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Kunst
17.04.2019

Gegen das Klischee

Mit dem 1902 erschienenen Band „Die Völker der Erde“ hat sich die Künstlerin Rajkamal Kahlon auf vielschichtige Weise auseinandergesetzt. Das faszinierende Ergebnis hängt nun an einer Wand der Mewo-Kunsthalle in Memmingen.
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Mit dem 1902 erschienenen Band „Die Völker der Erde“ hat sich die Künstlerin Rajkamal Kahlon auf vielschichtige Weise auseinandergesetzt. Das faszinierende Ergebnis hängt nun an einer Wand der Mewo-Kunsthalle in Memmingen.
Foto: Matthias Becker

Rajkamal Kahlon hinterfragt in Memmingen historische Inszenierungen des Fremden. Das fesselt – und fordert heraus

Staunend steht man vor dieser Wand in der Mewo-Kunsthalle in Memmingen: Die Künstlerin Rajkamal Kahlon hat die gut zehn Meter lange und über drei Meter hohe Fläche mit bearbeiteten Buchseiten drapiert. Nicht mit irgendwelchen: Sie entstammen dem zweibändigen Band „Die Völker der Erde – eine Schilderung der Lebensweise, der Sitten, Gebräuche, Feste und Zeremonien aller lebenden Völker“, den der Stuttgarter Zoologe, Biologe und Pädagoge Kurt Lampert 1902 herausbrachte. Kahlon hat daraus ein eigenes Kunstwerk geschaffen, das den Betrachter fasziniert, irritiert und herausfordert.

Regelrecht auseinandergenommen hat Kahlon das zweibändige Werk, das sie einst in einem Antiquariat entdeckt hatte. Als eine Art Skizzenbuch verwendete die Künstlerin es, bearbeitete vor allem die Schwarz-Weiß-Fotografien und Zeichnungen der herausgetrennten Seiten mit Stift, Pinsel und Farbe. Erstmals ist im ersten Stock der Mewo-Kunsthalle nun das Gesamtwerk mit 300 Arbeiten zu bewundern. 2017 hatte Kahlon 70 Arbeiten im Weltmuseum in Wien gezeigt. Als Mewo-Leiter Dr. Axel Lapp diese sah, war er beeindruckt und lud die Künstlerin nach Memmingen ein.

In ihrer Arbeit „Völker der Erde“ montiert Kahlon vielfach Symbolhaftes in die alten Fotografien: Deutschlandfahnen halten beispielsweise Frauen und Mädchen von armenischen Kaufmannsfamilien in Händen; einem sitzenden Mädchen aus dem birmanischen Mandalay hat sie ein riesiges, blutverschmiertes Kochmesser in die Hand gedrückt, das aus ihrem Schoß herauszuwachsen scheint; auf der Kopfbedeckung eines arabischen Scheichs und Stammeshäuptlings thront eine Drohne.

Nicht von ungefähr geht es in vielen Bearbeitungen um Gewalt, vor allem um koloniale. „Ich möchte die Gewalt zeigen, die in solchen Abbildungen unterschwellig mitläuft“, sagt sie. Viele der in Lamperts Buch zur Schau gestellten Porträts präsentieren halb nackte Menschen, denen die Künstlerin ihre Würde wiedergibt, indem sie sie mit Kleidung versieht. Besonders eindringlich tut sie dies in einer großformatigen Serie, in der sie acht schwarz-weiße Frauen-Porträts von einst farbig bearbeitet hat. Diese Frauen sehen nun fast wie Models von heute aus.

Mitunter greift Kahlon zu drastischen Mitteln, zeigt Blut, Bilder von Erhängten, Gefolterten und Ertrinkenden. Abu Ghraib, Guantánamo und die Flüchtlingskatastrophe auf dem Mittelmeer sind allgegenwärtig. Kahlon führt auch ganz verschiedene Seiten und Menschen zu einem Paar zusammen, etwa einen russischen Kutscher mit einem nordamerikanischen Indianerhäuptling: Aus dessen Mund wächst eine Art Kette, die sein Pedant auf der anderen Seite umgarnt.

Kahlons Kunst ist eine feinsinnige und auch humorvolle Gegenrede zu scheinbar klaren historischen Positionen und deren bildhaften Inszenierungen. Geschickt deckt sie Macht- und Gewaltstrukturen auf, zeigt das Politische hinter dem Ethnographischen. Das historische Material bleibt stets sichtbar, wie in der neunminütigen Videoarbeit „Peoples of Afghanistan“: In die hochauflösenden Wärmebilder eines US-Kampfhubschraubers hat Kahlon Porträt-Fotos afghanischer Männer, die in den 1960er Jahren entstanden sind, kopiert.

Die Porträts in Lamperts Buch zeigen Menschen – und auch wieder nicht. Zu sehen sind Stereotype. Staunend ergötzten sich an solchen Abbildungen wohl die Menschen im deutschen Kaiserreich. So also sieht es aus in der Fremde: Primitiv und wild sind dort die Menschen, haben sich manche vielleicht gedacht. Aber auch ein Autor wie Karl May, der die Abenteuer seiner Helden in fernen Welten am Schreibtisch halluzinierte, dürfte sein Menschenbild aus solchen Büchern bezogen haben, meint Mewo-Leiter Lapp. Ist das Bild vom Wilden gefestigt, ist es nur noch ein kleiner Schritt zu dessen Ausbeutung. Daran beteiligte sich auch das Deutsche Reich, das 1914 über das flächenmäßig drittgrößte und bevölkerungsmäßig über das viertgrößte Kolonialgebiet verfügte. „Ich war erstaunt, dass viele Deutschen glauben, Deutschland hätte keine Kolonien gehabt“, sagt Kahlon. Aus heutiger Sicht ebnete ein ethnografisch angelegtes Buch wie Lamperts „Die Völker der Erde“ den Boden für die menschenverachtende Ideologie der Nazis. Auch dies wird in Kahlons Kunst deutlich.

(bis 25. August) Dienstag bis Sonntag (auch Feiertag) 11 bis 17 Uhr.

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