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Interview
17.04.2018

Eine Architektin erklärt, warum mehr kleine Wohnungen wichtig sind

Nach dem Krieg musste rasch neuer Wohnraum entstehen wie hier die in den 50er Jahren entstandene Parkstadt München-Bogenhausen.
Foto: Kurt Otto/TU München

Wie waren die Menschen in den letzten hundert Jahren untergebracht? Und welche Wohnform ist heute nötig? Architekturexpertin Hilde Strobl gibt Auskunft.

Frau Strobl, aktuell werden 3000 Sozialwohnungen in Bayern gebaut. Das waren schon mal deutlich mehr.

Hilde Strobl: Ja, 1929 waren es fast 16000 und 1956 sogar über 37000 Wohnungen. Heute spricht man allerdings vom öffentlich geförderten Wohnungsbau, und es gibt unzählige Varianten. Das reicht von einer anteilmäßig geringen bis zur Gesamtförderung.

Was sagen diese Zahlen dann überhaupt aus?

Strobl: Dass der Druck nach den Kriegen und besonders nach dem Zweiten Weltkrieg immens gewesen ist. 1945 war in den bayerischen Städten zwischen 20 und 70 Prozent des Wohnraums vernichtet, gleichzeitig kamen 1,9 Millionen Flüchtlinge in den Freistaat. 1918 gab es zwar keine Zerstörungen, aber durch die Industrialisierung zogen in den 20er Jahren viele vom Land in die Stadt und trafen dort auf einen maroden, nie sanierten Baubestand. Wohnraum war so knapp, dass man 1919 in Bayern eine Notverordnung beschloss und Wohnungslose zwangsweise einquartiert hat.

1919 wurde allerdings auch das Recht auf eine gesunde Wohnung in der Weimarer Verfassung verankert. Ist dadurch wirklich mehr gebaut worden?

Strobl: Die Kommunen begriffen das schon als Auftrag. Die Situation war ja auch neu, der Staat hat sich vorher nicht um die Unterbringung der weniger Bemittelten gekümmert. In den 20er Jahren übernimmt er dann die Aufgaben, die seit dem 16. Jahrhundert bei den Adligen, der Kirche oder bei reichen Kaufleuten wie den Fuggern lagen. Daran hat man sich bewusst erinnert und etwa in Augsburg am Stadtrand den Eschenhof gebaut.

Dagegen hat man heute das Gefühl, Staat und Städte würden solche Aufgaben gerne wieder abwälzen.

Strobl: Die Bauaufgaben wurden jedenfalls schon ernster genommen. Natürlich steigt die Gesamtzahl der geförderten Wohnungen – bei den eingangs genannten Zahlen ist ja der Altbestand nicht mitgerechnet. Es stellt sich nur die Frage, ob das ausreicht. 1930 wurde zum Beispiel die Gemeinnützigkeitsverordnung eingeführt, das heißt, Unternehmen, die Sozialwohnungen gebaut haben, waren von der Steuer befreit. Diese Verordnung wurde 1988 abgeschafft. Das hing damals auch mit der Affäre um die Neue Heimat zusammen, da gab es beträchtliche Missstände. Mit der Abschaffung hat man allerdings das Kind mit dem Bade ausgeschüttet.

Ein beispielhaftes Projekt in Augsburg

Können die 20er Jahre für uns heute noch als Vorbild im Wohnungsbau herhalten?

Strobl: Auf jeden Fall. Auch insofern, als man Sozialwohnungen nicht einfach nur am Stadtrand, sondern in der Innenstadt gebaut hat. Das ging aber nur durch Nachverdichtung. Etwa, indem man niedrige Häuser abgerissen hat, um fünf- oder sechsgeschossige Anlagen zu errichten. Architekten wurden dazu aufgefordert, Konzepte für Kleinwohnungen zu entwickeln. In diesem Zusammenhang entstand in Augsburg auf der Lotzbeckwiese auch der Schuberthof – und später der benachbarte Lessinghof. Mit einer glatten, weißen Fassade und einem Flachdach hat der Architekt Thomas Wechs damals eine sehr moderne Wohnanlage im Stil des „Neuen Bauens“ vorgelegt. Genauso fortschrittlich war die Ausstattung der Wohnungen, etwa mit gefliesten Bädern und Küchen mit Gasherd. Durch das Angebot der verschieden großen Wohnungen sind sich Menschen aus allen Schichten begegnet, von der Näherin bis zum hohen Verwaltungsbeamten.

In dieser Zeit wurden auch die ersten Wohnungsbaugesellschaften gegründet.

Strobl: Viele Kommunen haben damals ganz praktische Konzepte entwickelt. In Augsburg ist zum Beispiel 1927 die WBG, die Wohnbaugruppe Augsburg, gegründet worden, um für minderbemittelte Bürger preiswerten Wohnraum zu schaffen. Und die Projekte sind beträchtlich, neben dem Lessing- und Schuberthof entstanden auch der Richard-Wagner- oder der Zeppelinhof.

Wie haben sich im Lauf der Jahrzehnte die Grundrisse der Wohnungen verändert?

Strobl: Was die Größe betrifft, gar nicht so sehr. Bezeichnend für den Wandel ist vielmehr die Platzierung der Küche. In den 20ern gab es eine große Wohnküche, dort war ja auch die einzige Wärmequelle, der Wamsler. In den Versuchssiedlungen wurden dann zentrale Heizungen eingebaut. Dadurch konnte man auch die anderen Räume besser nutzen. Die Küche wurde immer mehr zur Funktionsküche, in der man nur das Essen zubereitet hat. In den 50er Jahren kommt es dann zu einer Mischform von Wohn- und Kochküche. Und in den 60er und 70er Jahren werden die Grundrisse offener, was schlicht mit der verbesserten Heizungssituation zu tun hat.

"Der freie Markt allein wird die Wohnungsfrage nicht lösen": Architekturexpertin Hilde Strobl.
Foto: HS

Welchen Einfluss haben denn die technischen Geräte auf das Wohnen?

Strobl: Mit dem Aufkommen des Staubsaugers konnte man plötzlich größere Flächen Teppich sauber halten. Also wurde nun Teppichboden verlegt, das hat das Wohngefühl deutlich verändert, der Teppich sorgt ja für Wärme. Auf den Magazin-Anzeigen dieser Zeit lächeln Hausfrauen mit rot lackierten Fingernägeln, weil um sie herum nun die neuen Geräte die Arbeit machen. Einschneidend ist auch der Fernseher. Mit ihm wurde in den 50er und 60er Jahren das Wohnzimmer zum zentralen Ort der Wohnung. Couchsessel haben bald die kleinen unbequemen Stühlchen der 50er Jahre abgelöst. Das ging immer so weiter, heute ist das Wohnzimmer meistens der größte Bereich in der Wohnung.

In den großen Städten wohnen heute Singles in Räumen, die sich früher mehrköpfige Familien geteilt haben.

Strobl: Bayernweit gibt es aktuell 20,3 Prozent Einpersonenhaushalte. Und über 40 Prozent der Bewohner sind 75 Jahre und älter. Die nächsten sind dann die 20- bis 30-Jährigen, bevor sie eine Familie gründen. In München ist das extrem, im Jahr 2013 haben 55 Prozent der Bevölkerung in Einpersonenhaushalten gelebt. Zum Vergleich: Nur 9 Prozent wohnen hier in einem mehr als 5-Personen-Haushalt.

Wenn die Kinder draußen sind, muss man umziehen

Man kann den Leuten ja nicht vorschreiben, in WGs zusammenzuziehen. Aber was würde beim Wohnungsbau Sinn machen?

Strobl: Dass wir mehr kleine Wohnungen brauchen, liegt auf der Hand. Gleichzeitig sollte man aber auch an neue Konzepte denken. Im höllisch teuren Zürich ist die „Kalkbreite“ ein schönes Beispiel. Man ist Mitglied einer Genossenschaft, und wenn etwa die Kinder ausziehen und der Platzbedarf sinkt, wird man gezwungen, innerhalb der Anlage umzuziehen. Eine andere Idee verfolgt „Wagnisart“ auf dem Münchner Domagkgelände. Dort gibt es sogenannte Clusterwohnungen, das sind Ein-Zimmer-Wohnungen mit einer Teeküche, die sich um einen großen Gemeinschaftsraum gruppieren. Das ist sicher eine Lösung für Menschen, die im Alter weniger Geld haben, einen eigenen Rückzugsbereich brauchen, aber auch Anschluss suchen.

In den großen wie auch in den mittleren Städten ist die Finanzierbarkeit von Wohnraum das wirklich drängende Problem.

Strobl: Der Staat kann sicher nicht alles regeln, aber er kann die Bedingungen für den Wohnungsbau verändern und durch gezielte Fördermaßnahmen und klare Vorgaben eingreifen. Der freie Markt allein wird die Wohnungsfrage nicht lösen, zumindest daran hat sich in den letzten 100 Jahren nichts geändert.

Hilde Strobl stammt aus Augsburg und ist seit 2005 wissenschaftliche Mitarbeiterin und Kuratorin am Architekturmuseum der Technischen Universität München. Sie beschäftigt sich vor allem mit der gesellschaftsrelevanten Rolle der Architektur. Münchens Pinakothek der Moderne zeigt bis 21. Mai die von Strobl kuratierte Ausstellung „Wohnungsbau in Bayern von 1918 bis 2018“ ( Di-So 10 bis 18, Do bis 20 Uhr).

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