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Frankfurter Buchmesse
21.10.2021

Für die Friedenspreisträgerin kennt Literatur keine Grenzen

Die Jury lobte Tsitsi Dangarembga, sie zeige „soziale und moralische Konflikte auf, die weit über den regionalen Bezug hinausgehen und Resonanzräume für globale Gerechtigkeitsfragen eröffnen".
Foto: Tsvangirayi Mukwazhi, AP, dpa

Wenn Tsitsi Dangarembga aus Simbabwe nun den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhält, hat das auch mit dem "Tagebuch der Anne Frank" zu tun.

Was macht die menschliche Qualität von Kunst und vor allem von Literatur aus? Als der große deutsche Kulturvermittler Rüdiger Safranski vor einer Woche zur Lesung in Augsburg auftrat, redete er sich darüber regelrecht in Rage. Was den Philosophen und Bestseller-Biografen erzürnte, war rückblickend die Debatte um die Übersetzungen von Armanda Gorman, jener jungen US-Dichterin, die bei Joe Bidens Vereidigung zum Präsidenten aufgetreten war und dabei weltweit für Furore sorgte. Deren Übertragung in andere Sprachen dann aber für Ärger sorgte: Denn die sollten, so hieß es letztlich bei zumeist erfolgreichen Protesten, gerade in Zeiten von „#BlackLivesMatter“ doch auch Menschen übernehmen, die dunkelhäutig wie die Autorin selbst seien. Safranski dagegen pochte vehement darauf: Gerade das sei doch wesentlich an Literatur, dass sie Verständnis für und Einfühlung in andere Menschen ermögliche, über alle Grenzen und Kulturen hinweg. Die Geschichte der Frau, die an diesem Sonntag zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse in der Paulskirche mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wird, zeigt eben dies sogar auf doppelt frappierende Weise.

Da ist zum einen die junge Tsitsi Dangarembga, die am 14. Februar 1959 in Mutoko im damaligen Rhodesien geboren wurde, in dem die weiße Regierung unter Ian Smith systematisch die schwarze Bevölkerung unterdrückte. Und mit zehn Jahren las sie dort „Das Tagebuch der Anne Frank“. Und war über alle Zeit und Grenzen hinweg so berührt, dass sie sich „natürlich in einem weniger starken Ausmaß, wie sie sagt, wiederkannte. Daraufhin habe sie sich selbst Deutsch beigebracht und sich auch für das Land zu interessieren begonnen.

Dangarembga lebt inzwischen wieder in ihrer Heimat Simbabwe

Inzwischen ist Tsitsi Dangarembga 62 Jahre alt, mit einem Deutschen verheiratet, das Paar hat drei Kinder und lebt wieder in ihrer Heimat, die längst Simbabwe heißt. Sie hatte damals dort noch Psychologie studiert, erste Theaterstücke geschrieben – und dann auch ihr erstes Buch: „Nervous Conditions“, das ihr eigenes Leben verarbeitet. Kurz danach, im Jahr des Mauerfalls kam sie nach Deutschland, um Filmregie zu studieren und schließlich im heimischen Harare eine Filmproduktion zu gründen – und dann mit ihren Filmen die Probleme zu thematisieren, die durch das Aufeinandertreffen von Tradition und Moderne entstehen, wie sie sagt.

Zum Kern kommt ihr Anliegen jedoch in der Literatur. Inzwischen hat sie an den damaligen Erstling anknüpfend eine Trilogie autobiografisch geprägter Romane veröffentlicht – und immerhin zwei davon liegen nun auch auf Deutsch vor. Jenes Debüt unter dem Titel „Aufbrechen“, von dem die britische Literatur-Nobelpreisträgerin Doris Lessing sagte: „Dies ist der Roman, auf den wir gewartet haben … dieses Buch wird ein Klassiker“; und das die britische BBC auf die Liste der 100 Bücher setzte, die die Welt verändert haben. Und der letzte der drei Teile trägt den Titel „Überleben“ (Original: „This Mounable Body“). Übersetzt von Anette Grube übrigens, die nicht dunkelhäutig ist und auch bereits Werke von Arundhati Roy, Vikram Seth und Chimamanda Ngozi Adichie ins Deutsche übertragen hat. Das mittlere Buch („The Book of Not“), bei dem laut dem deutschen Orlanda-Verlag noch rechtliche Fragen ungeklärt waren, soll 2022 folgen.

Die Autorin legt es auf die Horizontverschiebung an

Aber auch wer allein das kürzlich erschienene „Überleben“ liest, wird sofort erkennen, worum es Tsitsi Dangarembga geht: Sie legt es regelrecht auf die Horizontverschmelzung von Schreibender und Lesenden an. Denn die Geschichte, die hier nach Harare führt und von alltäglichen, die Gesellschaft noch immer prägenden Ungerechtigkeiten erzählt, ist im Du erzählt: „Du solltest aufstehen. Du hebst den Kopf und lässt ihn zurück aufs Kissen fallen. Schließlich aber stehst du vor dem Waschbecken.“ Und was jedem Lesenden dort aus dem Spiegel in jämmerlichem Zustand entgegenblickt, ist eine dunkelhäutige Frau in Simbabwe. Die ihren Job in einer Werbeagentur gekündigt hat, weil weiße Männer sich einfach ihre Ideen zu eigen gemacht haben und damit Erfolge gefeiert haben, während sie mies bezahlt und unrespektiert geblieben ist. Die aber nun feststellt, dass sich ein Mensch in ihrer Position in einem solchen Land diesen Stolz eigentlich nicht erlauben kann. Hat sie sich damit nicht auch gegen ihre Familie versündigt, die in der dörflichen Ferne ein „bettelarmes“ Leben führt, durch und durch versehrt vom Krieg – und doch von ihr, die trotz aller Schwierigkeiten studieren durfte, anderes, nämlich aus der Not Helfendes erwarten durfte?

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Scham empfindet sie, empfindest „Du“, ein persönliches Scheitern: „Bei diesem Gedanken versinkst du in einem Morast aus Schuldgefühlen. Du hast versagt und nichts aus dir gemacht …“ Und während zum Überleben zunächst nichts anderes bleibt, als in ein Mädchenheim und dann zu einer rätselhaften Witwe zu ziehen, spielen sich öffentlich auf den Straßen, aber auch in Beziehungen immer wieder Szenen ab, die von der Entwürdigung der Frauen zeugen. Und plagen sie Erinnerungen: „Ihr sprecht nicht darüber, dass Bürger unterschiedlicher Meinung waren und dass bei einem grausigen Schlachten Leichen in stillgelegte Minenschächte und in Eisenbahnwaggons geworfen wurden wie Trümmer, die ein Wirbelwind fallengelassen hat.“

Sie erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels

Und die erkennen muss: „Du gibst den Kampf gegen dein Wissen auf und gestehst endlich eine teuflische Wahrheit ein, die dir zum ersten Mal an der Universität begegnet ist. In einem Interview erklärte die ghanaische Schriftstellerin Ama Ata Aidoo, sie habe anfänglich nicht gewusst, dass sie die Hautfarbe hat, die zu haben sie schließlich erfuhr, dass das Wort schwarz keine Bedeutung für sie hatte, bis sie unter Weißen war. Damals, als du es gelesen hast, hast du gelacht und gedacht: Oh, als würden sie dich in Farbe tauchen. Jetzt, während die Ameisen in Tropfen lauwarmen Wassers aus dem verstopften Duschkopf wie wild auf dir herumkriechen, weißt du es viel besser.“ Doch diese Frau in Simbabwe, dieses Du im Spiegel der Literatur gibt nicht auf. Und sucht einen neuen Weg, für sich, für die Familie, für ein menschenwürdiges Leben, für weibliche Selbstbestimmung …

Ob das literarisch tatsächlich so überzeugend ist, dass es einen Platz unter den Finalisten für den Booker Prize im vergangenen Jahr rechtfertigt – das ist mitunter durchaus fraglich. Kein Zweifel aber besteht im menschlichen Gehalt dieser Literatur und damit am Mitfühlen der Freude von Tsitsi Dangarembga, die für ihr Engagement auch schon inhaftiert war, über den Friedenspreis: „Als jemand, der seit Jahrzehnten über mein Land schreibt, bin ich wirklich froh, dass dieser Preis die Themen meines Schreibens ins Rampenlicht rückt.“ Der Preis richte sich nach außen, „in andere Ecken der Welt“, und zeige damit, „dass wir ein Teil der globalen Gesellschaft sind, die wir jetzt haben“. Die Jury der mit 25.000 Euro dotierten Auszeichnung lobte ebenso, Tsitsi Dangarembga zeige „soziale und moralische Konflikte auf, die weit über den regionalen Bezug hinausgehen und Resonanzräume für globale Gerechtigkeitsfragen eröffnen“. So sei es. (mit dpa)

Tsitsi Dangarembga: Überleben. Übersetzt von Anette Grube, Orlanda Verlag, 350 S., 24 Euro

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