Direktorenwechsel und Jubiläum am Bauhaus
Dessau-Roßlau (dpa) - 100 000 Besucher begaben sich 2008 auf die Spuren von Gropius, Klee, Kandinsky, Feininger und Co. in Dessau (Sachsen-Anhalt). 2009, wenn das Bauhaus an seinen drei Wirkungsstätten Weimar, Dessau und Berlin seinen 90. Geburtstag feiert, wird ein noch größerer Andrang erwartet.
"Ich gehe hundertprozentig davon aus, dass wir dann mehr Besucher haben werden", sagte Omar Akbar, der zum Jahreswechsel nach zehn Jahren aus dem Amt geschiedene Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau, kurz vor seinem Abschied. Erstmals werden auch Exkursionen zu den drei Domizilen der weltbekannten Hochschule geboten. "Wir haben verschiedene Touren entwickelt", sagte Akbar, der die Aktivitäten für 2009 noch mit organisiert hat und am 1. März vom Berliner Architekten Philipp Oswalt abgelöst wird.
Der Architekt Walter Gropius (1883-1969) gründete 1919 im thüringischen Weimar das "Staatliche Bauhaus", eine Hochschule für Gestaltung. Jedes Produkt sollte seine Funktion erfüllen, haltbar, günstig und schön sein. Diese Idee wurde Grundlage des modernen Industriedesigns und der Architektur. Mangels Unterstützung und aus politischen Gründen zog das Bauhaus 1925 nach Dessau um. 1932 wurde die wichtigste deutsche Hochschule für Gestaltung des 20. Jahrhunderts auch von dort vertrieben. Danach existierte sie noch einige Monate in Berlin.
Dort widmet sich 2009 im Martin-Gropius-Bau eine große gemeinsame Jubiläumsschau den drei Bauhaus-Etappen. "Wir steuern etwa ein Drittel der Exponate bei", sagt Akbar. Es handle sich vor allem um Objekte aus der Dessauer Zeit der Hochschule. Unter den 240 Ausstellungsstücken, die für einige Monate nach Berlin ausgeliehen werden, sind Möbel, Zeichnungen und teils noch nie gezeigte Architekturentwürfe aus den Jahren 1930-32. Als besondere Blickfänge gelten ein Schrank und ein Toilettentisch aus dem Weimarer Haus am Horn. Es war zur ersten großen Bauhaus-Ausstellung 1923 in nur viermonatiger Bauzeit als Versuchsprojekt errichtet worden.
Die Jubiläums-Schau "modell bauhaus" vom Bauhaus-Archiv/Museum für Gestaltung Berlin, der Stiftung Bauhaus Dessau und der Klassik Stiftung Weimar ist vom 22. Juli bis 4. Oktober in Berlin zu sehen. Danach wandert sie ins Museum of Modern Art (MoMA) in New York. "In Dessau werden wir höchstwahrscheinlich im März auch eine Schau eröffnen - als Geste zu 90 Jahre Bauhaus", sagt Akbar. Dabei handelt es sich um die erweiterte Dauerausstellung. "Wir wollen mehr von den Bauhaus-Meistern zeigen", sagt der Ex-Direktor.
Sein Nachfolger, der Berliner Architekt Philipp Oswalt, setzt auf weitere Attraktionen: "Meine Verantwortung wird sein, ein Bauhaus- Jubiläumsprogramm für Dessau zu formulieren - im bescheidenen Umfang." Oswalt will zum Beispiel eine Debatte über das Bauhaus-Image anregen. "Die Ausstellung in Berlin wird durch Opulenz überzeugen. Aber die Gefahr ist, dass das Erbe idealisiert und mystifiziert wird", meint der künftige Chef der Stiftung Bauhaus Dessau. Die Bauhaus-Stätten in Weimar und Dessau zählen seit 1996 zum UNESCO- Welterbe.
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