
Echt oder nicht?
„Das Original“ macht Theater um die Kunst
Eigentlich braucht die Bildkunst das Theater nicht, ist sie doch durch Rekord-Auktionen, Fernseh-Aktionen, Fälschungs- und Raubkunst-Prozesse selbst zum Schauspiel geworden. Aber auf der Bühne lässt sich ein Konzentrat gewinnen, das auch den Zweifel beinhaltet, den zumal die moderne Kunst in sich trägt und umso mehr von außen ertragen muss. Dafür steht beispielsweise die Französin Yasmina Reza mit ihrem Erfolgsstück „Kunst“ von 1994 und neuerdings auch der Kalifornier Stephen Sachs mit seinem Zwei-Personen-Disput „Das Original“, wobei dieser Disput um die Echtheit eines Bildes von Jackson Pollock (1912–1956) auch zur Wahrhaftigkeitsprobe der höchst ungleichen Disputanten Maude und Lionel wird. Sie ist die abgewirtschaftete Bewohnerin einer Barackensiedlung, die in einem Ramschladen für „drei Kröten“ ein Bild erworben hat als Geschenk, das dann niemand haben wollte, bis irgendein Kunstlehrer hinter diesem Farb- und Liniengespinst einen millionenschweren Pollock vermutete. Der jetzt hinzugezogene Lionel ist der Superexperte auch für Pollock, der „die Moleküle der Kunst neu angeordnet“, aber mit dieser Fälschung nichts zu tun habe. Die Kontroverse reicht (auch mit skurrilen Übertreibungen) von der Oberfläche der Leinwand enthüllend in die Tiefe der beiden Charaktere.
Es ist vorhersehbar, dass dieses Kunst-Stück nach dem geglückten Saisonstart im Torturmtheater Sommerhausen (nahe Würzburg) mit Dorina Pascu (Maude), Armin Hägele (Lionel), Oliver Zimmer (Regie) und Theaterchefin Angelika Relin (Ausstattung) auch auf anderen Bühnen durchstarten dürfte. Mit Rezas früh im Torturm gebotener „Kunst“ verlief es ähnlich. Sie wurde hier fast zu einer Hausautorin wie auch Eric-Emmanuel Schmitt. Dessen „Liebeselixier“ wird als deutschsprachige Erstaufführung (Premiere 11. Oktober) die Spielzeit beenden – nach Sibylle Bergs Komödie „Hund, Frau, Mann“ (7. Juni) und Theresia Walsers Theater-Persiflage „Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm“ (9. August).
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