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Wissenschaft 
26.07.2018

"Fake Science": Die Fälschung des Wissens

Die Welt der Wissenschaft wird zum Chaos, die Suche nach Wahrheit zum Drahtseilakt
Foto: freshidea, stock.adobe.com

Ein weltweites Betrugssystem höhlt die Verlässlichkeit der Forschung aus. Die Auswirkungen auf Medizin, Technik und Politik könnten uns alle betreffen.

Es ist ein weltweiter Angriff auf das Fundament der Wissenschaft; ein systematisches Sägen an den Grundpfeilern der Forschung, auf denen die Fortschritte etwa in der Medizin, Entscheidungen in der Politik, Erfolge in der Wirtschaft fußen. Und die beiden Krisen der vergangenen Jahre kommen hier zu einem umfassenden, die Zukunft gefährdenden Phänomen zusammen.

Da war zum einen die immer lauter werdende Klage, dass Wissenschaft sich durch die Finanzierungspartnerschaften mit der Industrie immer mehr und immer unkritischer nach ihrer ökonomischen Verwertbarkeit richte. Und da war zum anderen – gipfelnd in den weltweiten Protesten des „March of Science“ vergangenes Jahr – die Sorge: Mit regierenden Ignoranten wie Donald Trump herrscht die Willkür der Macht über die Erkenntnisse der Forschung, werden Fakten einfach durch Meinungen wegzuwischen.

Und jetzt kommen eben manipulierender Kommerz und zersetzende Relativierung zusammen. In sieben Monate langen Recherchen nämlich haben Süddeutsche Zeitung und NDR offengelegt, wie ein milliardenschweres Betrugssystem die Verlässlichkeit der Wissenschaft untergräbt und damit das Grundsätzlichste und Wichtigste aller Forschung bedroht – ihre Glaubwürdigkeit. Und bevor es zu dabei zutage geförderten, in der Tat erschütternden Details samt Verwicklung von Nobelpreisträgern, von Industrieriesen wie Bayer und von Leugner eines menschengemachten Klimawandels, zum Grundsätzlichen. Man muss schließlich wissen, wie die Forschung ihre Qualitätsstandards sichert, um verstehen zu können, wie dessen Aushebelung funktioniert. Sodass am Ende – womöglich zwischen zwei Studien zweifelnd, die gegensätzliche „Fakten“ etwa zum Glyphosat aufführen – keine Antwort mehr möglich erscheint auf die Frage: Wem noch glauben? Wie bei „Fake News“ gilt bei „Fake Science“: ohne verlässliche Instanzen keine Orientierung.

Das Nadelöhr der Prüfung und der Druck zur Veröffentlichung

Für Glaubwürdigkeit bürgen in der Welt der Wissenschaft wesentlich Fachjournale wie Science, in denen neue Studien veröffentlicht werden, und Fachkongresse, auf denen Erkenntnisse vorgestellt werden. Was dort präsentiert wird, so die Gewähr, wurde gewissenhaft von Experten geprüft und nicht nur für seriös befunden, sondern auch: für neuartig und relevant. Mit diesem Qualitätsstempel wir Forschung gelenkt und Aufmerksamkeit erzeugt. Und darauf basierend wiederum werden Gesetze geschrieben und Fördergelder vergeben, werden Medikamente zugelassen und politische Entscheidungen getroffen. Kein Wunder also, dass der Andrang, in einem dieser Journale veröffentlicht oder zu einem Vortrag bei einem dieser Kongresse eingeladen zu werden, gigantisch ist. Zumal der Publikationsdruck auf Wissenschaftler immens ist, gerade wenn sie am Beginn einer Karriere stehen. Ein Nadelöhr also – und eines, das durch die hohen Anforderungen einen finanziellen Background verlangt, den Forscher aus ärmeren Ländern kaum haben.

Aber gerade aus dem Versuch, dieses Problem entschärfen, indem im Internet Ausweichstellen als „Open Source“ angeboten wurden, hat sich das jetzt dramatisch wachsende Problem entwickelt. Denn als Geschäftsmodell haben sich im Netz nun neue Journale gegründet, die die Veröffentlichung von Studien anbieten und auch Kongresse veranstalten. Und zwar Abertausende. Allein der in Indien gegründete Omics-Verlag zeichnet für 700 Journale verantwortlich, in denen pro Jahr 50.000 Artikel erscheinen, und für etwa 3000 Konferenzen im Jahr. Die Veröffentlichung kostet, einen Vortrag zu halten kostet – damit hat Omics, so die SZ , zwischen 2011 und 2017 rund 50 Millionen Dollar eingenommen. Kommerzielle Konkurrenz für die Arrivierten – wo ist das Problem?

Einfallstor für Quacksalber und Lobbyisten

Es liegt darin, dass es keinerlei verlässliche Qualitätskontrolle beim Veröffentlichten gibt. Die Journalisten versuchten es etwa mit frei erfundenen Studien zum Bienenprodukt Propolis als Heilmittel gegen Darmkrebs (der Autor hieß auch noch: „R. Funden“) oder gar von einem Computerprogramm erstellten Zufallstext – und wurden angenommen. Andererseits, so zeigten die Recherchen, haben auch Forscher der renommiertesten Institute wie Helmholtz, Max Plack und Fraunhofer in solchen Journalen publiziert. Man kann also nicht sagen, dass alles hier veröffentlichte Mist wäre. Was vielleicht noch schlimmer ist. Denn so steht das Hochseriöse erst mal und für den Laien sowieso ununterscheidbar neben dem Quacksalber – und dem Lobbyisten.

Denn nachweislich haben auch Mitarbeiter von zwölf der 30 Unternehmen aus dem Dax hier publiziert, BMW, Siemens, Airbus … Von Bayer etwa zu einer Studie über „Aspirin plus C“, mit dem Eindruck, die Arznei habe eine deutlich besser Wirkung als das deutlich billigere Basisprodukt – was geprüfte klinischen Studien aber gar nicht hergäben. Nachweislich auch eine Studie, mit der ein personell mit der AfD in Verbindung stehendes „Europäisches Institut für Klima und Energie“ seine Haltung unterfüttert. Und nachweislich sind auch die Anträge von Pharmafirmen auf Zulassung neuer Medikamente mit Hinweisen auf Veröffentlichungen in jenen Journalen bewährt – als vermeintliches Gütesiegel. Nur eben ohne dessen eigentliche Bedeutung. Wenn man es denn weiß.

„Raubverlage“ werden die Anbieter genannt. Die Branche wächst, die amerikanische Analysefirma Cabell’s beziffert die Zahl der bei ihnen veröffentlichten Journale heute auf 8700, nach noch rund 4000 im vergangenen Jahr – und der deutsche Nobelpreisträger Stefan Hell sagte in der am Montag ausgestrahlten ARD-Doku „Die Lügenmacher“, das sei Betrug „mit System“. Denn auch mit Forschern seines Formats als Impressarios werben Verlage wie Omics auch – ohne deren Wissen.

Die Scham der Opfer und Nutznießer

So steht die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft vor einer wachsenden, womöglich existenziellen Herausforderung. Zum Wachstum beigetragen haben auch die Forscher. Sie mögen zunächst Opfer der aus der Verlegenheit vor dem Nadelöhr lockenden Raubverlage geworden sein. Aber ob aus Scham oder Sorge vor Rufschädigung statt Renommee: auch nach dem Besuch von offenkundig nicht als seriös zu identifizierenden Konferenzen schwiegen die meisten. Obwohl laut SZund NDR rund 5000 Forscher bereits in Raubverlagen veröffentlich haben, stießen die Journalisten auf reichlich Überraschung und Unkundigkeit.

Das zeigt, was wohl der erste Schritt in eine möglichst glaubwürdige Wissenswelt sein muss: die Identifikation der Fälscher, das Erstellen von schwarzen Listen, die die Räuber aufführen. Und von weißen Listen mit verlässlichen Instanzen. Denn es gibt nun mal keinen direkten Weg zur Wahrheit – er führt unweigerlich über die Stationen des möglichst geprüften Wissen.

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