Figaro und Facebook - Opernpremiere in München
München (dpa) - Man nehme sieben Geheimdienst-Agenten, die Datenschutz-Diskussion um Facebook und Co. - und Mozart. Heraus kommt das Musiktheaterprojekt "Intrigo internazionale (KV 492)". Bei den Münchner Opernfestspielen kam es am Mittwochabend erstmals auf die Bühne.
Im "Pavillon 21 - MINI Opera Space", dem Experimentierlabor der Festspiele, gab es viel Applaus für das Regieteam um den 1978 in Aachen geborenen Johannes Müller und die Bühnen- und Kostümbildnerin Philine Rinnert. Auch die Sänger, die fast alle eine solide musikalische Leistung ablieferten, wurden beklatscht.
Inspiriert wurde das Projekt von Mozarts "Hochzeit des Figaro". "Eine Fiktion für Agenten und Tasteninstrumente nach Motiven von W. A. Mozart", lautet der Untertitel. In der knapp eineinhalbstündigen Inszenierung geht es um die Verwicklungen in den Beziehungen der sieben Protagonisten, die schlicht Agent 1-7 heißen. Sechs von ihnen haben das gleiche Ziel: Sie wollen der siebten, koreanischen Agentin einen Koffer abjagen.
Schnell wird aber klar, dass die Kollegen nicht an einem Strang ziehen und ganz eigene Ziele verwirklichen wollen. Alle haben längst begonnen, ihre Spionage- Techniken auch im Privatleben einzusetzen. "Alle sind mindestens Doppelagenten in eigener und fremder Sache", schreibt die Oper. Immer wieder geraten sie in die Schusslinie, weil sie von ihren Kollegen und vermeintlichen Freunden verraten werden. "Der, den ich küsse, der ist es. Den ergreife", ist ein an den Verrat von Judas an Jesus angelehnter und oft gesprochener Satz.
Am Schluss zählt die übriggebliebene Agentin auf, was sie alles über ihren Liebsten ohne dessen Wissen herausfinden könnte: Welche Seiten er im Internet besucht, wo er einkauft, wie oft er beim Arzt war. "Ich liebe Dich. Aber jeder könnte mit diesen Dingen eine Bombe zünden", sagt sie. Dann geht das Licht auf der Bühne aus.
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