Geiger Linus Roth ist ein Virtuose und Talentschmied
Linus Roth ist selbst ein hervorragender Geiger – und dazu noch ein gesuchter Pädagoge. Jetzt hat er dem Augsburger Violinwettbewerb seinen Stempel aufgeprägt.
Auf Leopold Mozart, den gebürtigen Augsburger und Vater von Wolfgang Amadé, hält Linus Roth große Stücke. Denn Leopolds "Gründliche Violinschule", jenes epochale Lehrwerk von 1756, bildet einen Grundpfeiler der Arbeit des Violinprofessors Roth mit seinen Schülern am Augsburger Leopold-Mozart-Zentrum. Was lag bei diesem Bezug somit näher, als die künstlerische Leitung des Leopold-Mozart-Violinwettbewerbs, der heute zum zehnten Mal an den Start geht und wieder aufstrebende Talente aus aller Welt in Augsburg versammelt, in die Hände von Linus Roth zu legen?
Linus Roth geht virtuos mit seiner Stradivari um
Umso mehr, als Roth nicht nur ein gesuchter Pädagoge, sondern selbst ein virtuoser Konzertgeiger ist. International gefragt, versteht er sich auf die großen orchesterbegleiteten Violinkonzerte ebenso wie auf die reinen Solowerke, vorneweg Bachs Sonaten und Partiten – für Roth „die Bibel“ der Violinmusik, die er auf seiner Stradivari von 1703 in faszinierende Klanglandschaften zu verwandeln vermag.
Darüber hinaus hat sich Roth den Ruf erspielt, ein Spezialist für die Musik der Moderne zu sein. Ganz besonders setzt er sich für einen Komponisten ein, der noch vor 15 Jahren weithin vergessen war, inzwischen aber als eine der interessantesten Stimmen des 20. Jahrhunderts gilt: Mieczyslaw Weinberg. Durch seine Einstudierungen wie durch CD-Aufnahmen hat Roth dazu beigetragen, den polnisch-russischen Komponisten wieder ins Gedächtnis zurückzurufen, vor ein paar Jahren gehörte er sogar zu den Gründern der internationalen Weinberg-Gesellschaft.
Der Augsburger Violinwettbewerb trägt Roths Handschrift
Roth wurde 1977 in Ravensburg geboren und hat seine künstlerische Prägung durch so ausgezeichnete Lehrer wie Zakhar Bron und Ana Chumachenco erfahren. Während seiner Studienzeit war er Stipendiat der Anne-Sophie-Mutter-Stiftung, mehrfach auch erster Preisträger bei Wettbewerben. Seit sechs Jahren ist er nun Geigenprofessor in Augsburg, eine Verpflichtung, die er keineswegs nur als Sicherheitspfand für die Solistenkarriere verstanden wissen will. „Ein Werk, das ich einmal unterrichtet habe“, argumentiert er, „das spiele ich selber hinterher anders. Das sinkt tiefer in mich hinein.“
Roths markante künstlerische Handschrift trägt nun auch der Augsburger Violinwettbewerb. Er hat die Zahl der Teilnehmer halbiert auf 28 und die Wettbewerbsrunden von vier auf drei reduziert. In genau einer Woche wird der Mozartpreis vergeben, und wie das geigerische Profil des Gewinners beschaffen sein sollte, darüber hat Linus Roth schon jetzt sehr deutliche Vorstellungen: kein technisch zwar fehlerloser, gestalterisch jedoch kalter Notenspieler, sondern ein herzbewegender Künstler.
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