche in der damals neuen Buchhandlung Pustet in Augsburg, Ende der 70er, und was ihm da so gefiel: dass nämlich ein junger Verkäufer nur ganz lässig fragte: "Servus, alles klar?", und keiner ihn von oben bis unten musterte auf seine Tauglichkeit als Kunde. "Damals hatten die Menschen vor Buchhandlungen ja noch Schwellenangst", sagt Kurt Idrizovic: "Das gibt es heute nicht mehr."

Wer heute ein Buch kaufen will, wird nicht mehr am Eingang vom Fachverkäufer abgepasst, muss sich weder als Goethe-Experte noch als Habermas-Kenner ausweisen. Er muss sich nicht einmal bemühen, gescheit zu schauen. Er kann sich nämlich einfach zu Hause vor den Computer setzen, ein bisschen durchs Web surfen und dann einmal klicken - das reicht bei Amazon als Kaufbestätigung für registrierte Kunden. Zweimal schlafen - dann ist das Buch meist da.

Er kann es aber auch ganz anders machen: Wenn Kurt Idrizovic morgens seinen Computer hochfährt, dann sind da meistens schon Mails von Kunden. Manche schreiben auch einfach nur eine SMS, und wenn sie das ein paar Minuten vor achtzehn Uhr tun, dann liegt ihr Buch am nächsten Tag abholbereit im Laden. "Früher hatten Buchhändler den Raum voller Bücher und irrsinnige Lagerkosten", sagt Idrizovic, "heute kann man den Laden schlank machen." In die Tiefe gehen, nicht in die Breite. Kein Bücherhorten, sondern ausgewähltes Bücherpräsentieren, weil täglich frühmorgens ein Fahrer die Ware anliefert, selbst sogar auf- und wieder abschließt.

Klingt also soweit alles gut, worauf Kurt Idrizovic aber gar keine Lust hat, ist auf Seife. Man könnte auch Teelichter schreiben. Oder Gewürzmischungen. Seife steht in dem Fall für sogenannte Nonbooks, - Mitnahmeware, die Umsatz bringt. "Davon verstehe ich nichts", sagt Kurt Idrizovic. Seife verkauft er daher nicht, auch wenn es verführerisch wäre. Ein Euro im Einkauf, acht im Verkauf, keine Buchpreisbindung!

Und damit nun einige hundert Meter weiter zu Anja Völlger, Geschäftsführerin der Pustet-Filiale in Augsburg. Sie bittet ins hauseigene Café im ersten Stock, links stehen die Regale mit theologischer Literatur, rechts geht's ums Kochen. Dass es so leise ist, liegt am blauen Teppichboden und daran, dass die meisten Menschen hier das Naheliegendste tun: Lesen. Anja Völlger sagt, was auch Kurt Idrizovic sagt. Dass der Markt in Augsburg sehr voll ist, die Kunden immer besser informiert und anspruchsvoller sind. Und dass jeder Buchhändler sein eigenes Profil stärken, dem Kunden so etwas Ähnliches wie ein Zuhause geben muss.

"Service ohne Ende", heißt eine ihrer Antworten auf die Frage, wie es weitergeht. Oder: "Wir wollen einen sozialen Raum bieten, in dem man auch gerne länger bleibt." Und: "Man muss das Buch viel mehr inszenieren." Einen Mehrwert jenen geben, die nicht nur über die Internetseite der Buchhandlung bestellen wollen, sondern lieber im Laden herumstöbern. Und vielleicht auf dem Thementisch zu Wildkräutern oder aber auf dem zu argentinischer Literatur überraschend fündig werden. Und die sich freuen, wenn das Buch mit einem dünnen, transparenten Papier eingeschlagen ist, auf dem die persönliche Bewertung eines Pustet-Mitarbeiters zu lesen ist.

Im besten Falle steht der dann noch einige Meter entfernt und lächelt einen an. Anja Völlger empfiehlt im Übrigen Alina Bronskys "Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche". Anja Völlger gesteht aber auch, dass ihr Antworten fehlen. Wie vermutlich der ganzen Branche, die rätselnd noch im Umbruch steht. "Ein Patentrezept gibt es momentan nicht."

Was tun, wenn Anwaltskanzleien ihre Fachliteratur zum Paketpreis im Internet runterladen? Und was machen, wenn es vielleicht auch hier einmal so weit ist wie in Finnland, wo die Kinder in ihren Schultischen eingebaute Bildschirme haben? "Die brauchen keine Schulbücher mehr", sagt Anja Völlger. Wenn also einfach immer mehr gedruckte Inhalte sich in digitalisierte Inhalte verwandeln? Buchhandlungen als Download-Stationen? Schwer vorstellbar. Eher noch als Gemischtwarenladen mit noch mehr sogenannten Nonbooks im Angebot - Stifte, Geschenkpapier und Seife.

Und damit wieder einige hundert Meter weiter zu Michael Winter, Filialleiter bei Thalia in Augsburg. Er trägt ein Namensschild mit den Firmenfarben Grün-Blau und reicht einem gleich eine Pressemappe, in der sich das Neueste zur Thalia-Unternehmensgruppe findet. 238 Filialen in Deutschland, 3900 Mitarbeiter.

In der Pressemappe steht: "Der OYO kommt." Das ist ein eigener eReader, über den man sich in einem E-Book-Shop direkt seinen Lesestoff herunterladen kann. "Jederzeit und ganz ohne Computer." In der Broschüre steht auch, dass Thalia damit seine Multichannel-Kompetenz unterstreicht. Was das ist, erklärt Michael Winter so: "Der Kunde kann sein Buch im Internet bestellen und dann entscheiden: Möchte ich es nach Hause geschickt bekommen oder es im Laden abholen."

Vielleicht geht er aber auch gleich in den Laden und greift einfach ins Regal - Vorteile einer sogenannten "Haben-Buchhandlung, in der man meist alles gleich mitnehmen kann". Multichannel bedeutet also, der Kunde kann verschiedene Wege gehen. Hauptsache, sie führen zu Thalia, einem der zwei Branchenriesen.

Wie es mit Riesen so ist, sie haben nicht den besten Ruf: Trampeln im Buchland umher, machen die Kleinen platt, hinterlassen Bestseller-Einöden, in der wenige Einkäufer über das Buchsortiment von Hunderten Filialen bestimmen. Das ist es, was man den Giganten vorwirft. Und dass die Verlage sich vor ihnen beugen müssen.

Wenn er als kleiner Buchhändler beim Verlag bestelle, dann gebe es 35 Prozent, sagt Kurt Idrizovic. Auf der Frankfurter Buchmesse manchmal auch 40 Prozent. "Das war jahrzehntelang Standard." Dann kamen die Großbuchhandlungen und bei denen "reden wir plötzlich über 50 Prozent." Was bedeutet: "Thalia verdient am Buch deutlich mehr." Gegen dieses System hat er etwas, sagt Kurt Idrizovic, nichts aber gegen Michael Winter, der einen bittet, sich bei Fragen zur Einkaufspolitik direkt an die Pressestelle zu wenden.

Kurt und Michael, die beiden duzen sich, mögen sich, sitzen zusammen im Literaturteam Augsburg und organisieren dort zum Beispiel den Literarischen Salon im Theater Augsburg, bei dem Büchermenschen aller Art über Neuerscheinungen sprechen.

Auch Meinolf Krüger zählt dazu, Inhaber des Augsburger Taschenbuchladens, und damit noch ein letzter Adresswechsel: Während es bei Thalia eine Rolltreppe gibt und zum Beispiel eine Fachbuchabteilung, in der man sich wie in einer Bibliothek niederlassen kann, führt bei Meinolf Krüger eine schmale Wendeltreppe in den ersten Stock und im Erdgeschoss ist eine schmale Bank mit rotem Kissen, auf der man sich ausruhen kann.

Thementische gibt es nicht. Auch keinen Kamin samt internationaler Ecke. Dafür Schaufenster, in denen Krüger gerne auch die Bücher kleiner Verlage drapiert, "die sonst nicht sichtbar wären". Wenn ein Kunde ein Buch dringend benötigt, er es aber nicht im Regal stehen hat, ruft er bei Kollegen an. "Dann schicke ich den Kunden zum Beispiel zum Kurt." Trotz unterschiedlicher Strategien gehe es doch allen um dasselbe. Um, wie Umberto Eco schreibt, die große Zukunft des Buches.

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