Das sind die Kandidaten für den Deutschen Buchpreis 2019
Wer hat den besten deutschsprachigen Roman des Jahres geschrieben? Darüber entscheidet die Jury des Deutschen Buchpreises. Auf der Shortlist finden sich Überraschungen.
„Und überhaupt, wenn je ein Land dankbar für seine Ausländer sein sollte, dann Österreich. Man muss ja nur nach Deutschland schauen, um zu sehen, wie Österreich geworden wäre, wenn rundherum nicht Tschechen, Jugos und Ungarn gelebt hätten, sondern andere Kartoffeln. Es gäbe keine gescheiten Knödel, keine schönen Leute und keine gute Musik. Österreich ohne Migranten wäre genauso fad wie Deutschland.“ Lustig, oder?
So steht es jedenfalls in einem der Romane, die auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis stehen. Die Fach-Jury, die ihren eigenen Angaben nach 203 seit Oktober 2018 erschienene Bücher „gesichtet“ hat, um den „besten deutschsprachigen Roman des Jahres“ zu küren, wurde offenkundig von dessen Autor Tonio Schachinger überzeugt. Mehr jedenfalls als von den Werken bekannterer Autoren wie Nora Bossong, Marlene Streeruwitz, Norbert Zähringer, die noch auf der 20 Titel umfassenden Longlist gestanden hatten. Jener Schachinger ist die größte Überraschung unter den sechs nun Übrigen, aus denen zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse am 14. Oktober Sieger oder Siegerin erkoren wird.
Deutscher Buchpreis 2019: Diese Bücher stehen auf der Shortlist
Die anderen fünf sind: Sasa Stanisic mit der virtuosen Identitätsbefragung „Herkunft“, Norbert Scheuer mit einer Weltkriegs-Fluchtgeschichte in „Winterbienen“, Raphaela Edelbauer mit der poetischen Krisen-Insel-Fantasie „Das flüssige Land“, Jackie Thomae mit der schicksalsschwangeren Familienaufstellung „Brüder“ und schließlich Miku Sophie Kühmel mit „Kintsugi“, einem psychologischen Kammerstück an einem märkischen See im Spätwinter. Es ist ein Debüt wie auch „Nicht wie ihr“ von Tonio Schachinger – und beide teilen sich zudem das späte Geburtsjahr 1992.
Und doch fällt vor allem er in der Liste auf. Nicht nur, weil dieser Tonio, obwohl in Neu-Delhi geboren und aufgewachsen in Nicaragua, auch in der Schreibe ein wahrer Wiener ist (dort studiert er an der Uni Germanistik und an der Akademie Sprachkunst). Er fällt auch auf, weil sein Buch sehr witzig ist – was auf dieser Liste selten vorkommt – und weil es ein Fußball-Roman ist – was auf dieser Liste vollkommen neu sein dürfte. Es geht um den aus Bosnien stammenden Ivo Trifunovic, 27, Profi beim englischen Everton, österreichischer Nationalspieler, Millionär und Bolzplatz-Philosoph. Hinreißend hirnrissig. Wir werden zum Finale noch mal genauer hinschauen …
Was bereits auf der Longlist fehlte: die mal wieder fulminante Sibylle Berg mit ihrem neuen Buch „GRM – Brainfuck“. Aber damit wurde sie nun für den Schweizer Buchpreis nominiert (neben Simone Lappert: „Der Sprung“, Tabea Steiner „Balg“, Alain Claude Sulzer „Unhaltbare Zustände“ und Ivna Zic „Die Nachkommende“).
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