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Exil
07.05.2011

Eine Frau, ein Prozess und der Mut, zu stören

Pinar Selek sehnt sich in die Türkei zurück

Ingolstadt Nun hat sie es doch gewagt und ist nach Istanbul geflogen. Und nicht einmal heimlich. „Wir haben uns große Sorgen gemacht“, schimpft auf der Bühne Christa Schuenke und blickt mit liebevoll strengem Blick zu Pinar Selek. Den Pass hätte man ihr abnehmen können, sie wieder verhaften, am Ende doch für Jahrzehnte hinter Gitter schicken, aber… Nichts dergleichen ist passiert, obwohl über ihren Besuch und ihr neues Buch gleich fünf renommierte türkische Zeitungen auf den Titelseiten berichteten.

Und so steht Selek nun in Ingolstadt am Mikrofon. Neben ihr Christa Schuenke, Vizepräsidentin des Schriftstellerverbandes Pen, der zum Auftakt seiner Jahresversammlung in den Spiegelsaal des Kolpinghauses eingeladen hat. „Ein Abend“, wie es Schuenke formuliert, „an dem wir eine Reise von einer Schreckenskammer der Menschenverachtung zur nächsten unternehmen.“

Der Rücken gerade, die Hände geballt

Pinar Selek ist der letzte Gast auf dem Podium, auf dem zuvor auch schon Autoren aus Minsk, die chinesische Pen-Präsidentin oder die iranische Feministin Mansoureh Shojaee ihre Geschichten erzählt haben von staatlicher Gewalt, von Folter, vom Verlust der Heimat. „Writers in Exile“ nennt sich das Programm des Pen, zu dessen Stipendiaten seit Dezember 2009 auch Selek zählt. Ihre Geschichte unterscheidet sich von den anderen nur insofern, als sie sie mit einem Lächeln vorträgt. Der Rücken gerade, die Hände geballt.

Ihre kurze Reise in die Türkei, sagt sie, habe sie nicht nur unternommen, um ihr neues Buch vorzustellen – nach mehreren soziologischen Werken nun ein Roman, sondern natürlich auch, um damit die demokratischen Kräfte zu unterstützen. „Das war meine Aufgabe.“ Selek ist in der Türkei eine Ikone, mehr als 100000 Menschen haben sich einer Kampagne „Gerechtigkeit für Pinar Selek“ angeschlossen, darunter der Nobelpreisträger Orhan Pamuk. Hierzulande ist es unter anderem dessen Kollege Günter Grass, der für sie kämpft. Ein prominenter Fall durch und durch. Und vermutlich doch noch nicht abgeschlossen, auch wenn das Landgericht im Februar Pinar Selek zum dritten Mal freisprach. Zwei Tage später legte der Staatsanwalt erneut Revision ein. Ihren zwölf Jahre andauernden Prozess vergleicht die 39-Jährige oft mit einem Marathon. Aber sie sagt auch: „Ich habe Hoffnung.“

1998 soll die Soziologin zusammen mit einem Komplizen in einem Gewürzbasar in Istanbul eine Bombe gezündet haben. So lautet die immer wiederkehrende Beschuldigung der Justiz. 36 Jahre Isolationshaft forderte zuletzt der Staatsanwalt. Zweieinhalb Jahre im Gefängnis hat sie bereits hinter sich, in der man ihr die Arme auskugelte, sie mit Elektroschocks auf der Kopfhaut quälte. Ihre Zelle teilte sie mit 70 Frauen. Heute seien die Zellen kleiner, sagt sie, weniger Gefangene, weniger Trost auch nach den Torturen.

Dass auf dem Gewürzbasar damals keine Bombe, sondern eine Gasflasche explodierte, ist mittlerweile bewiesen. Worum es in diesem Fall eigentlich geht: Pinar Selek störte, stört noch immer. Damals mit einer Studie, für die sie Kämpfer der verbotenen kurdischen PKK über ihr Verhältnis zur Gewalt befragte und die Namen der Interviewpartner später der türkischen Justiz nicht bekannt gab. Heute mit Werken über die türkische Armee, wie das zuletzt erschienene Sachbuch „Zum Mann gehätschelt, zum Mann gedrillt“. Und sie stört mit ihrem Ruhm, der einen Besuch von ihr in Istanbul zum Ereignis für die Titelseiten macht. Vielleicht kann sie im Sommer zurückkehren – Rücken gerade, Hände geballt –, nachdem über die Revision entschieden worden ist. In Berlin, sagt Pinar Selek, lasse es sich sehr gut leben. Wunderbare Freunde auch hier. Aber eben doch: Exil.

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