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Porträt
10.09.2018

„Die Musik sucht mich“

„Es geht vor allem um Aufrichtigkeit“: Tony Joe White. <b>Foto: Joshua Black Wilkins</b>
Foto: Joshua Black Wilkins

Tony Joe White hat Songs geschrieben, die durch Stars wie Elvis oder Tina Turner bekannt wurden. Dabei ist der Mann aus den Südstaaten selbst ein fabelhafter Interpret

Nashville Verkannte Genies brauchen eine gehörige Portion Leidensfähigkeit. Das bedeutet: Tatenlos mit ansehen zu müssen, wie andere die Früchte der eigenen Arbeit ernten. Den „Carmen“-Komponisten George Bizet nannten sie zu Lebzeiten einen Stümper, den Dichter Friedrich Hölderlin einen durchgeknallten Irren und Herman Melville, dem Autor des Jahrhundertromans „Moby Dick“, attestierten sie gar einen Dachschaden. Erst weit nach ihrem Tod widerfuhr allen jene Anerkennung, die ihnen schon viel früher gebührt hätte.

Muss man sich deshalb um den quicklebendigen Tony Joe White Sorgen machen? Muss man das stereotype Klagelied vom vergessenen Helden anstimmen, den Kritiker wie Kollegen unglaublich toll finden, der aber vom Publikum weitgehend unbeachtet an der Schwelle des Vergessens von einem gerechteren, einem erfolgreicheren Leben träumt? Immerhin hätte der Mann gleich mehrere Gründe dazu. Seine größten Songs kennt jeder, ihn selbst aber bis dato allenfalls Spezialisten. „Polk Salad Annie“, die Hymne auf jene Dame, die gerne Steckrübensalat verzehrt, mutierte ab 1969 zur funkigen Erkennungsmelodie von Elvis Presley. „Steamy Windows“ bringt jeder reflexartig mit Tina Turner in Verbindung, ebenso wie „I’m A Southern Man“ mit Roy Orbison. Ähnliches gilt für „Look Of Love“ (Dusty Springfield), „Did Somebody Make A Fool Out Of You“ (Eric Clapton) oder „Problem Child“ (Willie Nelson). Jeder kennt „Rainy Night in Georgia“, das vor allem Brook Benton, aber auch Granden wie Ray Charles, Joe Cocker, Rod Stewart oder Randy Crawford zugeordnet werden kann. Aber eigentlich nie Tony Joe White. Warum nur?

Man könnte schlussfolgern, der inzwischen 75-Jährige habe sich mit diesem Schicksal abgefunden. Schließlich lässt es sich auch von den Tantiemen ganz gut leben. Ist aber nicht einmal ein Teil der Wahrheit. Vielleicht wollte Tony Joe White ja auch gar nicht mehr. Hauptsächlich Musik entwerfen, sich verwirklichen, aber weitgehend außerhalb des menschenfressenden Business, das Charaktere bis zur Unkenntlichkeit verbiegt. Früher, Anfang der 1970er Jahre, da schnupperte er hin und wieder selbst an den süßen Töpfen des Profits und ging manch windelweichen Kompromiss ein. Wer weiß, welchen Verlauf seine Karriere genommen hätte, wenn er nach den Überraschungscoups seiner ersten Platten „Black And White“ (1968), „Continued“ (1969) und „Tony Joe“ (1970) weiter auf diesem Kurs geblieben wäre. Seit diesen Anfängen gilt er als Erfinder des Swamp Funk oder Swamp Blues. Ein urwüchsiger, rauer und doch subtiler Stil, auf das Allernötigste reduziert: verzerrte Gitarre, Bass, Drums und seine Stimme. Trotz aller schroffer Unnahbarkeit ansteckend bis zur Suchtgefahr.

Sein Kellerbass brummelt an diesem Septemberabend ein überraschendes Bekenntnis: „Ich habe es eigentlich immer genossen, wenn andere meine Songs sangen, denn nahezu alle diese Musiker waren meine Heros“. Jetzt, auf der Zielgeraden eines ungewöhnlichen Künstlerlebens, nach all den Exkursen in verschiedene Gefilde und die Hoheitsgebiete anderer, lässt Tony Joe White seinem inneren Puls freien Lauf. Das aktuelle Werk trägt den Titel „Bad Mouthin’“ (Yep Roc Records/H’Art). Blues, aufrichtig, gradlinig, echt und kratzig wie ein hochprozentiger Rachenputzer mit Geschichten aus der Anfangszeit wie „Cool Town Woman“ oder „Stockholm Blues“ sowie bekannten Gassenhauer wie „Baby Please Don’t Go“. Wer John Lee Hookers „Boom Boom“ als energisch bohrendes Staccato über einen schießwütigen Kerl schätzt, der wird von Whites gedrosselter Fassung zunächst irritiert und dann höchstwahrscheinlich begeistert sein.

Im schlurfenden Südstaatendialekt erzählt der notorische Schattenmann von den Anfangsjahren, als er Lightnin’ Hopkins, Hooker und den Blues entdeckte, Elvis in den Klubs coverte und daraus die Inspiration schöpfte, selbst etwas zu komponieren, bis er dann schließlich seinen Namen auf dem Cover des „King“ lesen durfte. Heute läuft es umgekehrt: Als Rausschmeißer von „Bad Mouthin’“ hat Tony Joe White Elvis’ „Heartbreak Hotel“ auf seine ureigene Art gebrandmarkt. Ein Album voller roher, bewusst unfertiger Stücke. Keine perfekt aufgemotzten, knallbunten Pop-Meisterwerke, sondern ungeschliffene, graublaue Skulpturen. „Ich habe mich immer als Bluesmusiker gefühlt und versucht, das Erbe dieser großartigen schwarzen Jungs zu bewahren. Denn Blues ist nichts anderes als die reine Wahrheit. Und ich möchte so authentisch wie möglich bleiben, bis ans Ende meiner Tage.“

Aus diesem Grund schrappt White auch 2018 noch auf einer völlig zerkratzten 1965er Fender Stratocaster herum und stöpselt diese seit Jahr und Tag in seinen Fender Deluxe Amplifier Baujahr 1951 ein. Für seine persönliche Reminiszenz an den Blues, die Musik seiner Kindheit in den Sümpfen, greift er diesmal jedoch überwiegend zur akustischen Gitarre und bläst Mundharmonika. Dazu dieser fast geflüsterte, irgendwie auch verletzlich wirkende Nuschelgesang. Ein weißer John Lee Hooker, nicht nur wegen der Sonnenbrille und der wettergegerbten Haut. „Es geht vor allem um Aufrichtigkeit gegenüber anderen, aber auch gegenüber sich selbst“, sagt er. Die große rote Linie in seinem Leben.

Sollte es überhaupt eine Art von Restzweifel gegeben haben, irgendwo und irgendwann einen Zug verpasst zu haben, so sind diese längst verschwunden. Keiner drängt ihn mehr, niemand will ihn in diese oder eine andere Richtung bugsieren. Tony Joe White sitzt einfach nur auf der Veranda seines Hauses in Franklin/Tennessee, etwa 60 Kilometer von Nashville entfernt, blickt über sein idyllisch wild wucherndes Grundstück, saugt die Dämmerung mit ihren milchigen Nebelschleiern in sich auf, das Singen der Vögel, das Zirpen der Grillen, das Summen der Mücken und lässt es einfach geschehen. „Ich höre zu und warte. Irgendwann passiert es dann: Mir fällt eine Melodie oder eine Hookline ein, ein Fragment, etwas Unfertiges, das ich dann wochenlang in meinem Kopf mit mir herumtrage. Daraus entsteht oft ein Song. Ich suche nicht mehr krampfhaft nach Musik - die Musik sucht mich.“

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